KTG Agrar: „Mit Fosun haben wir den idealen strategischen Partner“
Der Einstieg von Fosun bei KTG Agrar sorgt für neue Möglichkeiten bei der Gesellschaft. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de macht KTG-Vorstandschef Siegfried Hofreiter deutlich, welche Pläne er für den chinesischen Markt hat. Er spricht über die Themen Refinanzierung und Investitionsquote sowie über die laufende Erntesaison. Auch über die Prognose für 2015 sowie über die künftige Umsatzverteilung gibt Hofreiter im Interview Auskunft.
www.4investors.de: Mit Fosun bekommen sie einen neuen Großinvestor. Welche Erwartungen haben sie an den Einstieg von Fosun?
Hofreiter: Mit Fosun haben wir den idealen strategischen Partner. Er wird zweiter wichtiger Ankeraktionär, unterstützt uns bei der Refinanzierung zu günstigeren Konditionen und treibt unser operatives Geschäft voran. Letzteres ist sicher entscheidend und hat am Ende den Ausschlag gegeben. Gemeinsam mit Fosun haben wir die Chance, in wenigen Jahren einen Markt mit riesigem Potenzial zu erschließen.
www.4investors.de: 620.000 Aktien will Fosun von der Familie und institutionellen Investoren erwerben. Ist eine weitere Aufstockung des Anteils möglich oder angedacht?
Hofreiter: Die Beteiligung von rund neun Prozent ist ein erster Schritt.
www.4investors.de: Kann China für sie der Markt der Zukunft werden? Wie gehen sie dort weiter vor?
Hofreiter: Wir analysieren den chinesischen Markt seit 2014 und sind von den Chancen überzeugt. Nach mehreren lokalen Lebensmittelskandalen ist in China die Skepsis gegenüber heimischen Produkten groß. Das Beispiel Milchpulver zeigt, dass Chinesen für Qualitätsware aus Europa bereit sind, einen deutlichen Preisaufschlag zu zahlen. Die chinesische Mittel- und Oberschicht kann sich dies leisten und wir sprechen dabei über eine Zielgruppe von 350 Millionen Menschen – mehr als die gesamt Bevölkerung der USA. Wenn nur 1 Prozent der Zielgruppe regelmäßig zu unseren Produkten greifen, erzielen wir Umsätze im deutlich zweistelligen Millionenbereich.
www.4investors.de: Könnten sie künftig auch in China vor Ort Agrarprodukte herstellen oder bleiben sie auf Deutschland und die Nachbarländer fokussiert?
Hofreiter: Wir konzentrieren uns auf unser Alleinstellungsmerkmal: KTG produziert Qualitätsprodukte im Herzen Europas und hat dabei vom Saatgut über die Verarbeitung bis zur Verpackung alles in einer Hand. Als Marktführer bei Braugerste hat unsere Beteiligung Mackprang bereits ein starkes Standbein in China. Dies war auch ein wesentlicher Grund für die Übernahme. Wir werden Mackprang zur zentralen Handels- und Logistik-Plattform der gesamten Gruppe weiterentwickeln. Neben Braugerste werden Bio-Soja, Müslis, Tiefkühlprodukte und für den chinesischen Markt entwickelte Nudelgerichte den Kern unseres Export-Sortiments bilden.
www.4investors.de: Fosun wird sie bei der Refinanzierung unterstützen. Können sie dies etwas genauer erläutern?
Hofreiter: Wir haben bereits eine erste Zusage in Höhe von 50 Millionen Euro zu einem attraktiven Zinssatz. Insgesamt sprechen wir über einen Finanzierungsrahmen im unteren dreistelligen Millionenvolumen.
www.4investors.de: Im September muss eine Anleihe über 40 Millionen Euro refinanziert werden. Diese ist angeblich mittels Privatplatzierung und der Anleihe aus dem Vorjahr bereits refinanziert. Stimmt diese Rechnung so? Ist die Refinanzierung wirklich fix?
Hofreiter: Mit der Anleihe 2014/2019 haben wir im vergangenen Jahr die Refinanzierung bereits frühzeitig gesichert.
www.4investors.de: Wie war der Sommer für ihre Ernte? Zu warm, zu trocken? Eine Rekordernte ist vermutlich nicht in Sicht?
Hofreiter: Wir beginnen jetzt gerade erst mit der Ernte, daher ist es für ein Fazit noch etwas zu früh. Wir werden in diesem Jahr keine Rekordernte wie in 2014 sehen – und das ist gut so. Denn grundsätzlich gilt, dass niedrigere Ernten durch höhere Preise überkompensiert werden. Daher sind niedrige Ernten unterm Strich besser fürs Geschäft – auch wenn ich als Landwirt am liebsten ein bis unters Dach gefülltes Lager sehe.
www.4investors.de: Wird auch künftig die Nahrungsmittelsparte rund 50 Prozent des Umsatzes generieren während Agrar- und Energiesparte jeweils rund 25 Prozent dazu beitragen?
Hofreiter: Der Nahrungsmittelbereich wird in den kommenden Jahren der Wachstumsmotor sein – für Umsatz und Gewinn. KTG hat in den vergangenen Jahren eine einzigartige Wertschöpfungskette vom Feld bis zum Teller aufgebaut. Die Potenziale daraus für unsere Marken „Frenzel Tiefkühlkost“, die übrigens gerade zum zweiten Mal in Folge von der Lebensmittel-Zeitung als Top Marke ausgezeichnet wurde, „biozentrale“ und „Die Landwirte“ sind längst noch nicht ausgeschöpft und wir haben bereits die Kapazitäten geschaffen, um den Umsatz in diesem Geschäftsbereich nochmals von 100 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro zu verdoppeln. Mit der steigenden Auslastung wird sich auch die EBIT-Marge verbessern.
www.4investors.de: Experten erwarten, dass ihre Investitionsquote immer weiter sinkt und in den kommenden Jahren nur noch bei rund 5 Prozent liegen wird. 2014 betrug sie noch 15 Prozent. Ist das eine realistische Annahme?
Hofreiter: Ja. Wir haben in den vergangenen Jahren massiv in Ackerland, Biogasanlagen und den Aufbau der Nahrungsmittelsparte investiert. Mit Erfolg: equinet sieht den Buchwert je Aktie bei 26,80 Euro. Dabei berücksichtigen die Analysten stille Reserven im Ackerland-Bestand in Höhe von 69 Millionen Euro. Weitere stille Reserven wie beispielsweise der Mehrheitsanteil an der ebenfalls börsennotierten KTG Energie AG, Windeignungsgebiete oder Agrarimmobilien sind nicht inbegriffen. Auch operativ zahlen sich die Investitionen mehr und mehr aus. Wir haben in 2014 mit der Erntephase begonnen und werden sie in den kommenden Jahren fortsetzen, indem wir Umsatz- und Ergebnis steigern. Zudem gibt es erhebliche Synergiepotentiale die wir heben werden.
www.4investors.de: Ihre Prognose ist bisher eher nebulös formuliert. Die Ertragsphase soll konsequent fortgesetzt werden, mit dem Ziel, das Eigenkapital durch Wachstum von Umsatz und Ertrag weiter zu stärken. In den kommenden zwei bis drei Jahren wollen sie einen Umsatz von 500 Millionen Euro generieren. Können sie für 2015 konkreter werden?
Hofreiter: Als Landwirt sind wir von Natur aus mit kurzfristigen Prognosen vorsichtig. Klar ist, dass wir in den kommenden Jahren konsequent die Früchte unserer Investitionen ernten werden. Durch die Übernahme im Biogasbereich Anfang 2015 haben wir unsere Kapazität auf mehr als 60 Megawatt erhöht. Nach der Integration der akquirierten Standorte wächst der Umsatzsockel bis 2016 auf über 90 Millionen Euro und der EBITDA-Sockel auf 28 Millionen Euro bis 29 Millionen Euro. Zum Vergleich: Dies entspricht mehr als 50 Prozent des EBITDA der gesamten KTG Gruppe im Jahr 2014.