Commerzbank: Stagnation zum Jahresauftakt - deutliche Belebung des US-Wachstums vorgezeichnet
In den USA ist das reale BIP im ersten Quartal lediglich um annualisiert 0,1% gewachsen, also de facto nicht über eine Stagnation hinausgekommen. Damit unterbot es die ohnehin mäßigen Erwartungen. Unter den Einzelkomponenten erstaunte gleichwohl das recht rege Wachstum des privaten Verbrauchs um 3,0% (wie alle weiteren Raten ebenfalls annualisiert, d.h. auf Jahresrate hochgerechnete Veränderungsrate zum Vorquartal). Nachdem der harte Winter den Verbrauch im Januar/Februar stark gedämpft hatte, ist offenbar bereits im März ein erster Nachholeffekt eingetreten, der aber noch weitergehen wird. Darauf deutet zumindest die ungewöhnlich mäßige Nachfrage nach langlebigen Verbrauchgütern hin (+0,8%), die im bisherigen Aufschwung dynamisch angezogen hatten. Gestützt hat den privaten Verbrauch wohl auch die Ausweitung der Krankenversicherung (Affordable Care Act), wie an der Nachfrage nach Dienstleistungen ablesbar ist. Dieser Effekt dürfte im laufenden Quartal anhalten. Unerwartet gesunken sind die Ausrüstungsinvestitionen (-5,5%) und der Wohnungsbau verzeichnete das zweite Quartal in Folge einen Rückgang (-5,7%). Zudem befriedigten die Unternehmen die Nachfrage zum Teil durch Lagerabbau, was den BIP-Ausweis schmälerte. Gebremst hat auch der Export (-7,6%) was wohl größtenteils am Wetter gelegen hat, das den Warentransport zum Ort der Verschiffung regional massiv behinderte.
Fazit: Nach einem vornehmlich witterungsbedingt schwachen Jahresauftakt ist im 2. Quartal eine merkliche Beschleunigung des realen BIP-Wachstums zu erwarten. So sieht es auch die Fed, die bei ihrer FOMC-Sitzung am 30.4. Anzeichen dafür konstatierte, die entsprechenden Formulierungen in der Pressemitteilung klangen zuversichtlicher als noch im März. Ihre Anleihekäufe reduzierte sie um weitere 10 Mrd. USD pro Monat – und wird diese wohl bis Herbst ganz einstellen.
Zinsen und Anleihen
Positive und negative Konjunkturdaten sorgten in den letzten beiden Tagen für Kursausschläge bei den Bundesanleihen und US-Treasuries. Die Preisdaten für den Euroraum zeigten am Mittwoch die erwartete Gegenbewegung zum Vormonat: Die Inflationsrate stieg wieder von 0,5% auf 0,7% – also nur ein Zehntel weniger als von den Analysten im Schnitt erwartet wurde. Dass die Europäische Zentralbank (EZB) nächste Woche ein Anleihekaufprogramm auflegen wird, um Deflationsrisiken vorzubeugen, ist damit unwahrscheinlicher geworden. Ebenfalls am Mittwoch wurde aus den USA die erste Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal gemeldeten. Das Wachstum betrug wegen des harten Winters nur 0,1%. Diese erste Schätzung könnte aber nach oben revidiert werden, wenn auch die noch fehlenden Zahlen für März vor-liegen. So dürfte die Erholung der Exporte im März stärker als angenommen ausgefallen sein (vgl. „Im Blickpunkt“). Die US-Notenbank hatte daher am Donnerstag wenig Anlass ihren geldpolitischen Ausstiegspfad zu modifizieren. Zumal der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe von 53,7 auf 54,9 Punkte zulegte und somit eine solide Erholung reflektiert. Ein weiterer Anstieg der Renditen in den USA ist daher absehbar. Im Euroraum ist die Dynamik dagegen noch zu schwach – die EZB kann sich noch nicht zurücklehnen. Neben den Spannungen in der Ukraine bleibt die wirtschaftliche Entwicklung in China ein Risiko. Hier wurde heute Morgen ein Anstieg des Einkaufsmanagerindizes von 50,3 auf 50,4 Punkte gemeldet – dieser Minimalanstieg ist leider kein Entspannungssignal.
Aktien
Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Mittwoch nach gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten und vor allem wegen einer vorsichtigen Haltung der Anleger im Vorfeld der Fed-Sitzung nur verhalten entwickelt. Der Dax 30 konnte allerdings moderat zulegen. Spitzenreiter im deutschen Leitindex waren die Aktien von K&S (+2,6%), die von positiv aufgenommenen Quartalszahlen des norwegischen Wettbewerbers Yara profitierten. Schwach entwickelte sich dagegen Munich Re (-2,1%). Hier wurde über nachgebende Gewinne im anstehenden Quartalsbericht spekuliert. Der EURO-STOXX 50 tendierte etwas schwächer. Er wurde hauptsächlich von der Entwicklung bei Banken (-0,7%) belastet, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s den Ausblick für 15 europäische Finanzinstitute von „Stabil“ auf „Negativ“ gesenkt hatte. Besonders schwach präsentierten sich die Titel von BNP Paribas (-3,2%). Nach nur bedingt überzeugenden Quartalsdaten hatte die französische Bank vor unkalkulierbaren Risiken wegen einer drohenden Strafe in den USA gewarnt. An der Wall Street konnte der Dow Jones nach moderaten Gewinnen und trotz enttäuschender Quartalsvorlagen von Twitter (-10%) und eBay (-5%) einen neuen Rekord-Schlussstand erreichen. Diesen konnte der US-Leitindex am Donnerstag trotz einer starken Performance von Merck & Co. (+1,8%) nicht halten. Dagegen konnte der NASDAQ 100 (+0,3%) leicht zu legen. Der japanische Aktienmarkt hatte nach den positiv aufgenommenen Aussagen der Fed zur weiteren Wirtschaftsentwicklung deutlich zugelegt. Die asiatischen Börsen tendieren auch heute Morgen in der Breite etwas fester, allerdings gibt es vor dem US-Arbeitsmarktbericht keine größeren Ausschläge. Auch die europäischen Märkte werden in der Eröffnung etwas stärker erwartet.