Nord LB – ifo-Geschäftsklima: Deutsche Konjunkturlokomotive nimmt Fahrt auf!
Vor wenigen Minuten hat das Münchener ifo-Institut die Ergebnisse seines Konjunkturtests für den Berichtsmonat März veröffentlicht. Demzufolge ist der Geschäftsklimaindex nun bereits das fünfte Mal in Folge gestiegen und notiert nun bei 107,9 Punkten. Nach den bereits im Vorfeld veröffentlichten Frühindikatoren – dem sentix-Konjunkturindex, den ZEW-Konjunkturerwartungen und den Markit Einkaufsmanagerindizes – signalisiert somit auch der viel beachtete ifo-Geschäftsklimaindex, dass sich die deutsche Wirtschaft derzeit in einer hervorragenden Verfassung befindet. Die vorab von Bloomberg erhobenen recht optimistischen Erwartungen der Analysten und Volkswirte wurden mit den heutigen Zahlen sogar noch übertroffen.
Der Anstieg fiel im März wieder kräftiger aus als im Vormonat. Dies liegt auch daran, dass die aktuelle Lage (112,0 Punkte) und die Erwartungskomponente (103,9 Punkte) angezogen haben. Vor einem Jahr lagen die Indizes zwar jeweils etwas höher, infolge des sich verschärfenden Ukraine-Konflikts kam es jedoch zu einem deutlichen Stimmungseinbruch. Diese Krise ist zwar derzeit alles andere als gelöst, zudem ist nach wie vor eine Einigung der Schuldenkrise Griechenlands nicht in Sicht. Die Stimmung in den deutschen Unternehmen wird anders als im letzten Jahr hiervon jedoch kaum tangiert.
Vor allem die robuste Binnennachfrage stützt aktuell die Konjunktur. Zusätzlich bieten sich derzeit den Unternehmen mit dem schwachen Euro, dem geringen Rohölpreis und dem rekordniedrigen Zinsniveau beste Rahmenbedingungen. Im vergangenen Jahr erzielte der deutsche Außenhandel einen Exportüberschuss in Höhe von EUR 216,9 Mrd., was einen neuen Rekordwert darstellt. Die Kehrseite ist eine weitere Verschärfung der globalen Ungleichgewichte. Auch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns wird hier nur ein Tropfen auf dem heißen Stein bleiben. Über Jahre kräftige Reallohnzuwächse oder eine deutliche Ausweitung der Investitionen werden nötig sein, um zumindest etwas den Druck vom Kessel zu nehmen.
Für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung am aktuellen Rand reihen sich die heutigen Zahlen zum ifo-Geschäftsklimaindex in eine ganze Kette positiver Konjunkturmeldungen ein. So dürfte der private Konsum erneut sehr kräftig im ersten Quartal expandiert haben, zudem hat die milde Witterung die Bauproduktion angefacht. Auch wenn das aktuelle Tempo wohl nicht dauerhaft zu halten sein wird, unsere aktuelle BIP-Prognose für 2015 von 2,0% ist angesichts der jüngsten Datenmeldungen nun wirklich nicht als überoptimistisch zu bezeichnen. Allerdings verbleiben vor allem mit der Schuldenkrise Griechenlands und dem wackligen Waffenstillstand in der Ostukraine erhebliche Konjunkturrisiken. Wenn diese nicht schlagend werden sollten, erscheint im laufenden Jahr für die deutsche Wirtschaft sogar ein Wachstum von über 2% möglich!
Fazit: Das ifo-Geschäftsklima legte im März den fünften Monat in Folge zu und notiert aktuell bei 107,9 Punkten. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen konnten sich zum Vormonat verbessern. Die Binnennachfrage ist auch zum Jahresauftakt sehr robust, zudem sind die Rahmenbedingungen für die deutschen Unternehmen mit geringem Ölpreis, schwachem Euro und rekordniedrigen Zinsen hervorragend. Unsere Wachstumsprognose für 2015 von 2% erscheint daher schon fast als zu vorsichtig. Allerdings bleiben mit Griechenland und dem Ukrainekonflikt veritable Konjunkturrisiken bestehen – und wie schnell sich die Stimmung drehen könnte, hat das letzte Jahr gezeigt.