Merkur Bank: „Unsere Strategie funktioniert“
Zufrieden ist Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, mit dem Jahr 2014. Die Investitionen in das Privatkundengeschäft haben sich ausgezahlt, wie er im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de deutlich macht. Einzig die Entwicklung des Kurses stimmt Lingel nicht glücklich. Im Gespräch macht Lingel auch klar, wo 2015 die Schwerpunkte der Bank liegen. Um die Erfüllung der Basel III-Kriterien macht er sich dabei keine großen Sorgen. Klare Worte findet der Banker zu den Plänen von EZB-Chef Draghi. Vom Staat fordert er steuerliche Anreize für Investitionen, damit sich das Wirtschaftswachstum fortsetzt.
www.4investors.de: 2013 war für sie ein Rekordjahr. Wird man dies für 2014 ebenfalls sagen können?
Lingel: Für das Geschäftsjahr 2014 bin ich sehr positiv gestimmt. Ich gehe davon aus, dass wir das Ergebnis pro Aktie im Jahr 2014 nochmals steigern können.
www.4investors.de: Wie hat sich das Privatkundengeschäft im Jahresverlauf entwickelt? Wie viele Kunden konnten sie gewinnen?
Lingel: Unser Ziel war dieses Jahr, das Privatkundengeschäft weiter auszubauen. Wir haben deshalb unsere Vertriebskapazitäten erhöht und insbesondere in München drei zusätzliche Privatkundenberater eingestellt. Dies hat sich in der Dynamik sehr positiv ausgewirkt. Bis dato konnten wir unser Depotvolumen von 136 Millionen Euro auf 176 Millionen Euro erhöhen, das sind fast 30 Prozent. Das Wachstum konnte durch neue Kunden und den Ausbau bestehender Kundenverbindungen erreicht werden.
Ich denke, daran kann man erkennen, dass unsere Strategie funktioniert.
www.4investors.de: Wie sieht es im laufenden Jahr bei den Verwaltungskosten aus? Welche Entwicklung steht dort 2015 an?
Lingel: Die Verwaltungskosten werden in diesem Jahr nochmals steigen, da wir, wie bereits gesagt, Investitionen im Privatkundengeschäft getätigt haben. Für das kommende Jahr erwarten wir nur noch geringfügige Steigerungen bzw. eine Stabilität auf dem jetzigen Niveau.
Dividendenzahlung beabsichtigt
www.4investors.de: Wird der Gewinn des laufenden Jahres auch wieder verstärkt thesauriert werden oder werden die Anleger davon profitieren?
Lingel: Über die genaue Dividendenhöhe kann ich zum heutigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Wir werden das erst nach Bilanzfeststellung Ende des ersten / Anfang des zweiten Quartals sagen können. Zwar haben wir unser Kernkapital in diesem Jahr deutlich ausgebaut. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass zukünftig die Kapitalanforderungen weiter steigen. Vor diesem Hintergrund ist sicherlich die Thesaurierung eines Teil des Gewinns erforderlich. Auf der anderen Seite beabsichtigen wir auch für 2014 wiederum eine Dividende auszuzahlen, deren Höhe aber noch nicht festgelegt ist.
www.4investors.de: Ihre Zahlen werden als solide angesehen, ihre Wachstumsperspektiven werden von Analysten gelobt, trotzdem hat ihr Kurs seit dem Jahreshoch mehr als 15 Prozent verloren. Welche Erklärung haben sie dafür?
Lingel: Ich habe dafür keine Erklärung. Wir wachsen fast in allen Bereichen und können wiederum eine Steigerung der Ertragskraft vorweisen, zudem haben die Gewinnthesaurierungen in den letzten Jahren den Substanzwert deutlich erhöht, so dass die Marktkapitalisierung beachtlich unter dem Substanzwert liegt.
Vor diesem Hintergrund kann ich die aktuelle Kursentwicklung nicht nachvollziehen, zumal wir die letzten zwei Jahre gute Dividendenrenditen erzielt haben. Wir werden weiterhin daran arbeiten, unsere PS auf die Straße zu bringen.
www.4investors.de: Sie haben ihr Kernkapital im Jahresverlauf ausgeweitet. Wo liegt aktuell ihre harte Kernkapitalquote? Und ist das für 2015 erneut ein Thema?
Lingel: Unter den jetzigen Voraussetzungen werden wir im nächsten Jahr die Basel III-Kriterien frühzeitig erfüllen können. Von daher sind wir absolut auf der Zielgeraden. Trotzdem kann man heute noch nicht absehen, ob die Regulierung zu weiteren Kapitalerhöhungen führt. Vor diesem Hintergrund wird das Thema Kapital auch weiterhin auf unserer Agenda stehen.
www.4investors.de: Was müsste geschehen, dass es im kommenden Jahr zu einer weiteren Finanzierungsrunde kommt – sei es mit einer Anleihe oder einer Kapitalerhöhung?
Lingel: Eine weitere Platzierung einer Tier 1-Anleihe sowie eine Kapitalerhöhung ist für 2015 nicht vorgesehen und aus heutiger Sicht auch nicht erforderlich. Wir haben dieses Jahr die Kapitalbasis deutlich erhöht und werden deshalb auch die Basel III-Kriterien weit vor 2019 erfüllen. Vor diesem Hintergrund gibt es derzeit keinen weiteren Handlungsbedarf.
Marcus Lingel, Gesellschafter der Merkur Bank, im Interview mit der Redaktion von www.4investors.de
Lingel: Wir wollen 2015 unser Privatkundengeschäft weiter ausbauen und unsere Wachstumsstrategie fortsetzen. Ebenso werden wir im Kreditgeschäft , insbesondere im Bauträger- und im Leasinggeschäft, unsere bereits eingeschlagene Wachstumsstrategie fortführen.
www.4investors.de: EZB-Chef Draghi will Staatsanleihen aufkaufen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Ist das für sie eine richtige Entscheidung?
Lingel: Ich befürworte diese Entscheidung nicht. Durch das Eingreifen in die Märkte wird die EZB sukzessive Teile des Anleihenmarktes manipulieren. Es werden falsche Anreize geschaffen und auch das Risiko einer Blase deutlich erhöht. Aus meiner Sicht bewerte ich diese Maßnahme für höchst kritisch und auf Dauer für nicht einschätzbar.
www.4investors.de: Welche Impulse muss es aus ihrer Sicht geben, damit die Wirtschaft im kommenden Jahr wieder stärker wächst?
Lingel: Ich sehe derzeit die Finanzierbarkeit von Investitionen als gegeben an. Im Gegenteil: Ich befürchte, dass der Finanzsektor zu viel Liquidität hat und ohnehin schon Schwierigkeiten hat, diese Liquidität vernünftig anzulegen. Ein Anreiz für Investitionen kann deshalb aus meiner Sicht nur durch steuerliche Anreize und durch Veränderung der Abschreibungssätze erfolgen. Zudem ist es sehr wichtig, dass die verschuldeten Staaten einen klaren Reformierungskurs in die Wege leiten, da nur über die Realisierung von Reformen langfristig Sicherheit und Vertrauen geschaffen werden kann.
www.4investors.de: Bei den beliebten Rankings zu den Tagesgeldkonditionen findet man die Merkur Bank oft weit oben. Sie zahlen teils überdurchschnittlich hohe Zinsen. Ist das vor allem ein Marketingeffekt, zahlen sie dabei letztlich drauf?
Lingel: Vielen Dank für dieses Lob. Nein, es ist kein Marketingeffekt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unseren Kunden eine faire und gute Verzinsung der Einlagen zur Verfügung zu stellen. Wir sind zwar nicht immer die Besten, aber wir möchten immer zum oberen Drittel gehören. In den letzten Jahren ist uns dies gelungen und wir glauben auch, dass wir für unsere Kunden stets ein verlässlicher Partner sind. Dazu gehört eben auch eine faire Verzinsung und vor allem Verlässlichkeit und keine sprunghaften Entwicklungen.