Commerzbank Börsencompass: Solide BIP Daten trotz schwacher Inlandsnachfrage
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland stieg im letzten Quartal 2013 moderat um 0,4% ggü. dem Vorquartal an. Dabei betrug der Wachstumsanteil der Inlandsnachfrage lediglich 0,1%, der Lagerbestand ging um 0,8% zurück und die Netto-Exporte stiegen um 1,1%, jeweils im Vergleich zum Vorquartal. Der Anstieg des BIP lag somit leicht über der ersten Schätzung von 0,3%. Das Wachstum positiv beeinflussten die starken Exporte (+2,6% Q/Q) sowie die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen (jeweils +1,4% Q/Q). Die Unternehmen senkten offenbar ihre Lagerbestände um der entsprechenden ausländischen Nachfrage nachkommen zu können, anstelle einer Produktionserhöhung. Der Rückgang der privaten Nachfrage um 0,1% überraschte. Die Rahmenbedingungen deuteten mit einer geringen Arbeitslosenquote, steigenden Löhnen und einer niedrigen Zinsrate eher auf eine positive Entwicklung hin. Die staatlichen Ausgaben blieben auf Vorjahresniveau. Die sprudelnden Steuereinnahmen sorgten jedoch für einen kleinen Überschuss im Staatshaushalt. Vor allem die Sozialversicherungen (trotz Kürzung der Beitragssätze zur Rentenversicherung und Abschaffung der Praxisgebühr) und die Gemeinden sorgten für dieses Plus. Auf Länder- und Bundesebene wurde allerdings weiterhin ein Defizit verzeichnet. Für 2014 ist ein höherer Überschuss zu erwarten: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft prognostizieren wir, bedingt durch die niedrigen Leitzinsen der EZB, mit 1,7% höher als 2013. Aufwärtsrisiken bestehen jedoch aufgrund der zuletzt starken Stimmungsindikatoren, wie Ifo und Einkaufsmanagerindex.
Zinsen und Anleihen
Die Rentenmärkte tendierten gestern sehr freundlich. Weiterhin sind sich die Marktteilnehmer aber uneinig darüber, ob die EZB in der nächste Woche anstehenden Ratssitzung weitere Lockerungsmaßnahmen beschließen wird oder nicht. Das disinflationäre Preisumfeld würde durchaus eine Lockerungsmaßnahme rechtfertigen. Dagegen spricht die konjunkturelle Erholung im Euroraum. Bei den gestern gemeldeten Details des BIP-Wachstums im 4. Quartal in Deutschland fiel der Wachstumsbeitrag des Exports (+2,6% Q/Q) und der Investitionen (+1,4% Q/Q) deutlich besser aus als erwartet. Enttäuscht hatte dagegen wieder Frankreich, dessen Geschäftsklima im Februar im Gegensatz zum überraschenden Anstieg des Ifo-Index auf dem niedrigen Niveau von 94 Punkten verharrte. Die EU-Kommission erhöhte ihre Wachstumsprognose für den Euroraum im Rahmen ihrer turnusmäßigen Prognoseveröffentlichung für 2014 auf 1,2% und für 2015 auf 1,8%. Sie sieht das Wachstum auf breiterer Basis, sieht Fortschritte in der fiskalischen Konsolidierung und schätzt die Risiken für den Euroraum als ausgewogener ein. In den USA sind die Hauspreise laut dem gestern veröffentlichten CaseShiller- Hauspreisindex im Dezember stärker als erwartet gestiegen. Im Januar dürften aber auch die Hauspreise wegen des Winterwetters belastet gewesen sein. Das US-Verbrauchervertrauen fiel im Januar von 79,4 auf 78,1 Punkten stärker als erwartet. Vor allem die Erwartungen der Konsumenten haben sich eingetrübt.
Aktien
Die europäischen Aktienindizes treten weiterhin auf der Stelle. Nach einem freundlichen Wochenstart schlossen sie am gestrigen Handelstag fast unverändert. Frühe Verluste wegen enttäuscht aufgenommener Jahreszahlen einiger Unternehmen mündeten in einen Seitwärtstrend, der bis in den späten Handel anhielt. Erst unter dem Eindruck der positiven Eröffnungstendenz an der Wall Street konnten die Börsen Europas dann einen Schlussspurt starten. Während die Indizes sich so am Ende kaum verändert hatten, gab es bei Einzelwerten doch markante Kursbewegungen. So standen FMC (-5,7%) und Fresenius (-4,2%) nach Geschäftsausblicken, die unter den Erwartungen lagen, deutlich unter Druck. Auch die Versorger E.ON (-2,4%) und RWE (-1,2%) mussten nach zuletzt guter Entwicklung stärkere Verluste hinnehmen. Im Leitindex des Euroraums, dem EUROSTOXX 50, legten hingegen die Aktien des Baustoffkonzerns CRH (7,1%) nach einem ermutigenden Ausblick einen Kurssprung hin. Dementsprechend konnte der Sektor Baumaterialien (+1,2%) deutlicher zulegen. Schwächer entwickelte sich hingegen vor allem der Gesundheitsbereich (-0,8%). In den USA sorgten durchwachsene Makrodaten dafür, dass der Rekordstand, den der S&P 500 im Handelsverlauf des Vortags erreicht hatte, trotz unterstützen-der Quartalsvorlagen nicht wiederholt werden konnte. An der Spitze des Dow Jones stand nach starken Geschäftszahlen Home Depot (+4%). An den asiatischen Börsen tendieren vor allem die chinesischen und japanischen Indizes leicht schwächer. Die europäischen Märkte dürften kaum verändert eröffnen. Neben einigen Geschäftsberichten werden vor allem das Gfk-Konsumklima und US-Neubauverkäufe Interesse finden.