Commerzbank: Euro unter Druck

Der Euro hat seit Mitte Dezember nochmals deutlich gegenüber dem USD an Wert verloren. Hintergrund dafür ist die sich verfestigende Erwartung, dass die EZB bereits bei ihrer nächsten Ratssitzung am 22.01. zum breitangelegten Kauf von Staatsanleihen (QE) schreitet. Hinzu kamen die für den 25.01. angesetzten Neuwahlen in Griechenland und damit verbunden die Diskussion um ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus der gemeinsamen Währung. Nach der starken Abwärtsbewegung ist zwar eine technische Korrektur durchaus wahrscheinlich. Sie änderte aber nichts am Abwärtstrend des EUR, der angesichts des transatlantischen Konjunkturgefälles und vor allem der Divergenz der Geldpolitik noch lange andauern dürfte.
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Zinsen und Anleihen
Die Verbraucherpreise im Euroraum sind erstmals seit 2009 ggü. dem Vorjahr gesunken. Die Schnellschätzung von Eurostat wies für Dezember eine niedriger als erwartete Inflationsrate von minus 0,2% J/J (nach +0,3% J/J) aus. Verantwortlich waren dafür die aufgrund der rückläufigen Ölpreise stark gesunkenen Energiepreise; sie gingen um 6,3% J/J zurück. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB in der nächsten Sitzung handeln und Staatsanleihekäufe beschließen wird. Andererseits ist der Rückgang der Verbraucherpreise ein Segen für die lahmende Konjunktur im Euroraum. Er entlastet vor allem die Verbraucher, aber auch die Unternehmen, die sich über sinkende Produktionskosten freuen können. Ein dauerhafter Rückgang der Rohölpreise um 50% dürfte das Wirtschaftswachstum im Euroraum um ½ Prozentpunkt auf Jahresfrist erhöhen. Hilfe für die Konjunktur ist nötig, denn die Arbeitslosenquote verharrte im Dezember im Euroraum bei hohen 11,5%; sie lag damit lediglich 0,5 Prozentpunkte unter dem Höchststand von 12%. In Deutschland wurden dagegen gute Arbeitsmarktdaten gemeldet. So sank die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Dezember überraschend von 6,6% auf 6,5%. Auch in den USA überraschte der Arbeitsmarktbericht des Dienstleisters ADP positiv, wonach im Dezember 241.000 neue Stellen geschaffen wurden. Gerechnet hatte man nur mit etwa 225.000. Auch der Stellenaufbau des Vormonats wurde angehoben. Dies deutet auch auf einen kräftigen Stellenaufbau im offiziellen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag hin. Gestern stiegen die Renditen in den USA erstmals wieder an. Auch die Renditen der Bundesanleihen erhöhten sich etwas. Der Euro gab ggü dem USD nochmals deutlich nach.
Aktien
Nach der Berg- und Talfahrt zum Wochenauftakt arbeiteten die europäischen Aktienmärkte am gestrigen Handelstag an einer Stabilisierung. Nachdem die niedrigen Ölpreise die Inflationsrate im Euroraum in den negativen Bereich gedrückt hatten, sorgten die dadurch gestiegenen Hoffnungen, dass die EZB bereits auf ihrer Januarsitzung breit angelegte Anleihekäufe ankündigen werde, für das unterliegende positive Element am Markt. Stärkste Einzeltitel im deutschen Leitindex Dax 30 waren nach einem positiven Analystenkommentar sowie den über den Erwartungen ausgefallenen Kundendaten von T-Mobile US die Aktien der Deutschen Telekom (+2,9%). Etwas schwächer entwickelten sich dagegen die Papiere des Rückversicherers Munich Re (-0,2%), nachdem ein Investmenthaus seine Kaufempfehlung gestrichen hatte. Im EUROSTOXX 50 konnten nicht alle Branchen an der breit angelegten Erholungstendenz teilnehmen. Vor allem Grundstoffe (-0,5%) und Banken (-0,4%) zeigten sich weiter rückläufig. Dagegen profitierte die Energiebranche (+1,6%) da-von, dass sich die Rohölpreise im Tagesverlauf gefangen hatten. Sehr stark präsentierte sich vor allem das Nahrungsmittelsegment (+1,7%). An der Wall Street wurde der Stimmungsumschwung zusätzlich durch gute Konjunkturdaten gestützt. Das Fed-Sitzungsprotokoll hatte die Aussagen von der Notenbankchefin Yellen, dass der Leitzins in den nächsten Sitzungen nicht erhöht werden würde, bestätigt. Im diesem Umfeld konnten vor allem der Pharmasektor (+2,3%) und Basiskonsumgüter (+1,7%) deutlich zulegen. Energiewerte (+0,3%) legten dagegen nur marginal zu. Schwach präsentierte sich die Telekommunikationsbranche (-1,4%). Bis auf die chinesische Festlandbörse herrscht heute Morgen auch in Asien die positive Stimmung vor. Die Überseevorgaben dürften die europäischen Börsen weiter beflügeln.