Commerzbank: Lagerabbau drückt Japan in die „technische“ Rezession
In Japan ist das reale BIP im 3. Quartal unerwartet zum zweiten Mal in Folge gesunken (-0,4% Q/Q nach -1,9%), wozu ein starker Lagerabbau beitrug (er dämpfte den Wachstumsausweis um 0,6%-Punkte). Zudem erholte sich der Private Verbrauch vom Einbruch des 2. Quartals (Mehrwertsteuererhöhung) nur wenig (+0,4% Q/Q nach -5,0%); die Investitionen sanken um 0,2% Q/Q. Ein leicht positiver Wachstumsbeitrag kam vom Außenhandel und den Staatsausgaben. Nach dieser Wachstumsenttäuschung wird es wahrscheinlicher, dass Regierungschef Abe die nächste Stufe der Mehrwertsteuererhöhung (Okt. 2015) verschiebt und Neuwahlen für Dezember ausschreibt, um sein Mandat für den wirtschaftspolitischen Kurs zu stärken.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte eröffneten die neue Woche mit geringeren Renditen, da Japan für das 3. Quartal überraschend den zweiten realen BIP-Rückgang in Folge meldete: Japan ist somit in eine technische Rezession gerutscht. Erwartet war ein deutlicher Anstieg (siehe Im Blickpunkt). Im Tagesverlauf erholten sich die Renditen aber wieder und stiegen meist über den Schlussstand von Freitag. In den USA überwogen gestern ebenfalls schwächer als erwartete Konjunkturdaten. So stieg der Stimmungsindex für die Region New York (Empire State Manufacturing Survey) im November lediglich von 6,2 auf 10,2 Punkte (erwartet 12 Punkte). Enttäuscht hat auch die US-Industrieproduktion, die im Oktober entgegen der Erwartung eines Anstiegs um 0,1% M/M zurückging. Der Aufwärtstrend der Produktion bleibt aber intakt. EZB-Chef Mario Draghi betonte gestern bei der Anhörung vor dem EU-Parlament, dass die EZB weiter auf der Hut sein müsse, was Abwärtsrisiken für den Inflationsausblick angeht. Er bekräftigte erneut, weitere Maßnahmen zu ergreifen, sollten sich die bereits beschlossenen als nicht ausreichend erweisen. EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch riet dazu, erst die Wirkung der beschlossenen Kaufprogramme abzuwarten. Er wies auch die Kritik zurück, dass die EZB zur „Bad Bank“ werde und nicht zum Ziel habe, den Banken schlechte Kreditrisiken abzunehmen. Er betonte aber auch, dass die EZB im Ernstfall Staatsanleihen oder andere Aktiva wie Gold, Immobilien oder Aktien kaufen könne. Der Euro gab nach den Reden gestern deutlich nach und beendete seine Erholung.
Aktien
Die neue Handelswoche begann gleich mit einem Paukenschlag, der den meisten Investoren unangenehm in den Ohren dröhnte: Japan vermeldete anstelle eines BIP-Wachstums für das dritte Quartal 2014 einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit um 0,4%. Somit befindet sich das Land der aufgehenden Sonne technisch gesehen in einer Rezession. Der Nikkei 225 büßte zu Wochenbeginn rd. 3% ein, nachdem er in den Vorwochen stark gestiegen war. Einige Investoren hoffen nun, dass Ministerpräsident Abe die für Oktober 2015 geplante zweite Stufe der Mehrwertsteuererhöhung von 8 auf 10% verschieben wird. Allerdings regt sich in der Zentralbank teilweise Widerstand gegen ein solches Vorhaben. Diese Verunsicherung führte an den europäischen Börsen zunächst einmal zu Verkaufsdruck. Nachmittags schöpften die Anleger dann aber neue Hoffnung und die Indizes drehten deutlich ins Plus. Tagesgewinner in Europa war der Leitindex in Spanien (+1,6%). Im Dax (+0,6%) stieg die Aktie von Merck KGaA (+3,2%), die von einer Allianz mit Pfizer profitierte, am kräftigsten. Auf europäischer Sektorebene waren v.a. Telekom- und Rohstoffwerte gesucht, die im Schnitt um rd. 1% zulegten. Die Börsen in den USA schüttelten die negativen Nachrichten aus Japan ab und tendierten dank Übernahmen in den Bereichen Gesundheit und Energie mit leichten Aufschlägen. Auf Sektorebene (S&P 500) standen v.a. Versorgerwerte im Fokus, die im Schnitt um 1,4% gewannen. Energietitel büßten als Tagesverlierer durchschnittlich rd. 0,4% ein. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Die Hoffnung auf ein weiteres Konjunkturprogramm, Neuwahlen und auf eine Verschiebung der Mehrwertsteuererhöhung bescherte dem Nikkei 225 heute Gewinne von 2,2%. Auch der Kospi-Index (Südkorea) legte um 1,2% zu. Gewinnmitnahmen gab es dagegen an den Börsen in Schanghai und Hongkong.