Commerzbank: Brasilianischer Aktienmarkt und Real reagieren negativ auf Rousseff-Wiederwahl
Dilma Rousseff bleibt Präsidentin in Brasilien. Sie gewann die Stichwahl gegen Neves mit 51,6% der Stimmen. In einem ersten Kommentar kündigte Rousseff an, schon bald einen politischen Reformprozess in Gang zu setzen sowie das Wirtschaftswachstum zu beflügeln und die Inflation zu drosseln. Zudem solle die Korruption stärker bekämpft werden. Viele Investoren kritisieren vor allem die interventionistische Wirtschaftspolitik der Regierung Rousseff, die z.T. zu starken Kurseinbrüchen bei Werten wie Petrobras geführt hat. Der Leitindex Bovespa verlor am Tag nach der Wahl in der Eröffnung mehr als 5% und sank unter die Marke von 50.000 Punkten; auch der Real büßte ggü. dem US-Dollar weiter deutlich an Wert ein. Die negative Reaktion der Börse auf Rousseffs Wiederwahl ist für uns keine Überraschung. Das Land kämpft weiterhin mit vielen Problemen. Zu diesen gehören das schwache Wirtschaftswachstum, die hohe Inflation (Sept.: +6,8% J/J), die die Notenbank mittels zahlreicher wachstumshemmender Leitzinserhöhungen einzudämmen versucht, das relativ hohe Leistungsbilanzdefizit sowie eine sehr niedrige Investitionsquote. Hinzu kommen teilweise stark fallende Rohstoffpreise. Als weiteres Damoklesschwert schwebt eine restriktivere US-Geldpolitik (mögliche Leitzinserhöhungen in 2015) über dem Markt. In diesem Umfeld dürfte es für die Regierung nicht einfach sein, vertrauensbildende Maßnahmen zu implementieren, die u.a. zu einer Wiederbelebung des Wachstums und gleichzeitig zu einer Senkung der Inflation und des Leistungsbilanzdefizits führen. Wir haben den brasilianischen Aktienmarkt am 28. August 2014 von Neutral auf Untergewichten herabgestuft. Seither hat der BOVESPA rd. 19% verloren; zeitgleich wertete der Real ggü. dem USD um mehr als 10% ab. Das knappe Wahlergebnis dürfte den Druck auf Dilma Rousseff, mehr Reformen anzustoßen, erhöhen. Wir bestätigen zunächst unsere Untergewichtung für die brasilianische Aktienbörse.
Zinsen und Anleihen
Der Stresstest der Banken, dessen Ergebnisse am Sonntag veröffentlicht wurden, hatte kaum Auswirkungen auf erstklassigen Staatsanleihen. Bundesanleihen profitierten gestern eher vom schlechter als erwartet ausgefallenen Ifo-Index. Im Oktober fiel das Ifo-Geschäftklima von 104,7 auf 103,2 Punkte stärker als erwartet. Es ist der 6. Rückgang in Folge und der niedrigste Stand seit Dezember 2012. Der Ifo-Index enttäuscht umso mehr, als der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zuletzt wieder angestiegen war. Da-bei blieben sowohl die Beurteilung der aktuellen Lage (108,4 nach 110,4 Punkten) sowie die Erwartungen (98,3 nach 99,3 Punkten) hinter den Markterwartungen zurück. Wachstums-sorgen im Euroraum sind weiterhin ein Thema. Das Kreditwachstum im Euroraum hat sich auch kaum gebessert. So lag die Kreditvergabe im September um 1,2% unter dem Vorjahresniveau (nach -1,5% J/J im August). Die EZB ist daher weiterhin gefordert. Gestern wurde vermeldet, dass sie in der Vorwoche 1,7 Mrd. EUR an Covered Bonds erworben hat. Außerdem hat sie wohl mit dem Kauf verbriefter Forderungen (ABS-Papiere) begonnen. Damit die Käufe aber marktwirksam werden, muss die EZB größere Volumina erwerben. Momentan drücken die schwachen Konjunkturdaten sowie die Fantasie auf weitere Maßnahmen der EZB die Renditen. Am Donnerstag kommen die Preisdaten aus den deutschen Bundesländern für Oktober und am Freitag die Schätzung der EZB für die Inflationsrate für den Euroraum. Die Energiepreise dürften die Inflation weiterhin niedrig gehalten haben. In der EWU-Peripherie stach Spanien hervor, dessen Staatsanleihen davon profitieren konnten, dass alle spanischen Banken den Stresstest der EZB bestanden haben.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte schlossen nach Gewinnen im frühen Handel klar im Minus. Anfänglich hatten die Ergebnisse des EZB-Stresstests für Erleichterung gesorgt. So fiel der Kapitalbedarf der Geldhäuser etwas geringer aus als erwartet. Die Ausnahme stellte Italien dar, wo es noch einige Problemfälle gibt. So ging es für die Banca Monte dei Paschi di Siena um 20% nach unten. Als Spielverderber erwies sich dann der ifo-Geschäftsklimaindex, der stärker als erwartet sank und damit die Diskussion über die schwache konjunkturelle Entwicklung in Deutschland anheizte. Entsprechend kam es zu Gewinnmitnahmen. Eine Entwicklung, die sich im Tagesverlauf noch verschärfte. Ein Beispiel dafür ist die Aktie der Commerzbank, die zunächst um 9,5% ansteigen konnte, dann aber unverändert aus dem Handel ging. Auf Branchenebene (Stoxx) erlitten für Banken (-1,7%) und Autos (-1,3%) die stärksten Verluste. An den US-Märkten ging es angesichts schwächerer - aber insgesamt nicht besorgniserregender - Makrodaten zunächst abwärts, bevor sich die Indizes im Handelsverlauf wieder erholen konnten und nur wenig verändert schlossen. Grundstoff- und Ölwerte (-2,1% bzw. -2,0%) gaben angesichts sinkender Rohstoffpreise weiter nach, während defensive Sektoren wie z.B. die Telecoms (+1,6%) deutlich zulegen konnten. In Asien geht es heute Morgen uneinheitlich zu. In Japan notiert der Nikkei trotz guter Makrodaten im Minus, während die chinesischen Börsen angesichts von Hoffnungen auf eine neue Freihandelszone und guter Berichtsausweise klar zulegen können.