Commerzbank: US-Einzelhandelsumsätze in solidem Aufwärtstrend
Die US-Einzelhandelsumsätze sind im November stärker als erwartet um 0,7% M/M bzw. 5,1% J/J gestiegen, die Werte für Oktober wurden leicht nach oben korrigiert (+0,5% M/M bzw. 4,5% J/J). Beachtlich ist der ungebrochen starke Automobilabsatz, der in den ersten 11 Monaten mit einer annualisierten Rate von 11% gewachsen ist. Im soliden Aufwärtstrend des Einzelhandels spiegelt sich wesentlich das beschleunigte Beschäftigungswachstum wider. Zudem profitierten die Verbraucher von den gesunkenen Import- und Energiepreisen; diese dämpften zwar die Umsätze an den Tankstellen, doch floss das Eingesparte in andere Verwendungen. Diese Kräfte werden auch in 2015 den privaten Verbrauch und das BIP-Wachstum begünstigen.
Zinsen und Anleihen
In den USA ist das Weihnachtsgeschäft bereits im November schwungvoll angelaufen. Gegenüber dem Vormonat wurde ein Zuwachs der Einzelhandelsumsätze von 0,7% gemeldet. Da die Umsätze nicht preisbereinigt werden, fällt der Zuwachs noch höher aus, wenn man den Benzinpreisrückgang herausrechnet. Besonders kräftig war die Nachfrage bei den Baumärkten und den Autohändlern (siehe „Im Blickpunkt“). Die Einzelhandelsdaten belegen, dass der Ölpreisrückgang, die sinkenden Importpreise und die steigende Beschäftigung die Nachfrage kräftig anschieben. Die Kurse von US-Staatsanleihen kamen gestern aber nur vorübergehend unter Druck, während die Bundesanleihen fast keine Kursreaktion auf die guten US-Konjunkturdaten zeigten – die Renditen sind weiterhin extrem niedrig. Der Langfristtender (TLTRO) der Europäischen Zentralbank (EZB) ist auf keine allzu große Nachfrage gestoßen. Die EZB hatte maximal 400 Mrd. Euro bereitgestellt – davon wurden von den 306 beteiligten Geldinstituten nur 129 Mrd. Euro nachgefragt. Man kann den Banken daraus aber keinen Vorwurf machen, denn drei Faktoren begrenzen ihren Liquiditätsdurst: i) Die Kreditnachfrage ist weiterhin niedrig, da die unsichere Konjunktur und der Reformstau die Unternehmen und Konsumenten von Investitionen abhält. ii) Durch die strengeren Eigenkapitalvorschriften stehen die Banken in der Pflicht, ihre Bilanzen nicht zu stark auszuweiten. iii) Der negative Einlagensatz der EZB soll eigentlich dafür sorgen, dass die Banken ihre Liquidität in Form von Krediten weitergeben. Da aber, wie gesagt, kaum Bedarf für zusätzliche Kredite besteht, schwächt der Strafzins die Liquiditätsnachfrage zusätzlich.
Aktien
Vor allem gute Einzelhandelsdaten aus den USA konnten am gestrigen Handelstag den Negativtrend an den europäischen Aktienbörsen vorübergehend stoppen und sorgten somit für eine leichte Kurserholung. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es mit Beiersdorf (-1,5%) sowie den beiden Versorgern RWE (-1,4%) und E.ON (-1,2%) nur eine Handvoll von Verlierern. Positiv präsentierten sich dagegen besonders die Aktien von SAP (+2,3%), VW und der Deutschen Post (je +2%). Im MDax setzte sich die Talfahrt der Airbus Group (-4,6%) wegen mehrerer Hiobsbotschaften weiter fort. Neben Lieferverzögerungen wurden vor allem Aussagen zum Gewinn 2016 negativ aufgenommen. Auch im EUROSTOXX setzte eine breite Stimmungsverbesserung ein. Stärkste Einzeltitel im Euroraum waren die Werte des spanischen Bekleidungshändlers Inditex (+4,2%), die von positiv aufgenommenen Neunmonatszahlen profitierten. Stärkste Branchen waren indessen Pharma (+1%) sowie Versicherungen und die Informationstechnologie (jeweils +0,7%). Schwächer entwickelten sich hauptsächlich die Versorger (-0,6%). An der Wall Street sorgten die guten Einzelhandelsumsätze für einen starken Auftakt, allerdings bröckelten die Kurs im weiteren Handelsverlauf wieder ab. Hier konnten sich alle Branchen leicht positiv entwickeln, allen voran die defensiven Sektoren Versorger (+1%) und Basiskonsumgüter (+0,8%). Gefragt waren angesichts der nach den bisherigen Enttäuschungen im Vorweihnachtsgeschäft erleichtert aufgenommenen Verkaufszahlen die Konsumtitel wie Home Depot (+1,3%), Mc Donald’s (+1,1%) und Wal-Mart (+1%). Auch in Asien können sich die meisten Indizes heute Morgen etwas fester entwickeln. Die europäischen Aktienmärkte dürften angesichts der späten Kursrückschläge in der Leitbörse in New York eher schwächer eröffnen.