Raiffeisen: Griechenland-Krise, AMD, Alcoa und Staatsanleihen im Blickpunkt
Österreich stockte gestern zwei Anleihen mit Laufzeit bis Oktober 2019 (AT0000A19XC3) bzw. Oktober 2025 (AT0000A1FAP5) wie geplant um in Summe EUR 1,2 Mrd. auf. Die durchschnittliche Emissionsrendite lag bei 0,128 % bzw. 1,144 %. Deutschland war mit einer 2026 fällig werdenden inflationsindexierten Anleihe aktiv (DE0001030567) und nahm EUR 1 Mrd. auf. Für heute ist die Aufstockung einer Anleihe mit 2-jähriger Restlaufzeit um EUR 3 Mrd. geplant. Griechenland will heute 6-monatige Schatzanweisungen über EUR 1,25 Mrd. begeben. Käufer solcher Papiere sind quasi ausschließlich griechische Banken. Wie zu erwarten brachten gestern weder das Eurogruppe-Treffen noch der Gipfel der Staats- und Regierungschefs in der Griechenlandcausa eine Lösung. Die griechische Regierung scheint es mit einer solchen auch nicht sonderlich eilig zu haben, erschien sie doch ganz ohne neue Reform- und Sparvorschläge beim Gipfel. Die sollen die Hellenen nun bis Donnerstag vorlegen. Am Sonntag wird es dann den „entscheidenden“ EU-Sondergipfel geben, an dem entschieden werden soll, ob man auf Basis der von Seiten der griechischen Regierung bis dahin unterbreiteten Vorschläge mit den Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket beginnen wird. Fiele das Votum positiv aus, würde man sich wohl rasch auf eine Brückenfinanzierung einigen, bis alle Details eines Hilfsprogramms geklärt wären und ein solches durch die jeweiligen nationalen Parlamente abgesegnet wäre. Laut Kommissionspräsident Juncker sei man aber auch auf ein Scheitern der Verhandlungen vorbereitet und habe „ein detailliertes Grexit-Szenario“ ausgearbeitet. Die Banken, denen nach Informationen aus griechischen Finanzmarktkreisen das Bargeld trotz Abhebungslimit heute oder morgen ausgehen dürfte, werden wohl frühestens im Laufe der nächsten Woche wieder öffnen. Wohlgemerkt nur bei einer Einigung auf dem Gipfel am Sonntag.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte haben sich zu Handelsbeginn ob der fehlenden Fortschritte im griechischen Schuldendrama recht zögerlich gezeigt, wobei der anhaltende Kursrutsch in China für zusätzlich schlechte Stimmung sorgte. Allerdings verkehrte sich das Bild für die wichtigsten US-Aktienindizes im Handelsverlauf allesamt ins Positive. Bei den US-Einzelwerten brachen die Papiere von Advanced Micro Devices (AMD) um 15 % ein, nachdem der Chiphersteller am Vorabend nach Börsenschluss mitgeteilt hatte, dass der Umsatz im zweiten Quartal wegen der schwachen Nachfrage nach Computern stärker als zuvor erwartet gesunken sei. Die US-Berichtssaison wird heute traditioneller Weise durch die nachbörsliche Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse von Alcoa eröffnet. Im Fahrwasser der negativen Entwicklung an den chinesischen Börsen musste auch der japanische Nikkei 225 deutlich Federn lassen und beendete den Handelstag signifikant im negativen Bereich. Gemäß den aktuellen Futures-Indikationen ist an den wichtigen europäischen Handelsplätzen von einer positiven Börseneröffnung auszugehen.
Credit
Der Spread des iTRAXX Main (Investmentgrade) weitete sich auch gestern um zwei Basispunkte aus. Treiber hierfür waren vor allem höhere Risikoprämien bei rohstoffbezogenen Unternehmen (Anglo American, Glencore). Telecom Italia kündigte gestern ein Tender Offer für ausstehende EUR Anleihen (2017, 2018, 2019) und zwei Serien an USD Anleihen im Gesamtvolumen von bis zu EUR 1,5 Mrd. an. Das Angebot seitens des Unternehmens ist bis zum 15. Juli gültig. Das Ankaufprogramm von Covered Bonds der EZB fiel letzte Woche unter EUR 1,5 Mrd. aus. Somit erreichte dies eines der geringsten Volumina seit Beginn des Programms (Oktober 2014). Als Ursache dafür sehen wir eine geringe Sekundärmarktliquidität als auch der ausbleibende Primärmarkt in diesem Segment.
China
Chinas Aktienmärkte setzen heute ihren steilen Abwärtstrend fort. Um 8 Uhr lag der HSCEI mit 5 % im Minus, der Shanghai Composite mit 4,5 %. Mittlerweile haben bereits 1.300 Unternehmen den Handel ihrer Aktien einstellen lassen, was unserer Einschätzung nach die Ängste der Investoren eher verstärkt. Die Notenbank stellt zusätzliche Liquidität zur Verfügung, regierungsnahe Unternehmen unterstützen den Markt mit Käufen. Derzeit zeichnet sich allerdings noch keine Beruhigung ab.
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