Commerzbank: Neue Fed-Chefin signalisiert erste Zinserhöhung bereits für Frühjahr 2015
Gestern stand das Ergebnis der ersten Fed-Sitzung unter Führung der neuen Chefin Janet Yellen mit anschließender Pressekonferenz im Fokus der Märkte. Klar war schon im Vorfeld, dass die Fed ihre Anleihekäufe um weitere 10 Mrd. USD auf dann nur noch 55 Mrd. USD monatlich reduzieren wird. So hatten Janet Yellen und einige Fed-Notenbanker bereits zu verstehen gegeben, dass die Anleihekäufe bis Oktober ganz eingestellt werden sollen. Die schrittweise Drosselung der Wertpapierkäufe bedeutet, dass die Fed bis dahin noch Anleihen in einem Volumen von etwa 300 Mrd. USD kaufen wird; dies bringt den Gesamtumfang von QE3 auf etwa 1,75 Bio. USD. Danach sollen fällige Anleihen zunächst nicht mehr reinvestiert werden. Interessanter für die Märkte war aber eine Neuformulierung der „Forward Guidance“ (zukunftsgerichtete Hinweise) für die Zinspolitik. Seit Dezember 2012 orientiert sich die Notenbank an einer Arbeitslosenquote von 6,5%; erst bei Unterschreiten solle über Zinserhöhungen nachgedacht werden. Der unerwartet rasche Rückgang der US-Arbeitslosenquote hat aber die Fed dazu gebracht, die Schwelle zu relativieren und sie schließlich ganz zu streichen. Gestern ersetzte sie die „Forward Guidance“ mit der Berücksichtigung eines breiteren Spektrums an Informationen. Dabei stellte sie die Beobachtung des Ziels der Vollbeschäftigung und einer Inflationsrate von 2% heraus. Auch die BoE ist zuletzt auf ein Konzept mit einer Vielzahl von Indikatoren umgeschwenkt. Für die Finanzmärkte heißt das letztlich, dass die Fed zu einer traditionellen Strategie zurückkehrt. In der Fragerunde signalisierte Janet Yellen eine Zinsanhebung bereits im Frühjahr 2015, während die Märkte bislang eine Straffung erst Mitte 2015 einpreisen. Die US-Aktienmärkte reagierten deshalb mit Kursverlusten und die Rendite 10-jähriger US-Treasuries stieg kräftig an. Vor allem der USD stärkte sich. Der EUR verbilligte sich um rund 1Cent auf kurzzeitig unter 1,3820 USD.
Zinsen und Anleihen
Im Vorfeld der Pressekonferenz der US-Notenbank hielten sich gestern die Kursbewegungen am Rentenmarkt zunächst in engen Grenzen. Die Pressekonferenz brachte zwar keine Überraschungen, Janet Yellen, die neue Chefin der Fed, machte jedoch klar, dass die Fed ihre Anleihekäufe kontinuierlich reduzieren wird. Die Konjunkturdaten müssten wohl schon sehr schwach ausfallen um zu verhindern, dass bis zum Oktober die Käufe auf Null zurückgefahren werden. Aus den Aussagen von Janet Yellen lässt sich zudem ableiten, dass eine erste Zinserhöhung im Frühjahr 2015 erfolgen könnte (vgl. Blickpunkt). Da die Notenbanker auch ihre persönlichen Zinserwartungen angehoben haben und die Projektion der Arbeitslosenquote gesenkt wurde, reagierten die Rentenmärkte auf die Aussagen mit einem Renditeanstieg. Die Bundesanleihen konnten sich dem nicht entziehen und holten den Renditeanstieg heute Morgen weitgehend nach. Wirklich marktbewegende Konjunkturdaten wurden gestern nicht veröffentlicht. Positiv ist aber zu werten, dass das Leistungsbilanzdefizit der USA im Schlussquartal 2013 mit 81 Mrd. US-Dollar (1,9% gemessen am BIP) so niedrig war wie seit 16 Jahren nicht mehr. Dank des inländischen Energiebooms durch die Erschließung von Schiefergasquellen (Fracking) müssen die USA weniger Öl importieren. Andererseits sind die Amerikaner geschickte Investoren. Sie haben zwar deutlich mehr ausländische Schulden als ausländische Gut-haben, ihre Guthaben sind aber häufig Aktien oder Unternehmensbeteilungen, die hohe Renditen erwirtschaften, während von Ausländern gehaltene US-Staatsanleihen sehr niedrig verzinst sind. Auch dies entlastete die Leistungsbilanz.
Aktien
Die leichte Entspannung in der Krim-Krise hielt an den europäischen Aktienmärkten im gestrigen frühen Handel noch vor. Allerdings warteten die Marktteilnehmer gespannt auf die FOMC-Pressekonferenz am Abend und damit hielten sich die Umsätze in Grenzen. Die vergleichsweise gute Entwicklung des deutschen Leitindex Dax 30 begründete sich zu großen Teilen in der sehr positiven Performance von BMW (+7,3%). Der Autokonzern legte mit seinem endgültigen Jahresergebnis auch einen überraschend positiven Ausblick für 2014 vor. HeidelbergCement (-1,8%) hingegen präsentierte nach vor-läufigen Eckdaten nun Details, die weniger überzeugten. Während die europäischen Märkte noch leicht im Plus schließen konnten, sorgte der veränderte Zinsausblick der US-Notenbank im Handel an der Wall Street für Enttäuschung und somit für sinkende Kurse. In diesem Umfeld entwickelten sich alle Branchen schwächer, besonders stark unter Druck gerieten die Versorger (-1,5%). Finanzen (-0,2%) zeigten sich noch am stabilsten. Im Fokus standen die Aktien des Software-Konzerns Oracle (-0,7%), der am Vorabend nach Börsenschluss leicht enttäuschende Quartalsdaten vorgelegt hatte. Nach ersten stärkeren Kursabschlägen konnten sich die Titel aber wieder erholen. Auch FedEx (-0,1%) berichtete unter den Erwartungen und gab einen schwachen Ausblick, konnte sich aber fast unverändert halten. Stärkster Einzeltitel im Dow Jones war United Health (+2,5%). Die asiatischen Märkte tendieren heute Morgen einheitlich schwächer. Mit diesen Überseevorgaben werden auch die europäischen Börsen rückläufig erwartet. Ein besonderes Augenmerk wer-den die Marktteilnehmer auf diverse US-Makrodaten und den laufenden EU-Gipfel in Brüssel haben.