Commerzbank: Indische BJP-Partei feiert Wahlsieg – Hoffnung auf wirtschaftsfreundliche Reformen
Die Parlamentswahl in Indien hat zu einem in dieser Höhe unerwarteten Erdrutschsieg der oppositionellen National Demokratischen Allianz (NDA) unter Führung der BJP geführt. Die als wirtschaftsfreundlich geltende BJP mit ihrem populären Chef Narendra Modi vereint allein 283 von 543 Sitzen im Unterhaus auf sich. Mit 52% der Stimmen hat die BJP somit die absolute Mehrheit erreicht. Die NDA verfügt insgesamt über 337 Sitze (62% der Gesamtsitze). Modi ist seit zwölf Jahren Ministerpräsident des wirtschaftlich sehr erfolgreichen Bundesstaates Guajarat. Die Hoffnung vieler Investoren beruht vor allem auf Modis Wirtschaftskompetenz und Führungsstärke. In Guajarat hat er u.a. für ein überproportionales Wirtschaftswachstum, die Errichtung von Sonderwirtschaftszonen sowie für einen ausgeglichenen Haushalt gesorgt. Vieles von dem Erfolgsmodell soll nun auf ganz Indien übertragen werden. Die Parlamentswahl hat für klare Mehrheiten gesorgt, um nun viele einzelne Maßnahmen landesweit zu implementieren. Zu diesen gehört insbesondere die Beseitigung des Reform- und Investitionsstaus. Tendenziell neoliberale Reformanstrengungen könnten auch internationale Konzerne wieder zu mehr Investitionen in Indien bewegen. Diese werden nicht selten gehemmt durch eine überbordende Bürokratie oder durch Streitigkeiten u.a. in Bezug auf Steuer- oder Grundstückserwerbsfragen. Die Mehrheit der Börsianer feiert seit Wochen den nun realisierten Regierungswechsel. Der indische Leitindex Sensex legte seit Jahresbeginn um rd. 15% zu. Die indische Rupie gewann ggü. dem US-Dollar im Berichtszeitraum rd. 5%. Seit Anfang Januar beliefen sich die Nettokapitalzuflüsse seitens ausländischer institutioneller Anleger im Aktien- und Rentenmarkt auf rd. 12 Mrd. US-Dollar. Die Bewertung der Börse ist mit einem KGV für 2014 von mittlerweile rd. 16 recht hoch. Wir bestätigen zunächst unsere neutrale Gewichtung.
Zinsen und Anleihen
Nachdem die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen Ende letzter Woche ein 12-Monats-Tief erreichten, kletterten sie gestern 8 Basispunkte nach oben. Damit setzte sich die jüngste Gegenbewegung fort. Die Neuemission einer 10-jährigen Bundesanleihe um 5 Mrd. Euro verbreiterte das Angebot und dürfte daher zum Renditeanstieg beigetragen haben. Andere marktbewegende Faktoren waren dagegen rar. Der Anstieg der Einzelhandelsumsätze in Großbritannien fiel kräftiger als erwartet aus. Die Bank von England steht vor der Entscheidung, ob sie frühzeitig beginnen soll, die Zinsen langsam anzuheben, oder ob sie die erste Zinserhöhung herauszögern sollte, auf die Gefahr hin, dann größere Zinsschritte vornehmen zu müssen. Kurz vor den Wahlen zum Europäischen Parlament zeigen sich die Verbraucher vergleichsweise zuversichtlich: Der Index der Europäischen Kommission zur Konsumentenstimmung stieg auf ein Niveau, das der Indikator zuletzt 2007 erreicht hatte. Die Lage der Konsumenten war damals zwar deutlich besser – die Arbeitslosigkeit lag bei 7,3%, während sie derzeit bei 11,8% liegt. Doch in den meisten Ländern sieht eine Mehrheit der Befragten die wirtschaftliche Zukunft positiver als im Vormonat und deutlich positiver als zum Höhepunkt der EWU-Schuldenkrise 2012. Überraschend kräftig stieg heute Morgen der Einkaufsmanagerindex der HSBC für China. Der in Index liegt zwar weiter leicht unter 50 Punkten, doch angesichts wachsender Exportaufträge steigt die Hoffnung, dass sich das gesamtwirtschaftliche Wachstum nicht weiter verlangsamt.
Aktien
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern wieder aufwärts. Nach einem schwachen Start konnten sich die Indizes im Verlauf erholen und in der Nähe der Tageshochs schließen. Die Erholung wurde dabei nicht von spezifischen Daten getragen. Am Nachmittag stützten die freundliche Wall Street und das besser als erwartet ausgefallene Verbraucher-vertrauen im Euroraum. Auf Branchenseite (Stoxx) sorgte eine positive Ölpreisstudie für Rückenwind bei Energiewerten (+1,2%), die die Gewinner neben IT (+1,2%) und Finanzdienstleistern (+1%) anführten. Telekoms (-0,1%) schlossen als einziger Sektor im Minus. Bei den Einzelwerten fiel BNP (-1,1%) auf; hier drohen Strafzahlungen in den USA wegen Verstößen gegen Handelssanktionen. Ein positiver Analystenkommentar sorgte bei E.ON und RWE (+3,2% bzw. +3,6%) für Kursgewinne. Am US-Markt ging es nach den Verlusten der Vortage ebenfalls aufwärts, auch wenn das Fed-Protokoll keine größeren marktbewegenden Neuigkeiten brachte. Auf Einzelwertebene konnte Tiffany (+9,2%) mit den Quartalszahlen überzeugen, Ebay (-0,2%) litten nach der Bekanntgabe eines Hackerangriffs nur leicht. An den asiatischen Börsen legen die Kurse heute Morgen ebenfalls zu. Hier sorgt u.a. der von HSBC/Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China für Kauflaune. Dieser zeigte sich bisher recht schwach und belastete damit auch die Kursentwicklung an den Märkten. Der heutige Anstieg wird entsprechend mit großer Erleichterung aufgenommen, wenngleich die absolute Höhe des Index noch immer unter der Expansionsschwelle bleibt. Nahezu alle Indizes in Ostasien liegen im Plus. Neben dem Hang Seng China Enterprise Index (+1,3%) geht es auch in Australien (+1%) und in Japan (+2%) deutlich aufwärts.