Commerzbank Börsencompass: Wetterbesserung in Sicht? US-Konjunktur wärmt sich auf!
Das schlechte Wetter beeinflusste zuletzt die Konjunkturdaten, so auch den ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Januar. Entsprechend gespannt wurde gestern auf den Wert für Februar geschaut. Die aufgrund des anhaltend schlechten Wetters vorherrschenden geringen Erwartungen wurden jedoch überrascht. So stieg der Gesamtindex im Februar um 1,9 auf 53,2 Punkte. Dabei deutet ein Wert von über 50 Punkten auf eine expandierende Wirtschaft hin. Der Wettereinfluss lässt sich allerdings in den Unterkomponenten ablesen. So ist die Kennzahl für die Produktion deutlich von 54,8 auf 48,2 Punkte gefallen. Wir gehen jedoch weiterhin von einem temporären Effekt aus, der in den kommenden Monaten nachgeholt wird. Hierfür sprechen sowohl die wieder anziehenden Auftragseingänge (+3,2 auf 54,5 Punkte) als auch die erhöhten Werte der Auftragsrückstände (+4 auf 52 Punkte). Erfreulich ist zudem, dass trotz der Wetterbedingungen die Beschäftigungskomponente auf dem Niveau des Vormonats verharren konnte. Mit 52,3 Punkten liegt diese zudem oberhalb der Expansionsschwelle. Auch wenn am kommenden Freitag der offizielle Arbeitsmarktbericht vom strengen Winter geprägt sein sollte, deutet doch der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe ein sich fortsetzendes Wachstum an. Insgesamt ist der Erholungspfad der US-Konjunktur weiter intakt. So stiegen im Januar die privaten Einkommen um 0,3% zum Vormonat was auch einen Anstieg der Konsumausgaben (+0,4%) zur Folge hatte. Auch die Bauausgaben stiegen leicht um 0,1% statt wie erwartet um 0,5% zu fallen. Das sich weiter verbessernde Umfeld sollte das Tapering der US-Notenbank wie geplant verlaufen lassen. Allerdings sind auch für die US-Konjunktur neue Risiken durch die Krise um die Ukraine hinzugekommen – wenn es zu einer Eskalation kommt.
Zinsen und Anleihen
Risikoaversion beherrschte gestern angesichts der unklaren Lage in der Ukraine die Kapitalmärkte. Profiteure waren Bundesanleihen und US-Treasuries, deren Rendite im 10-Jahresbereich in die Nähe ihrer Jahrestiefstände sank; der USD reagierte indes kaum. Erfreulich ist, dass sich auch Anleihen der Peripherieländer gut hielten und nicht wie in vergangenen Phasen der Risikoaversion zur Schwäche tendierten. Offensichtlich bringt der Markt ihnen wieder größeres Vertrauen entgegen, nachdem die Rezession auch dort über-wunden ist und die Erholung andauert, wie die jüngsten PMI-Indizes für das verarbeitende Gewerbe belegen. Dieser lag in Italien im Februar bei 52,3 Punkten (nach 53,1) und in Spanien wie im Januar bei 52 Punkten. Der Gesamtindex für den Euroraum fiel mit 53,2 Punkten etwas besser als das Vorabdatum aus, was vor allem an einer Aufwärtsrevision für Frank-reich lag, das mit 49,7 Punkten aber noch immer knapp unter der Expansionsschwelle von 50 liegt. In den USA übertrafen sowohl die persönlichen Einkommen (+0,3% M/M bzw. +4,1% J/J) als auch die Konsumausgaben (+0,4% M/M und +3,5% J/J) im Januar die Erwartungen. Bei den Einkommen verzerrten Sondereinflüsse das Bild. Zu ihnen zählen kräftig gestiegene Auszahlungen auf der neu-eingeführten allgemeinen Krankenversicherung, denen allerdings sinkende Auszahlungen infolge der seit Jahresanfang reduzierten Bezugsdauer von Arbeitslosenunterstützung gegenüberstanden. Ohne diese Effekte hätte der Einkommenszuwachs bei noch achtbaren +0,2% M/M gelegen. Der ISM-Index (s. Topthema) erholte sich mehr als erwartet. Das Geschehen in der Ukraine wird wohl weiter für Risikoaversion sorgen, zumal heute keine marktbewegenden Daten im Kalender stehen.
Aktien
Die Zuspitzung der politischen Krise am Schwarzen Meer hat die Aktienmärkte zum Wochenstart schwer belastet. Die russische Börse selbst verlor angesichts der befürchteten wirtschaftlichen Folgen rund 12%. In Europa versuchten die Marktteilnehmer Werte zu identifizieren, welche besondere Aktivitäten in Osteuropa haben. Im deutschen Leitindex Dax geriet so die Commerzbank (-6,1%) u.a. wegen der polnischen Tochter BRE Bank am stärksten unter Druck. Deutlich besser hielten sich hingegen angesichts der befürchten Engpässe in der Energieversorgung die beiden deutschen Versorger E.ON (-2,4%) und RWE (-1%). Auch im EUROSTOXX 50 zeigten sich große Finanzinstitute am stärksten belastet (Unicredit -6,2%). Dementsprechend waren Banken (-3,8%) und Versicherungen (-3,4%) die schwächsten Branchen, während sich bei Energie und Versorgern (jeweils -1,9%) die Verluste noch einigermaßen in Grenzen halten konnten. Auch an der Wall Street sorgte die politische Unsicherheit für Verluste, der Kursdruck war aber vergleichsweise gering. Ein unerwartet starker ISM-Index und gestiegene Bauausgaben dürften dazu beigetragen haben, die allgemeine Verunsicherung etwas zu mindern. In den USA entwickelten sich alle Branchen auf vergleichbarem Niveau. In Südostasien zeigen die meisten Indizes heute Morgen eine leichte Erholungstendenz auf, vor allem der Hang Seng-Index konnte deutlicher steigen. Gerüchte um einen Truppenrückzug Russlands führten zuletzt zu einer weiteren Entspannung. Dementsprechend sollten die europäischen Börsen mit deutlicheren Kursgewinnen eröffnen. Angesichts der schwierigen geopolitischen Lage dürften europäische Erzeugerpreise sowie Jahreszahlen von RWE, Beiersdorf und Glencore im Hintergrund bleiben.