Commerzbank: Brasilianischer Real nach der Wahl
Reformen, die privates Investitionskapital anziehen, wird es in Brasilien nach dem knappen Wahlsieg der amtierenden Präsidentin Rousseff eher nicht im notwendigen Umfang geben, auch wenn sich ein gewisser Reformdruck im neuen Kabinett widerspiegeln dürfte. Dies wäre aber angesichts der schwachen Rohstoffexportpreise sowie des globalen Umfelds zurückhaltender Risikoneigung besonders wichtig. Wenn die Reformphantasie entfällt, bleiben als letzte Stütze für den Brasilianischen Real (BRL) die hohen Zinsen. Aber gerade dort könnte die alte und neue Präsidentin mit Notenbankhilfe ansetzen, um die lahmende Konjunktur zu stützen. Dies ist bisher noch kein Thema an den Märkten und könnte aber gerade deswegen den BRL erheblich belasten.
Zinsen und Anleihen
Gestern tendierten erstklassige Staatsanleihen etwas schwächer. Die Risikoaversion ging allgemein an den Kapitalmärkten zurück, wovon in der Regel risikoreichere Anlagen profitieren und Staatsanleihen belastet werden. Die Auftragseingänge langlebiger Güter gingen in den USA im September den zweiten Monat in Folge zurück; erwartet worden war ein Anstieg. Nach einem starken Anstieg im Juli in Höhe von 22,5% M/M aufgrund einer kräftigen Zunahme von Flugzeugaufträgen gingen die Orders im August um 18,3% stark und jetzt im September noch um 1,3% mäßig zurück, was ebenfalls an den volatilen Flugzeugorders liegt. Insgesamt bleibt die Auftragslage in den USA damit trotzdem robust. Klammert man den Transportsektor aus, gingen die Aufträge nur noch um 0,2% M/M zurück. Dies ist erklärbar vor dem Hintergrund der Wirtschaftsschwäche im Euroraum und in China. Das reale US-BIP dürfte damit im 3. Quartal um mehr als 3% (annualisiert) gewachsen sein. Die Daten dazu werden am Donnerstag gemeldet. Die schlechter als erwarteten Auftragseingänge langlebiger Güter hatten aber nur kurzzeitig Auswirkungen auf die Staatsanleihen. Deutlich besser als erwartet wurde dagegen das US-Verbrauchervertrauen mit einem Zuwachs von 89 auf 94 Punkte gemeldet. Seit gestern tagt die US-Notenbank; heute Abend wird sie ihre Presseerklärung veröffentlichen, auf die die Marktteilnehmer gespannt warten. Wir gehen davon aus, dass die Fed ihre Anleihekäufe endgültig beendet. Wir rechnen nicht damit, dass sie aufgrund der globalen Wirtschaftsschwäche Signale für einen späteren Beginn der Zinserhöhungen geben wird. Sie wird es dabei belassen, noch für einen geraumen Zeitpunkt niedrige Leitzinsen zu versprechen.
Aktien
Das Auf und Ab an den Aktienbörsen setzt sich weiter fort. Nach zwei schwächeren Tagen verhalfen am gestrigen Handelstag überwiegend positive Unternehmenszahlen den europäischen Aktienindizes zu deutlichen Kursanstiegen. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es nur Gewinner. An der Spitze der Kursliste stand die Deutsche Telekom (+3,7%), die vor allem von den Zahlen ihrer Tochter T-Mobile US profitierte, welche ihre Marktanteile in den USA weiter aggressiv aufbauen konnte. Die Titel der Deutschen Börse (+2,8%) erhielten ihre Impulse von den am Vorabend vorgelegten guten Quartalsergebnissen. Im EUROSTOXX 50 überzeugten mit der Deutschen Telekom und Orange (+3,%) vor allem Telekommunikationstitel, während Sanofi (-10,6%) trotz einer guten Gewinnvorlage für eine Umsatzwarnung abgestraft wurde und somit der einzige Titel im negativen Bereich war. Durch diesen deutlichen Kurseinbruch war der Gesundheitsbereich (-5,3%) mit klarem Abstand schwächste Branche. Sehr stark präsentierte sich dagegen der Grundstoffsektor (+4,9%). An der Wall Street konnten weiter gute Quartalsdaten und ein starkes Konsumentenvertrauen locker die negative Überraschung bei den Auftragseingängen für langlebige Güter kompensieren und verhalfen dem Dow Jones wieder zum Sprung über die Marke von 17.000 Punkten. Unter der Führung von Energietiteln (+2,3%) konnten alle Branchen deutlicher zulegen. Diese Vorgabe verhalf auch den asiatischen Börsen heute Morgen zu einem insgesamt positiven Trend. Auch die europäischen Märkte werden fester eröffnen.