Commerzbank: Wann sinkt das Ölangebot und wann reagieren die Preise?
Das Fracking ist bei derzeitigen Preisen nicht mehr rentabel. In Norddakota, wo derzeit noch ca. 1,2 Mio. Fass/Tag gefördert werden, liegt der Break Even bei durchschnittlich 55 USD/Fass – Tendenz steigend. Zu bedenken ist, dass das aus Fracking gewonnene Öl mit einem erheblichen Abschlag zu WTI gehandelt wird – für Öl aus Norddakota werden nur 32 USD/Fass gezahlt. Die Investitionen brechen auch wegen der hohen Kreditfinanzierung ein. Da sich die Quellen rasch erschöpfen, dürfte sich bereits im 2. Halbjahr ein Förderrückgang in den USA einstellen. Freilich liegt noch das nachfrageschwache Frühjahr dazwischen. Zu bedenken gilt, dass bis die Preise nachhaltig steigen, erst auch die hohen Vorräte abgebaut werden müssen.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte starteten mit freundlichem Ton in die neue Woche. Ihnen half der abermals sinkende Ölpreis; auch schienen die etwas widersprüchlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA vom Freitag noch nachzuwirken. So wurden in den USA im Dezember zwar 252.000 neue Stellen geschaffen und im Gesamtjahr 2014 satte 27% mehr als in 2013; die Dynamik hat dabei im Jahresverlauf zugenommen. Doch blieb die Stimmung am Bondmarkt freundlich. Er legte sein Hauptaugenmerk auf einen anderen Aspekt der Arbeitsmarktdaten: die Stundenlöhne. Diese sind im Durchschnitt im Dezember um 0,2% M/M gesunken und im Vorjahresvergleich lediglich um 1,7% (nach 1,9% J/J und +0,2% M/M im November) gestiegen. Dabei erstaunt vor allem, dass 10 der 13 erfassten Branchen im Monatsvergleich einen Rückgang verzeichneten – eine Relation, die selbst in der zurückliegen-den Rezession nicht zu beobachten war. Wir sind geneigt, dieses Datum als statistischen Ausreißer zu werten und schließen uns auch nicht der Lesart des Marktes an, der schon mit einer Verschiebung der US-Leitzinswende in die Zukunft rechnet. So dürfte die Fed dem vierteljährlich erhobenen Arbeitskostenindex, der ein weit umfassenderes und damit repräsentativeres Bild der Lohnentwicklung bietet, weit mehr Beachtung als den Stundenlöhnen schenken. Dieser Index hat zuletzt angezogen; die nächste Bekanntgabe erfolgt mit dem BIP fürs Schlussquartal 2014 am 30. Januar. Interessantestes Makrodatum heute: NFIB-Stimmungsindex. Die Stimmung kleinerer US-Unternehmen hinkte lange dem großen Trend hinterher. Zuletzt signalisierte der NFIB aber eine erfreuliche Verbreiterung des Aufschwungs.
Aktien
Nach den Kursturbulenzen der vergangenen Handelstage konnten sich die europäischen Aktienbörsen zum Wochenauftakt stabilisieren. Vor allem die überraschend vorgelegten Eckdaten zum abgelaufenen Geschäftsquartal des Softwareherstellers SAP verhalfen dabei dem deutschen Leitindex Dax 30, verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern. Während SAP (+4,6%) die Anleger im zukunftsträchtigen Ge-schäft mit der Cloud zu überzeugen wusste, wurde bei der vorläufigen Quartalsvorlage von Continental (+2,8%) die mutige Umsatzprognose von 5% honoriert. Die Aktien von Fresenius (+3,3%) wiederum profitierten von positiven Nach-richten zur Produktion in den USA. Deutlich negativ präsentierte sich dagegen erneut RWE (-2,6%). Im EUROSTOXX 50 konnte neben der IT-Branche (+2,1%) vor allem der Automobilsektor deutlicher zulegen (+1,7%), schwächstes Segment war dagegen der Grundstoffbereich (-1%). An der Wall Street sorgten besonders die erneut schwächeren Ölpreise für einen Stimmungsumschwung. Energiewerte (-2,8%) standen so unter starkem Kursdruck. Im insgesamt schwachen Umfeld konnte sich der Pharmasektor unverändert halten, die Telekommunikationsbranche legte sogar leicht zu (+0,6%). Die nachbörslich vorlegten Quartalsdaten von Alcoa, die traditionell den Auftakt zur Berichtssaison einläuten, wurden positiv aufgenommen. An den asiatischen Aktienmärkten können sich die chinesischen Börsen nach drei Verlusttagen wieder erholen. Dagegen tendiert der Nikkei 225 nach dem gestrigen Feiertag etwas schwächer. Die europäischen Märkte sollten etwas fester eröffnen. Im deutschen Handel dürfte das Interesse vor allem Metro und Südzucker gelten, die mit vorbörslich vorgelegten Zahlen zu überzeugen wussten.