Commerzbank: Besserungstrend der US-Handelsbilanz läuft aus
In den USA ist das Handelsbilanzdefizit im März leicht von 41,9 auf 40,4 Mrd. USD gesunken. Der Impuls kam dabei vom Export, der um 2,1% M/M bzw. 5% J/J zunahm, doch stand ein Anstieg der Importe um 1,1% M/M einem stärkeren Rückgang des Defizits entgegen. Bemerkenswert ist, dass die nominalen Importe im März ihr Allzeithoch nur knapp verfehlten, aber lediglich 1% über ihrem Stand vom Juli 2008 (also vor der Lehman-Pleite) lagen, während die Exporte ihr Vorkrisenniveau um stattliche 17% übertrafen. Die Verringerung des Handelsbilanzdefizits - von gut 700 Mrd. USD in 2008 auf 475 Mrd. in 2013 - war also zu einem guten Teil das Resultat einer schwächlichen US-Binnennachfrage, die dämpfend auf die Importe wirkte. In diese Richtung wirkte zudem die steigende heimische Energieförderung, welche die Öleinfuhren noch zusätzlich sinken ließ. Lag das Defizit der reinen „Petroleumbilanz“ im Gesamtjahr 2008 noch bei über 386 Mrd. USD, waren es 2013 nur noch 232 Mrd. Doch ist festzustellen, dass der Besserungstrend der Handelsbilanz (und Ölbilanz) in den vergangenen Monaten ins Stocken geraten ist; seit 5 Monaten verharrt der gleitende 12-Monatswert bei ca. -475 Mrd. USD.
Wir gehen davon aus, dass der Außenhandelsimpuls für die US-Wirtschaft nachlässt. Die Exporte werden zwar weiter wie im Vorjahr mit einer Jahresrate von rund 3% wachsen, doch wird die Importdynamik merklich zulegen. Dafür spricht allein schon die sich kräftigende US-Binnennachfrage. Die Fiskalpolitik bremst hier weit weniger als noch im Vorjahr, zudem hat sich der finanzielle Bewegungsspielraum der privaten Haushalte durch Abbau ihrer Verschuldung und einen verbesserten Arbeitsmarkt erhöht. Im Übrigen sprechen die gestrigen Daten für sich genommen für eine Abwärtskorrektur des vorläufigen BIP-Ausweises für das erste Quartal, denn die Importe sind demnach stärker gestiegen, als das Statistikamt unterstellt hatte.
Zinsen und Anleihen
Die Einzelhandelsumsätze im Euroraum fielen im März einen Deut besser aus als von den Volkswirten im Durchschnitt erwartet wurde. Auch beim Konsum festigt sich der positive Trend. Von einem Boom kann jedoch nicht gesprochen wer-den. Die Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung führte zu Kursgewinnen des Euro ggü. dem US-Dollar. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen schwankte um 1,45% und ist weiter-hin rekordverdächtig niedrig. Dafür dürften vor allem zwei Faktoren sorgen: I) Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Marktfantasie für eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik aufrecht. Die EZB-Beobachter sind sich allerdings weitgehend einig, dass morgen im Rahmen der Ratssitzung, die nicht in Frankfurt sondern in Brüssel stattfindet, keine Änderung ansteht. Wichtiger ist die Sitzung im Juni, da dann neue Inflations- und Wachstumsprojektionen vorliegen werden und dazu dienen könnten, etwaige Änderungen zu begründen. II) Angesichts der steigenden Opferzahlen in der Ukraine wachsen auch die Sorgen vor den ökonomischen Folgen der Krise. Sichere Assets sind daher zurzeit stärker gefragt, als dies angesichts der Erholung im Euroraum normalerweise der Fall wäre. Das Wachstum in den USA war im ersten Quartal vermutlich schwächer als in der ersten Schätzung ausgewiesen. Da die Importe – laut den gestern veröffentlichten Handelsbilanzdaten – höher waren als zunächst unterstellt. Erfreulicherweise haben aber die Exporte die winterbedingte Schwäche hinter sich gelassen. Die USA weist weiterhin enorme Defizite in ihrer Handelsbilanz aus (vgl. „Im Blickpunkt“). Trotz der insgesamt guten Konjunkturlage der deutschen Industrie gingen die Auftragseingänge mit -2,8% im März überraschend stark ggü. Februar zurück.
Aktien
Die europäischen Aktienbörsen konnten am gestrigen Börsentag den positiven Handelsauftakt nicht lange durchhalten und gaben im Tagesverlauf stetig nach. Angesichts der sich weiter zuspitzenden Lage in der Ukraine gaben auch gute europäische Einzelhandelsdaten und ein ermutigender Kompositindikator für die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone wenig Auftrieb. Der deutsche Leitindex Dax 30 war deutlich bestimmt von der laufenden Berichterstattung. So konnte die Deutsche Lufthansa (+3%) nach Zahlen ihren Abwärtstrend vorerst stoppen. Infineon hingegen (+3%) profitierten von einer Dividendenerhöhung. Am Ende der Kursliste stand FMC (-2,6%) nach enttäuschenden Zahlen. Im EUROSTOXX 50 zeigten mit Ausnahme des Telekommunikationssektors alle Branchen Verluste auf. Besonders stark unter Druck gerieten dabei Automobile und Banken (jeweils -0,9%). Auch an der Wall Street trübte sich die Stimmung ein. Neben den beunruhigenden Nachrichten aus der Ukraine belasteten vor allem Verluste bei Finanzwerten (-1,4%) und Technologieaktien (-1,2%). Enttäuschende Quartalsdaten des Versicherers American International Group (-4,1%) und der Kursrutsch bei Twitter (-18%) nach Ablauf einer Haltefrist waren die negativen Tageshighlights. Einzig der Energiesektor (+0,1%) konnte leicht zulegen. Nachbörslich überzeugte Disney mit besser als erwarteten Gewinnen. Auch an den asiatischen Märkten setzt sich der Abwärtstrend weiter fort. Besonders der Nikkei 225 erleidet nach der Wiederaufnahme des Handels deutliche Verluste. Mit diesen Vorgaben dürften auch die europäischen Aktienbörsen schwächer eröffnen.