Commerzbank: Mexiko als Investitionsmagnet für die Automobil- und Ölindustrie
Mexiko hat 2013 2,9 Mio. PKWs produziert und war damit weltweit an achter Stelle. Beim Export liegt Mexiko sogar an vierter Stelle hinter Deutschland, Japan und Südkorea. Nachdem 2013 Fiat, Mazda, Nissan und VW ihre Kapazitäten in Mexiko mit Milliardenschweren Investitionen ausbauten, folgen demnächst Honda und Audi, sodass die gesamte Kapazität auf 4 Mio. Fahrzeuge steigen wird. Zuletzt haben zudem Nissan und Mercedes ein neues 1 Mrd.-Joint Venture angekündigt. Die Zulieferindustrie folgt auf dem Fuß. Diese Woche gab Bosch bekannt, weitere 3000 Arbeitsplätze in Mexiko zu schaffen. Die gemachten Erfahrungen, vor allem aber der Lohnvorteil – die Löhne betragen etwa 20% von US-amerikanischen Arbeitern – und die Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada im Norden sowie den lateinamerikanischen Ländern im Süden, machen Mexiko zum idealen Investitionsstandort für den gesamten Kontinent. Der Anstieg der US-Automobilverkäufe im Juni auf den höchsten Stand seit 2006 spricht zudem für zyklischen Rückenwind für den mexikanischen Automobilexport. Ähnlich wie mit der Automobilindustrie verhält es sich mit der Elektronikindustrie. Mexiko scheint den asiatischen Exportvorbildern wie China, Südkorea oder Taiwan nachzueifern. Dabei besitzt Mexiko gegenüber diesen noch einen Trumpf – den Rohstoff- und insbesondere den Öl- und Gasreichtum. Mit der Öffnung des Energiesektors für private Investitionen steht wohl ein Boom bevor. Denn bisher konnten die vermuteten Reserven mangels Kapital und Know How nicht vorangetrieben werden. Besonders die Fortsetzung des texanischen Schiefergasgebietes Eagle Ford in Mexiko könnte rasch entwickelt werden. Dadurch würde das Land Zugang zu günstigem Erdgas vor allem für die bisher teure Stromproduktion bekommen, was den Standort weiter stärken würde. Nach Quartalen schwachen Wachstums steht Mexiko wohl vor einem deutlichen Aufschwung.
Zinsen und Anleihen
Der Bericht des Personaldienstleisters ADP wies für die USA im Juni einen Zuwachs von 281.000 Stellen aus – den höchsten seit Ende 2012. Dies schürt die Erwartung hinsichtlich der offiziellen Arbeitsmarktdaten, die aufgrund des morgigen Unabhängigkeitstages schon heute bekanntgegeben werden. Die Renditen 10-jähriger Treasuries – und Bundesanleihen – zogen daraufhin an. Am Markt kamen berechtigte Erwartungen auf, dass die Fed etwas früher als erst im Herbst 2015 die Leitzinswende einleiten könnte. Bei der heutigen EZB-Ratssitzung sind nach dem umfangreichen Lockerungspaket vom Juni keine neuen Beschlüsse zu erwarten. EZB-Chef Draghi dürfte mit der Marktreaktion seit-her sehr zufrieden sein. Denn es ist der EZB gelungen, die Leitzinserwartungen auf einem sehr niedrigen Niveau zu verankern; die zukunftsgerichteten Hinweise (forward guidance“) der EZB tragen bisher also Früchte, zumal auch der mäßige Preisauftrieb (Juni: laut Vorabschätzung von Eurostat +0,5% J/J) auch quantitative Lockerungsphantasie am Kochen hält. Laut Geldmarktfutures rechnet der Markt de facto bis Ende 2016 mit einem unveränderten Leitzinsniveau. In den USA ist es dagegen nur noch eine Frage der Zeit, wann die Leitzinswende erfolgt. Derzeit ist die von EZB-Worten und Taten angestoßene Abschwächung des EUR gegenüber dem USD zwar unterbrochen. Doch wohl nur vorübergehend – denn die sich abzeichnende zinspolitische Divergenz wird den EUR an Wert verlieren lassen. Der Wunsch des französischen Premierministers Valls, die EZB solle den EUR weiter schwächen, dürfte bei ihrer Ratssitzung ungehört verhallen.
Aktien
An den meisten europäischen Aktienmärkten ging es gestern leicht aufwärts. Die guten Vorgaben aus den USA und Asien sorgten für eine positive Grundstimmung. Nachmittags kamen gut aufgenommene US-Makrodaten unterstützend hinzu. Dass der breite Euro Stoxx dennoch im Minus schloss, war dem französischen Markt (CAC40 -0,4%) geschuldet. Hier standen vor allem Telekommunikationswerte unter Druck, nachdem Orange (-3,5%) erklärt hatte, sich von seinen Fusionsplänen zu verabschieden. Die Aktien der direkt und indirekt beteiligten Unternehmen (u.a. Iliad -3,5%, Bouygues -2%) gaben nach. Damit war der Telekomsektor (-1,1%) die schwächste Branche im Stoxx. Das lag auch an Kursverlusten der Deutschen Telekom (-3,1%, Klage gegen die US-Tochter). Die Genehmigung der Fusion von Telefonica Deutschland mit e-plus sorgte für zusätzliche Bewegung im Sektor. Die abgebende Muttergesellschaft KPN (-2%) konnte ihre anfänglichen Gewinne dabei nicht halten. Einzig die Aktien von Telefonica Deutschland (+2,3%) und ihres Kooperationspartners Drillisch (+0,7%) konnten zulegen. In den USA notierten die Indizes nach einem ruhigen Handel nur wenig verändert. Die Investoren warten auf die heutigen Arbeitsmarkt- und ISM-Daten. Versorger (-2%) wurden u.a. von den gestern anziehenden Zinsen gedrückt und avancierten zum schwächsten Sektor, die Industriebranche (-0,1%) litt unter schwachen Kursen bei Airlines und der Energiesektor (-0,1%) unter dem sinkenden Ölpreis. Healthcare (+0,7%) profitierten von den sich weiter erholenden Biotech-Gesellschaften. Auch in Asien warten die Investoren vor den heutigen US-Daten noch ab. Der gute Einkaufsmanagerindex für den chinesischen Dienstleistungssektor lässt aber chinesische Aktien leicht steigen.