Commerzbank: Neuer saudischer König Salman steht für Kontinuität – Ölpreise steigen nur kurz
Der Tod des 90-jährigen saudischen Königs Abdullah kam nicht ganz überraschend, deswegen waren die Vorbereitungen auch rechtzeitig getroffen worden. Sein Bruder Salman, 79 Jahre alt, der in den letzten Monaten bereits die Kabinettssitzungen leitete, steht zunächst für Kontinuität. Allerdings ist Salman auch bereits 79 Jahre alt und wohl nicht bei bester Gesundheit. Sein Bruder und jetziger Kronprinz Muqrin ist umstritten, da er von einer Jemenitin abstammt. Vor allem steht aber der Generationswechsel aus. König Salman hat mit der sofortigen Ernennung eines seiner Neffen, des Innenministers Mohammed bin Nayef zum stellvertretenden Kronprinzen vor allem wohl einen stabilen politischen Kurs im Visier. Es spricht also alles für Kontinuität beim weltweit größten Ölexporteur. Der Ölpreis reagierte deswegen auch nur kurz mit einem Anstieg. Wichtig dafür war aber auch, dass Ölminister Ali al-Naimi im Amt bleibt und damit auch keine Änderung in der Ölpolitik signalisiert wird. Dennoch birgt die Situation Risiken, denn das Königshaus kann sich kaum Fehler oder innere Machtkämpfe erlauben. Diese sind aber angesichts der Machtverschiebungen wohl vorprogrammiert. Einerseits wartet der große schiitische Rivale Iran auf Anzeichen von Schwäche und andererseits haben die radikal islamischen sunnitischen Kräfte (al-Queda, ISIS) das vorrangige Ziel, das saudische Königtum zu stürzen. Zwar erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht für größere Unsicherheit in Saudi Arabien, aber das Risiko besteht grundsätzlich. Die westliche Orientierung des Königshauses, das starke Bevölkerungswachstum, die Beruhigung der Bevölkerung mit teuren Sozialprogrammen und gleichzeitig fallende Staatseinnahmen bergen das Risiko steigender Unzufriedenheit. Für den Moment zeigt die nur eng begrenzte Reaktion der Ölpreise aber vor allem auch, dass nur eine erhebliche Veränderung auf der Angebotsseite einen Trendwechsel bewirken kann und diese ist vorerst noch nicht in Sicht.
Zinsen und Anleihen
Der deutliche Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza in Griechenland hat die Finanzmärkte überraschend wenig beeinflusst. Freilich tendierten griechische Staatsanleihen nach dem Wahlsieg der Syriza, die die Sparpläne der Troika neu verhandeln werden, schwächer. Die Kursverluste waren zwar merklich, eine Panik blieb aber aus. Die Renditen in der EWU-Peripherie gingen dagegen weiter zurück. In einigen Ländern wie z.B. in Slowenien, dort hob Moody’s das Rating auf Investmentgrade an, aber auch in Spanien und Italien wurden neue Renditetiefstände erreicht. Eine Ansteckung wie vielfach befürchtet, blieb bisher aus. Die Renditen der Bundesanleihen stiegen von anfänglich neuen Rekordtiefständen moderat an. Ohne den stärker als erwartet gestiegenen Ifo-Geschäftsklimaindex und eine leicht schwächere Tendenz am US-Rentenmarkt wären die Renditen möglicherweise weiter zurückgegangen. Nach den EZB-Beschlüssen ist es möglich, dass die Renditen erstklassiger Staatsanleihen in Europa - obwohl bereits viel eingepreist ist - ihre Tiefstände noch nicht erreicht haben. Der EUR stabilisierte sich nach dem starken Fall am Freitag. Zuerst touchierte er gestern die Marke von von 1,11 USD, stieg danach aber wieder über die Marke von 1,12 USD. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg stärker als erwartet den dritten Monat in Folge und zwar von 105,5 auf 106,7 Punkte. Er erreichte damit den höchsten Stand seit August vergangenen Jahres. Der abgewertete Euro sowie das billigere Rohöl geben der Konjunktur in Deutschland Rückenwind. Wir gehen davon aus, dass der Ifo-Index auch in den kommenden Monaten ansteigen wird.
Aktien
Die Griechenlandwahl hat sich nicht als der befürchtete Stolperstein für die europäischen Börsen erwiesen. Vielmehr setzte der Dax 30 seine Rekordjagd, die er nach der Verkündigung des billionenschweren Kaufprogramms für Staatsanleihen durch die EZB begonnen hatte, weiter fort. An der Spitze der Kursliste standen HeidelbergCement (+4,3%) und die Deutsche Post (+4,1%), während dagegen Finanzwerte im Vorfeld schwieriger Verhandlungen mit der neuen griechischen Regierung am unteren Ende des Kurstableaus rangierten. Auch der EUROSTOXX 50 konnte seine anfängliche Schwäche schnell überwinden und erreichte so den höchsten Stand seit September 2008. Besonders gesucht waren die lange Zeit zurückgebliebenen Werte der Grundstoffbranche (+2,2%) und des Energiesektors (+1,5%). Dagegen konnten die eher defensiven Segmente Nahrungsmittel (+0,4%) und Gesundheit (+0,2%) ebenso wie Banken (+0,3%) kaum zulegen. An der Wall Street war die Stimmung erneut deutlich weniger euphorisch. Hier konzentrierten sich die Anleger eher auf die zwischenzeitlich erholten Ölpreise und die Ergebnisse der laufenden Berichtssaison. So konnten vor allem die Aktien der beiden Ölkonzerne Chevron (+1,9%) und Exxon (+1%) zulegen. Der Energiesektor war somit die einzige Branche, die nennenswerte Gewinne verzeichnete. Nachbörslich enttäuschten Microsoft und United Technologies mit ihren Quartalsvorlagen. An den asiatischen Märkten entwickelt sich der Handel heute Morgen uneinheitlich. Während der Nikkei zulegen kann, stehen die chinesischen Indizes unter Druck.