Commerzbank: US-Bauwirtschaft trotz kleinem Rücksetzer weiter im Aufwind
Die Bauwirtschaft in den USA musste im Mai einen leichten Rücksetzer hinnehmen. Die Baugenehmigungen (-6,4%) und die Wohnungsbaubeginne (-6,5%) fielen jeweils leicht im Monatsvergleich. Wie die linke Grafik zeigt, bewegen sich die absoluten Zahlen allerdings weiterhin auf einem Niveau, welches mit rund 1 Mio. Genehmigungen/Beginne nah an das Niveau von 2008 heranreichen. Der auf 49 Punkte überraschend deutlich gestiegene NAHB Wohnungsmarktindex zeigte bereits am Montag, dass sich die Geschäftserwartung der auf Einfamilienhäuser spezialisierten Unternehmen im Juni verbesserte, was einen erneuten Anstieg der Baugenehmigungen und Baubeginne im Juni erwarten lässt. Insgesamt weisen diese Daten auf einen weiterhin intakten Aufschwung der US-Konjunktur hin.
Zinsen und Anleihen
Der rückläufige ZEW-Erwartungsindex (Juni: 29,8 Punkte-nach 33,1) fand kaum Beachtung; denn der Tag vor der FOMC-Sitzung war vom Abwarten geprägt. Dass die US-Notenbank (Fed) ihre Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. US-Dollar reduzieren wird, gilt seit langem als so gut wie sicher. Seit Monatsanfang beginnt der Markt auch dem Gedanken näherzutreten, dass die Fed früher als bislang unterstellt die zinspolitische Wende einleiten könnte; dies jedenfalls signalisieren die anziehenden Renditen der einschlägigen Fed Fund Futures. Gleichwohl ist erst für Herbst 2015 eine erste Anhebung der Fed Funds Rate um volle 25 Basispunkte eingepreist. Nach Bekanntgabe der stärker als erwartet gestiegenen Verbraucherpreise im Mai kam freilich noch ein Basispünktchen hinzu. Wie dem auch sei: Unseres Erachtens wird die Fed mit der zinspolitischen Wende nicht erst im Herbst, sondern schon im 2. Quartal kommenden Jahres beginnen. Denn die Normalisierung der US-Wirtschaft schreitet voran, wie sowohl die auf 6,3% gesunkenen Arbeitslosenquote als auch die zuletzt auf 2,1% J/J gestiegene Verbraucherpreisinflation zeigen. Der Preisauftrieb hat eine breite Basis, denn auch die um die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigte Rate („Kerninflation“) liegt mittlerweile bei 2%. Die heutige FOMC-Sitzung mit anschließender Pressekonferenz gibt Fed-Chefin Yellen Gelegenheit, dem Markt die Einschätzungen und zinspolitischen Überlegungen der Fed näher zu erläutern. Diese dürften darauf hinauslaufen, ihn auf eine etwas frühere Leitzinsanhebung einzustimmen. Doch wird die Fed-Chefin behutsamer vorgehen wollen, als es die Bank of England vorige Woche getan hat. Wie dem auch sei: Die Langfristrenditen in den USA dürften allmählich anziehen.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten konnten die Kurse gestern zulegen. Auch dem Dax gelang nach vier Minustagen wieder ein positiver Abschluss. Das Ausbleiben neuer negativer Nachrichten hinsichtlich des Irak-Konflikts ließ den Ölpreis leicht zurückkommen, was auch am Aktienmarkt positiv auf-genommen wurde. Im Gegenzug sorgten schwächer als erwartet ausgefallene US-Makrodaten (der ZEW-Index sorgte kaum für Bewegung) für Gegenwind. Auf der Branchenseite waren die Performanceunterschiede letztendlich gering, wo-bei Chemiewerte (+0,6%) am stärksten zulegen konnten. Bei den Einzelwerten sorgten Analystenkommentare (u.a. Rheinmetall +2,5%), Übernahmefantasien (Shire +3,5%) oder auch „klassische“ Unternehmensmeldungen (Maersk -5,3%, Konkurrenz auf der Asien-Route) für Bewegung. Telefonica Deutschland (+4,3%) profitierte von einer positiven Studie und Hoffnungen auf eine zügige Genehmigung der Übernahme von E-Plus. Die US-Börsen schlossen ebenfalls leicht im Plus, nachdem sie im frühen Handel angesichts der veraltenen Makrodaten zwischenzeitlich ins Minus gerutscht waren. Am stärksten konnten Nebenwerte zulegen und erneut sorgten Übernahmeaktivitäten für diverse Kursbewegungen. Analystenempfehlungen ließen u.a. die Kurse von Medtronic (+2.6%) und Goldman Sachs (+1.6%) anziehen. Nachbörslich ging es für Adobe nach guten Zahlen um rd. 9% nach oben. Auf der Branchenebene (S&P500) führten Finanzwerte (+0,9%) die Gewinner an. Während am japanischen Markt heute Morgen die Kurse trotz schwacher Exportdaten anziehen – der schwache Yen hilft dabei – bewegen sich die übrigen asiatischen Märkte eher leicht im Minus. Alle Investoren warten auf das Ergebnis der Fed-Sitzung, das heute auch klar im Fokus der Aktieninvestoren steht.