Commerzbank: Goldpreis in US-Dollar fällt auf neues Tief
Der Goldpreis hat die Unterstützung bei 1.180 USD/Feinunze unterschritten. Aus EUR-Sicht sieht das Bild etwas besser aus, aber auch hier hat sich die Situation eingetrübt. Der feste USD bzw. der erneute Anstieg der USD-Realzinsen sorgen dafür, dass ETF-Investoren die bereits deutlich gesunkenen Bestände weiter reduzieren und am Terminmarkt kräftig verkauft wird. Die 1.000 USD-Marke rückt dadurch ins Visier. Die Aussicht auf ein QE-Programm der EZB, eine Verstärkung der quantitativen Käufe durch die Bank von Japan und die physische asiatische Nachfrage, die mit Verzögerung auf fallende Preise reagieren dürfte, sind Gegengewichte. Zudem sind bei einem Goldpreis von 1.000 USD ca. 50% der Produktion nicht mehr rentabel.
Zinsen und Anleihen
Die Lage in den USA erinnert zunehmend an die Situation 2004. Damals – so ist heute die gängige Meinung – hat die US-Notenbank zu spät auf die drohende konjunkturelle Überhitzung reagiert, als sie erst Mitte 2004 die Leitzinsen anhob. Damals lag die Arbeitslosenquote bei 5,5%, heute bei 5,9%. Der ISM-Index hatte einen Höhenflug und notierte im ersten Halbjahr 2004 über 60 Punkten. Aktuell liegt er seit einem halben Jahr bei 55 Punkten und stieg gestern auf 59 Punkte. Die Inflation schien beherrschbar: Sie lag Anfang 2004 deutlich unter 1,5% (ohne Energie und Nahrungsmittel). Heute liegt sie bei 1,7% (mit und ohne Energie und Nahrungsmittel). Der Vergleich mit 2004 zeigt, dass der fortgesetzte Rückgang der Arbeitslosenquote sehr schnell von steigenden Preisen begleitet war: 2006 lag die Inflation bereits bei 4%. Der Leitzins bei 6,25%. Die Arbeitslosigkeit begann zu steigen. Am Ende führte dies zum Kollaps des Immobilienmarktes. Wird die Fed denselben Fehler wie 2004 machen? Jedenfalls erwarten wir, dass die Zinsen schneller anziehen werden, als dies der Rentenmarkt derzeit einpreist. Steigende US-Zinsen werden wohl auch die Renditen für Bundesanleihen mitziehen, trotzdem dürfte sich die Zinsdifferenz weiter ausweiten und der Euro an Wert verlieren. Denn die Konjunktur im Euroraum hinkt der amerikanischen – gemessen an der Arbeitslosenquote – weiterhin mehrere Jahre hinterher. Mit Blick auf den Euroraum bestätigte die gestern veröffentlichte zweite Welle von Einkaufsmanagerindizes, dass der Abwärtstrend gebrochen ist und das Abgleiten des Euroraums in eine Rezession unwahrscheinlich ist. Jedoch sprechen die Indizes weiterhin für nur geringe Zuwachsraten.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte haben beim Auspreisen der Konjunkturängste der vergangenen Wochen gestern eine Pause eingelegt. Von Seiten der (endgültigen) Einkaufsmanagerindizes aus dem Euroraum gab es keine neuen positiven Impulse, die guten US-Daten wurden ignoriert. Und auch die Berichtssaison hatte gestern nicht viel Positives zu bieten. Zwar konnte Ryanair (+7,7%) seine Prognose deutlich anheben und überraschte damit positiv, andere Titel wie HSBC (-1,8%), PostNL (-13,4%), Holcim (-2,6%) oder auch Rheinmetall (-5,2%) lagen aber eher unter den Erwartungen. Weitere Bewegung brachten Brokerherabstufungen, so bei der Credit Suisse (-2%) und italienischen Versorgern. Auf Branchenebene (Stoxx) führte der Sektor entsprechend mit -2,3% die Verliererliste an. An den US-Märkten legten die Indizes nach den Allzeithochs vom Vortag ebenfalls eine Verschnaufpause ein und schlossen wenig verändert. Auch hier konnten die Makrodaten erst einmal keine weiteren positiven Impulse geben, dafür aber wohl stärkere Gewinnmitnahmen verhindern. Auf Branchenebene (S&P500) nahmen Energiewerte (-1,7%) ihren Abwärtstrend wieder auf und auch Grundstoffwerte (-0,8%) verzeichneten stärkere Abgaben. Gefragt waren die defensiven Versorger (+0,7%) und Technologiewerte (+0,4%). Bei Letzteren profitierte Apple (+1,3%, neues Allzeithoch) von Plänen über die Ausgabe weiterer Firmenanleihen. In Asien setzte sich heute Morgen der Höhenflug des japanischen Marktes weiter fort. Die Kombination aus ultra-expansiver Geldpolitik und Käufen des Pensionsfonds hilft weiterhin.