Commerzbank: Europäische Zentralbank will den Liquiditätsfluss umkehren
Die großen Notenbanken – allen voran die Fed und die EZB – versorgen die Welt mit Liquidität. Das Schaubild zeigt, wie sich jeweils gemessen an der monetären Basis die Liquidität im Verlauf der Krise verändert hat. Während die Fed durch ihr Anleihekaufprogramm für einen kontinuierlichen Liquiditätszuwachs gesorgt hat, haben im Euroraum die Geschäftsbanken seit Mitte 2012 kontinuierlich Liquidität an die EZB zurückgegeben. Mit dem neuen Langfristtender will die EZB morgen die-sen Trend umkehren und die monetäre Basis um etwa 1000 Mrd. Euro erhöhen. Offen ist aber, ob sie damit der Konjunktur einen signifikanten Impuls geben wird.
Zinsen und Anleihen
Die Märkte befanden sich gestern weiter im Bann der als Höhepunkte zu wertenden Ereignisse in dieser Woche (Fed-Sitzung, Schottland-Abstimmung, TLTRO). Von der heutigen Pressekonferenz der US-Notenbank (Fed) wird die Anpassung der Forward Guidance, also der Erwartungssteuerung über die Geldpolitik, erwartet. Da das Anleihekaufprogramm vor dem Abschluss steht und die Ziele der Verringerung der Arbeitslosigkeit fast erreicht sind, dürfte die Fed nun dem Markt andeuten wie es weitergeht. Zuviel Unsicherheit über das weitere Vorgehen würde am Markt für Unruhe sorgen. Weshalb die Fed erste Signale zur Zinswende senden sollte, indem sie das bisherige Zinsversprechen – den ultra niedrigen Leitzins für einen ausgedehnten Zeitraum beizubehalten – aufhebt. Dies würde den US-Dollar und die Renditen für US-Staatsanleihen stützen. Aber auch die erste Zuteilung des neuen Langzeittenders der EZB (TLTRO) und die Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit am Donnerstag werfen bereits ihre Schatten voraus. Das Ergebnis in Schottland ist jedoch erst am Freitagmorgen zu erwarten. Diese Gemengelage erzeugt am Markt Unsicherheit und das Bedürfnis nach einem sicheren Hafen; weshalb gestern deutsche Staatsanleihen gefragt waren. Diese sollten auch im Falle einer schottischen Unabhängigkeit erste Wahl bleiben, um den dann erwarteten Unsicherheitsschock zu begegnen. Die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen sanken gestern im Tagesverlauf zunächst auf 1,03%, notierten zum Handelsschluss aber nahezu auf Vortagsniveau.
Aktien
Die allgemein zurückhaltende Stimmung im Vorfeld der wichtigen Termine im weiteren Wochenverlauf (Offenmarktausschußsitzung der Fed und schottisches Referendum) setzte sich an den europäischen Aktienmärkten auch am Dienstag weiter fort. Die schwach ausgefallenen ZEW-Konjunkturerwartungen (und hier insbesondere die aktuelle Lage) dürften die Börsen zusätzlich belastet haben. Im deutschen Leitindex Dax 30 gab es so nur wenige Gewinner. Besonders positiv konnten sich allerdings die Aktien der Deutschen Börse (+1,9%) und erneut die Titel von adidas (+1,8%) präsentieren. Im MDax zählten die Werte des Bau-und Dienstleistungskonzerns Bilfinger (+0,5%) nach einem Serviceauftrag aus Schweden zu den wenigen Kursprofiteuren. Am TecDax-Ende sackten die Anteilsscheine von United Internet (-6,5%) nach der am Vorabend angekündigten Kapitalerhöhung deutlich ab. Im EUROSTOXX 50 verzeichneten die Branchen Technologie (-1%) und Gesundheit (-0,8%) im allgemein schwachen Umfeld die stärksten Abgaben. Der Energiesektor (+0,7%) hingegen konnte sich nach dem starken Druck der Vorwochen mit der Stabilisierung der Rohölpreise leicht erholen. So standen dann auch Total (+0,9%) und Eni (+0,8%) an der Spitze der Kursliste. Besonders im Fokus stand angesichts der zahlreichen Übernahmepläne erneut der Telekom-Bereich. An der Wall Street herrschte am Vorabend der FOMC-Sitzung eine positive Erwartungshaltung vor. In diesem Umfeld konnten alle Branchen meist deutlicher zulegen. Auch bei Einzeltiteln gab es mit Nike (-0,5%) nur einen Verlierer. Die asiatischen Börsen tendieren heute Morgen uneinheitlich. Während der Nikkei 225 etwas schwächer tendiert, können sich die chinesischen Märkte leicht erholen. Auch die europäischen Indizes konnten von den US-amerikanischen Vorgaben profitieren und eröffneten fester.