National-Bank: Austrittsdebatte über Griechenland erneut entfacht
Wer auf einen ruhigen Jahresauftakt gehofft hat, dürfte enttäuscht werden. Er gestaltet sich nach nicht einmal fünf Tagen bereits turbulent. Am Freitag zeigten sich die Marktteilnehmer etwas enttäuscht von den Konjunkturdaten aus den USA, obwohl sie nur ganz leicht unterhalb der Schätzungen ausfielen. Besonders interessant ist die Preiskomponente des ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe. Sie fiel auf 38,5 Punkte. Das dürfte die Einschätzung des einen oder anderen US-Notenbankers bestätigen, dass man sehr wohl auf Deflationsrisiken schauen muss. Nichtsdestotrotz ist der erhebliche Rückgang dieser Komponente auf die sinkenden Energiepreise zurückzuführen. Außerdem bewegten Aussagen aus der EZB, insbesondere von Mario Draghi, die Märkte. Er wies eindringlich auf die Deflationsrisiken bzw. die (zu) niedrige Teuerung hin und betonte, dass die Renditen noch lange gering sein werden. Das deutet daraufhin, dass die EZB hinsichtlich der Vorbereitungen der nächsten Anleiheankaufsprogramm wohl doch weit fortgeschritten ist, so dass es - keinen Gegenwind vom EUGH am 14. Januar vorausgesetzt - vielleicht den entsprechenden Beschluss schon auf der ersten Tagung des EZB-Rats am 22. Januar geben könnte. Die Markterwartungen gehen jedenfalls derzeit in diese Richtung, so dass Mario Draghi und die EZB unter Zugzwang stehen.
Am Wochenende sorgten dann noch Medienberichte, wonach die Bundesregierung ihre Sichtweise auf einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus dem Euroraum geändert habe, für Aufregung. Es kam nach einiger Zeit zwar ein Dementi. Doch so richtig überzeugend fiel das nicht aus. Man gehe davon aus, dass sich Griechenland auch nach der Wahl am 25. Januar sich an die mit EU und IWF ausgehandelten Vereinbarungen halten werde. In wie weit der Euroraum einen Austritt Griechenlands verkraften würde, lässt sich sowieso im Vorwege nicht abschätzen. Viele der Peripherieländer haben zwar erhebliche Fortschritte bei Haushaltskonsolidierung und Strukturreformen erreicht. Doch abgeschlossenen sind diese Maßnahmen noch lange nicht und werden sich noch über Jahre hinziehen. Ansteckungsgefahren sind also nach wie vor nicht ausgeschlossen. Außerdem muss man sich fragen, ob die Milliarden, die bereits nach Griechenland geflossen sind und von dem Land über lange Zeit hinweg zurückgezahlt werden können, nach einem Austritt des Landes nicht doch zum größten Teil verloren sind.
Konjunkturdaten fallen heute in Anbetracht der geschilderten Gemengelage wahrscheinlich kaum ins Gewicht. Beachtung finden werden lediglich die deutschen Preisdaten für Dezember. Die dürften sich sogar auf Jahresbasis aufgrund der gesunkenen Energiepreise allmählich dem negativen Gebiet nähern und damit die EZB-Diskussion zusätzlich anheizen.
Der Bund Future dürfte gut behauptet in den Tag starten und sich dann zwischen 156,00 und 157,25 bewegen. Die Geldmarktemission von Frankreich und den Niederlanden stellen kein Problem dar. Die Rendite der 10jährigen US-Treasuries sollte zwischen 2,05 und 2,17% liegen.