Commerzbank: Der Durchhänger des US-Konsums ist vorbei – Einkommen und Ausgaben im Gleichklang
Zum Jahresauftakt hatten die Konsumausgaben in den USA Sorgen bereitet, waren sie doch deutlich hinter der realen Einkommensentwicklung zurückgeblieben, die von den fallenden Kraftstoffpreisen begünstigt worden war. Unter dem Strich verlief die Entwicklung von Einkommen und Ausgaben dank des Aufholeffekts der letzten Monate – von temporären Divergenzen abgesehen – im Gleichklang. Dies dürfte auch in den kommenden Quartalen so bleiben. Denn die Haushalte haben ihre in der Vorkrisenzeit aufgebaute Verschuldung soweit abgebaut, dass sie keinen Anlass sehen, die Sparquote zulasten der Ausgaben weiter zu erhöhen; aber auch keinen, sie zurückzufahren – dafür ist die schmerzliche Erfahrung mit zu hohen Schulden noch zu frisch.
Zinsen und Anleihen
Über die Verhandlungen mit Griechenland ist alles gesagt. Die Finanzminister werden am Wochenende weiter verhandeln. Das offizielle Hilfsprogramm läuft noch bis zum Dienstag. Wird es nicht verlängert, verliert Griechenland den Anspruch auf weitere Kredite im Umfang von 7,2 Mrd. Euro. Am 10. Juli werden aber griechische Staatsanleihen in Höhe von 2 Mrd. Euro fällig. Da die Konjunkturdaten gestern keine Überraschungen lieferten und es – außer den üblichen Gerüchten zum Verlauf der Verhandlungen – keine Meldungen mit Substanz zur Griechenlandkrise gab, kam es zu keinen großen Kursausschlägen an den Rentenmärkten. Laut der Umfrage der GfK sind die Verbraucher in Deutschland mit Blick auf ihre künftigen Einkommen sehr zuversichtlich und sehen derzeit wenig Anlas zum Sparen. Damit hätte die Geldpolitik einen ihrer Wirkungskanäle erreicht. Die Sparneigung in Deutschland sinkt, somit dürfte der private Verbrauch auch in den kommenden Quartalen Wachstumsimpulse liefern. In den USA boomt der Konsum noch stärker als in Deutschland. Allein im Mai stiegen die Ausgaben der privaten Haus-halte um 0,6% ggü. dem Vormonat. Selbst wenn die Ausgaben im Juni nicht weiter steigen sollten, würde dies einen Anstieg im zweiten Quartal von annualisierten rund 3% bedeuten und spräche für einen gesamtwirtschaftlichen Zuwachs von deutlich über 2%. In den USA liegt es aber nicht an der sinkenden Sparneigung der Verbraucher, dass der Konsum boomt, sondern vor allem an den vielen neugeschaffenen Stellen. Zudem beginnen die Amerikaner allmählich, das, was sie an den Tankstellen sparen, anderswo aus-zugeben (vgl. „Im Blickpunkt“).
Aktien
Der europäische Aktienmarkt blieb auch gestern ein Spiegelbild der Nachrichtenlage bzw. Gerüchteküche hinsichtlich Griechenlands. Letztendlich wechselten sich negative Nach-richten und Kommentare, die von Hoffnung auf eine Einigung sprachen, ab. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und Hoffnung auf eine Einigung scheinen die meisten Marktteilnehmer immer noch zu haben. Denn obwohl es gestern keine Fortschritte gab und Finanzminister Schäuble sogar von einem Rückschritt sprach, notierten die Indizes am Ende kaum verändert. Auf der Branchenseite gaben Grundstoffwerte (-1,3%) am stärksten nach, während Medienwerte, angetrieben von den Übernahmeaktivitäten im französischen Medien- bzw. Telekomsektor (Numericable/Bouygues - Vi-vendi/Telecom Italia), die Gewinner anführten. Bei den Einzelwerten fiel zudem Hennes&Mauritz (-3,2%) auf. Die Zahlen zum 2. Quartal enttäuschten. Am US-Markt drückte die griechische Hängepartie die Indizes nach gutem Start doch noch ins Minus. Daran konnten auch recht ordentliche Konjunkturdaten und wieder stärker aufkommende Fusions- und Übernahmenachrichten nichts ändern. Hier gab es diverse Nachrichten im Gesundheitssektor (u.a. Aetna +4% / Humana+7,1%). Aber auch in anderen Sektoren herrschte diesbezüglich Bewegung. So soll Potash (+4,8%) am deutschen Unternehmen K+S Interesse haben. Nachbörslich ging es für Nike nach Zahlen um 3,6% nach oben. In Asien steht heute Morgen der chinesische Markt im Fokus. Der Abwärtstrend hält an und es läuft auf das größte 2-Wochen-Minus (rd. 18%) seit 18 Jahren hinaus. Als Gründe werden die hohe Zahl an liquiditätraubenden Neuemissionen, Einschränkungen von kreditfinanzierten Wertpapierkäufen und die Sorge über geringer als erwartet ausfallende Liquiditätsmaßnahmen genannt. Hinzu kamen diverse Warnungen vor einer Blase.