Commerzbank: Europäische Einkaufsmanagerindizes mit Licht und Schatten
Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor des Euroraums ist im Mai weiter um 0,4 Punkte auf 53,5 Punkte gestiegen und weist damit den höchsten Wert seit annähernd drei Jahren auf (Juni 2011: 53,7 Punkte). Der Index des verarbeitenden Gewerbes fiel jedoch von 53,4 auf 52,5 Punkte - erwartet worden war ein geringerer Rückgang. Die positive Entwicklung im Dienstleistungsbereich gilt als Indikator für die Veränderung des realen Bruttoinlandsproduktes gegenüber dem Vorquartal. Ökonomen leiten daraus ein etwas stärkeres Wachstum der Wirtschaft im Euroraum für das Frühjahr ab. Das Gesamtbild wird jedoch getrübt von der gegenläufigen Tendenz des Index für das verarbeitende Gewerbe. Hier zeigen sich konjunkturelle „Bremsspuren“, die auf die weiterhin vorhandenen Wachstumsrisiken für die Industrie im Euroraum hinweisen. Hierzu zählen insbesondere nachlassende Impulse seitens der Weltwirtschaft, schlechtere preisliche Wettbewerbsfähigkeit aufgrund des starken Euros sowie die latent vorhandenen geopolitischen Risiken, wie z.B. in der Ukraine. Obwohl der Aufschwung nach wie vor intakt ist – so erzielte der Euroraum in den ersten drei Monaten des Jahres (gegenüber dem Schlussquartal 2013) ein Wachstum von 0,2% und es ist zu erwarten, dass dies im zweiten Quartal 2014 bestätigt wird – wird das Wachstum in den kommenden Quartalen entsprechend verhalten zunehmen. Auch dies spricht dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni die geldpolitischen Impulse noch einmal verstärken sollte und daher voraussichtlich die Leitzinsen weiter senken wird.
Zinsen und Anleihen
Die Renditen von Bundesanleihen gaben gestern leicht nach. Hierzu dürfte beigetragen haben, dass die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für Mai im Verarbeitenden Gewerbe schwächer als erwartet ausfielen (siehe „Im Blickpunkt“). Sie bestätigen damit die vom Markt gehegte und von der EZB kräftig geschürte Erwartung einer weiteren monetären Lockerung am 5. Juni. Die Renditen 2-jähriger Bundestitel liegen mit 0,07% mittlerweile nur noch einen Basispunkt über ihrem Jahrestief. In den Peripherieländern haben sie sich indes zuletzt etwas deutlicher davon entfernt. Hier scheint die Sorge mitzuschwingen, dass die Ergebnisse zur Wahl des Europäischen Parlaments einen erlahmenden Rückhalt für den Reformprozess im Euroraum offenbaren werden. Ohne konsequente Strukturreformen wird aber der Gesundungsprozess des Euroraums auf halbem Wege ins Stocken geraten; denn sie sind schlichtweg durch keine geldpolitischen Maßnahmen zu ersetzen. Die geldpolitischen Perspektiven nagen auch weiterhin am EUR, der gegenüber dem USD und dem GBP nachgab. In den USA setzt sich die Erholung am Arbeitsmarkt fort. Die Erstanträge zum Bezug von Arbeitslosengeld sind in der Vorwoche zwar von ihrem Zyklustief leicht angestiegen, doch die fortlaufenden Anträge gingen weiter zurück. Die Verkäufe von US-Bestandswohnimmobilien sind im April nur leicht gestiegen, aber immerhin ist die von Mitte bis Ende 2013 währende Schwächephase hier am Auslaufen. Heute wird man Aufschluss erhalten, ob dies auch für die zuletzt besonders schwachen Neubauverkäufe gilt. Wichtigstes Datum heute: Das deutsche Ifo-Geschäftsklima. Der Markt rechnet mit einer leichten Eintrübung der Geschäftserwartungen.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte tendierten am gestrigen Handelstag uneinheitlich. Die Performance schwankte zwischen +1,7% (Österreich) und -1,1% (Italien). Gemischte Konjunkturdaten gaben den Märkten leichten Rückenwind. Euphorie kam aber nicht auf. Vor den Wahlen in der Ukraine und in Europa herrscht Vorsicht. Zudem haben die Börsen in den USA und in Großbritannien am Montag geschlossen. In diesem Umfeld gewann der Dax 0,2%. Positive Konjunkturdaten aus China beflügelten Stahlwerte. Klöckner (+4,2%) profitierte überdies von einer Votenanhebung. Am Tag der Hauptversammlung legte die Aktie der Deutschen Bank 0,6% zu. In der zweiten Reihe stieg der Kurs von Aixtron um 3,6%. Hier beflügelte u.a. Übernahmefantasie im Sektor (Philips und Cree). Auf europäischer Sektorebene erzielten die Bereiche Medien sowie Reise & Freizeit die größten Tagesgewinne (+0,9%). Versorgeraktien wiesen dagegen als Tagesverlierer durchschnittliche Abschläge von 0,1% auf. Die US-Börsen legten leicht zu. Der Dow Jones-Index gewann 0,1%. Das Umsatzvolumen war allerdings dünn. Gute Arbeitsmarktdaten gaben Rückenwind. Für Zündstoff sorgte erneut Fusionsfantasie. Dieses Mal steht die Tabakbranche im Fokus. Laut Marktberichten soll es Gespräche zwischen Reynolds American und Lorillard geben. Die Quartalszahlen von Hewlett-Packard wurden mit einem Abschlag von 2,3% quittiert. Auf Sektorebene waren insbesondere Versorgertitel (+0,8%) gefragt. Verbrauchsgüter verloren dagegen im Schnitt rd. 0,2%. Die Börsen in Asien tendierten zumeist freundlich. Der MSCI Asia Pacific-Index nähert sich einem Viermonatshoch. Der Nikkei 225 (+0,9%) setzte seinen gestrigen Kursaufschwung fort. In Thailand büßte der SET-Index dagegen rd. 1,5% ein. Hier belastet vor allem der Militärputsch von gestern. Die Festlandaktien in China legten leicht zu.