Commerzbank: Überraschend wenig Aufträge für die deutsche Industrie
Trotz des positiven Umfeldes (Euroabwertung, niedrige Zinsen) sind die Aufträge für die Industrie im Februar erneut zurückgegangen – um 0,9% zum Vormonat. Auch wenn man ohne die volatilen Großaufträge rechnet, bleibt ein Rückgang. Eine Analyse darüber, woher die Bestellungen kommen, zeigt, dass die Aufträge aus dem Inland auf der Stelle treten. Zwar hat sich der private Konsum im Inland zuletzt positiv entwickelt, aber auf die Bestellungen von Investitionsgütern hat dies bislang keine Wirkung. Die Aufträge aus dem Ausland (auch jene aus dem Euroraum) zeigten in den letzten zwei, drei Monaten zwar Schwächen, befinden sich aber generell im Aufwärtstrend.
Zinsen und Anleihen
Gestern herrschte im Euroraum im Vorfeld der Veröffentlichung des Fed-Protokolls eine freundliche Tendenz vor. Grund dafür waren u.a. schwächer als erwartete Konjunkturdaten. Im Februar fielen die Auftragseingänge der deutschen Industrie um 0,9% M/M entgegen den Erwartungen eines Anstiegs von 1,5% M/M (siehe dazu Im Blickpunkt). Auch die Industrieproduktion fiel mit der Abwärtsrevision des Vormonats schwach aus. Im Euroraum gingen die Einzelhandelsumsätze im Februar wie erwartet um 0,2% M/M zurück; damit liegen sie aber immer noch um 3% über dem Vorjahresstand. Auch am Primärmarkt war die Stimmung gut. So stockte die deutsche Finanzagentur ihre Bundesschatzanweisung mit einem Kupon von 0% um 3,29 Mrd. EUR auf. Die durchschnittliche Emissionsrendite betrug minus 0,28%, der Emissionskurs 100,53%. Am US-Rentenmarkt trübte sich nach einem freundlichen Start die Stimmung rasch ein. Der US-Notenbanker Jerome Powell sagte gestern in New York, dass eine erste Zinsanhebung vom geldpolitischen Ausschuss schon auf der Juni-Sitzung beschlossen werden könnte. Wichtig sei aber nicht, wann die Zinswende einsetze, sondern das Straffungstempo nach der ersten Zinsanhebung. Fed-Chefin Yellen hatte auf der März-Sitzung und der anschließenden Pressekonferenz signalisiert, dass die Fed ein moderateres Straffungstempo vollziehen könnte. Das Protokoll der Fed-Sitzung vom März brachte keine neuen Erkenntnisse über den Start der Zins-wende, der sehr wohl aber diskutiert wurde. Der Eindruck, der auf Yellens Pressekonferenz entstanden war, dass die USD-Stärke der Fed zunehmend Sorge bereit, wurde darin aber nicht bestätigt.
Aktien
Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland haben die Stimmung an den europäischen Aktienmärkten zur Wochenmitte etwas gedämpft. Da die Anleger neben den unerwartet rückläufigen Auftragseingängen für die deutsche Industrie auch das Treffen der Regierungschefs Russlands und Griechenlands im Blick hatten und sich auch vor dem Protokoll der jüngsten US-Notenbanksitzung und dem Start in die Berichtssaison durch Alcoa zurückhaltend zeigten, überwogen insgesamt die negativen Kurstendenzen. Am stärksten traf es dabei im Dax 30 nach einer Herabstufung die Titel von BMW (-1,4%) und Daimler (-1,3%). Etwas erholt präsentierten sich dagegen nach den letzten Abschlägen die Aktien der Deutschen Lufthansa (+1,8%). Im MDax sorgte ein Medienbericht über ein angebliches Übernahmeangebot für den Bankautomatenhersteller Wincor Nixdorf (+8%) für Aufsehen. Zwischenzeitlich waren die Aktien sogar um rund 15% gestiegen. Im EUROSTOXX 50 konnten mit Grundstoffen (+0,3%) und Medien (+0,1%) lediglich zwei Branchen leicht zulegen. Besonders schwach entwickelte sich dagegen der Telekommunikationssektor (-0,9%). Wichtigstes Thema in Europa blieb die beabsichtigte Übernahme von BG Group durch den britisch-niederländischen Branchenriesen Shell, der den STOXX Europe 600 Oil&Gas um 2,5% anspringen ließ. Zwischenzeitlich hatte der Anstieg sogar 6% betragen. An der Wall Street zeigte sich der Handel angesichts der fehlenden Erkenntnisse aus dem Fed-Protokoll wenig euphorisch. Während sich Gebrauchsgüter und Pharma (je +0,9%) erholt präsentierten, tendierten Energietitel (-1%) wegen der rückläufigen Ölpreise schwächer. In Asien entwickeln sich die Märkte heute Morgen uneinheitlich. Vor allem der Hang Seng in Hongkong kann erneut deutlich zulegen. Die europäischen Börsen werden mit leichten Kursgewinnen erwartet.