Commerzbank – US-Bauwirtschaft: erneute Verlangsamung, aber keine Trendumkehr
Die Bauaktivitäten hinken derzeit der US-Konjunktur hinterher. Nach der kräftigen Erholung 2011-2013 ist der Baukonjunktur zuletzt etwas die Puste ausgegangen. Dabei ist man noch weit von der jährlichen Produktion von 2 Mio. Wohnungseinheiten – wie in den Boomjahren vor dem Platzen der Subprime-Blase – entfernt. Die Produktion hat sich bei annualisiert 1 Mio. Wohnungen/Häusern eingependelt – wenngleich rund 1,2 Mio. zum Bestandserhalt notwendig sein dürften. Die Bauaktivitäten sollten in der zweiten Jahreshälfte wieder anziehen, denn Einkommen und Beschäftigung steigen, während die Hypothekenzinsen weiterhin vergleichsweise niedrig sind. Zudem ist der Stimmungsindex der Bauunternehmer (NAHB) im Juli wieder über die Expansionsschwelle von 50 Punkten geklettert.
Zinsen und Anleihen
Die Kurse von Bundesanleihen erklommen gestern neue Höchststände: 10-jährige Anleihen erzielen nur noch eine Rendite von 1,15% – damit wurde der bisherige Tiefstand vom Frühjahr 2013 gebrochen. Als Grund für das Sicherheitsbedürfnis der Anleger wurden gestern vor allem die Sanktionen der EU gegen Russland genannt. Nach dem wahrscheinlichen Abschuss des malaysischen Passagierflugzeuges dürfte die Furcht vor einer weiteren Verschärfung des Konflikts zwischen Russland und dem Westen heute die Marktstimmung bestimmen. Die Risikoscheu dürfte auch angesichts der israelischen Bodenoffensive in Gazastreifen fortdauern. Da sich im Markt die Erwartungen halten, dass die Europäische Zentralbank angesichts schwacher Konjunkturdaten umfangreiche Käufe von Wertpapieren nach dem Muster der US-Notenbank vornehmen wird, wäre auch einem Renditeanstieg Grenzen gesetzt, sollte sich die geopolitische Lage wieder beruhen. Trotz der Risikoscheu im Markt trafen die neuen spanischen Staatsanleihen gestern auf eine robuste Nachfrage: 8-jährige Anleihen erzielten eine Rendite von knapp 2,1% und 18-jährige 3,5%. Überraschend schwach waren im Juni die Baubeginne in den USA. Nach dem Rückgang um 7,3% im Mai (revidiert) fielen sie im Juni um weitere 9,3%. Allerdings dürfte es sich hierbei nur um eine vorübergehende Schwäche handeln, da das Umfeld für Bauinvestitionen aber weiterhin positiv ist und die Bauwirtschaft am Mittwoch einen kräftigen Anstieg des Stimmungsindikators für Juli gemeldet hat (vgl. „Im Blickpunkt“). Die Erstanträge auf Arbeitslosengeld befinden sich weiter im Krebsgang und sprechen für einen auch im Juli soliden Stellenzuwachs.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern deutlich abwärts. Dabei verlief der Handel volatil. Die verschärften Sanktionen gegen Russland im Zuge der Ukraine-Krise, die sich diesmal auch gegen konkrete große Unternehmen richteten, sorgten für einen schwachen Börsenstart. Danach konnten sich die Indizes zwar klar von den Tagestiefs erholen, mit den Berichten über den Abschuss des malaysischen Passagierflugzeuges über der Ost-Ukraine verstärkten sich die Verluste aber wieder. Zyklische Sektoren wie Banken (-1,6%), Ölwerte (-1,4%) und Autos (-1,4%) mussten die stärksten Abschläge hinnehmen, während Medien- und IT-Werte (je+0,1%) zulegen konnten. Bei letzteren half SAP (+2,4%), die mit ihren Quartalszahlen überzeugen konnten. Unternehmen mit einem nennenswerten Russland-Umsatz wie z.B. Metro (-2,8%) verloren überdurchschnittlich. Ein Medienbericht, dass VW an der Übernahme von Fiat interessiert sei, drückte den Kurs von VW Vz. (-2,2%) und ließ Fiat zwischenzeitlich um gut 5% steigen. Mit dem Dementi des Fiat-Großaktionärs Exor, blieb dann aber nur ein Plus von 1,4% übrig. An den US-Märkten ging es ebenfalls abwärts. Zwar sah es zwischenzeitlich so aus, als ob sich die Indizes deutlich besser als ihre Pendants in Europa halten könnten, am Ende überwogen aber die geopolitischen Sorgen und damit die Abgaben. Dies auch, da die Makrodaten gemischt ausfielen und damit sowohl für Bullen und Bären Nahrung boten. An den asiatischen Märkten folgt lediglich Japan den negativen Vorgaben. Im übrigen Asien halten sich die Verluste in engen Grenzen, während der chinesische Markt sogar zulegen konnte. Hier helfen Spekulationen, dass die Regierung Beschränkungen am Immobilienmarkt aufheben könnte. Die Immobilienpreise waren zuletzt weiter zurückgekommen.