Commerzbank Börsencompass - Trendwende im Austral-Dollar
Die mäßigen Konjunkturdaten aus China und den USA, zusammen mit den Zinssteigerungen in den Schwellenländern und der Schwäche der globalen Aktienmärkte sind kein gutes Umfeld für den AUD. Dennoch vollzog er gestern einen Kurssprung, als die Reserve Bank of Australia (RBA) eine Periode stabiler Zinsen ankündigte und damit den Zinssenkungszyklus beendete. Sie verliert in ihrem Statement auch kein Wort mehr zu einem hoch bewerteten AUD. Die Trendwende in der Geldpolitik ist notwendig, da die niedrigen Zinsen der Binnennachfrage und besonders dem Immobilienmarkt Impulse verleihen. Zudem hat der Export angezogen, sogar kräftiger als der Import, sodass die Handelsbilanz ins Plus schwenkte. Das Augenmerk der RBA richtet sich deswegen wieder in Richtung Inflationskontrolle. Der AUD reagierte darauf mit einem Kurssprung. Es zeigen sich damit positive technische Divergenzen, d.h. der letzte Ausflug des AUD über 1,56 zum EUR (bzw. unter 0,88 zum USD) wurde nicht durch Indikatoren bestätigt und war eine „AUD-Bärenfalle“. Durch diese Trendumkehrformation gibt es nun hohen Eindeckungsbedarf, da der Verkaufsüberhang am Terminmarkt extrem hoch ist. Dies kann den AUD weit tragen – vor allem wenn Zinserhöhungsspekulationen dazukommen. Dafür wäre ein robusteres Umfeld notwendig, das aber wohl auch kommt: Kaltes Wetter in den USA und das Neujahrsfest in China könnten die letzten Konjunkturindikatoren zu stark negativ beeinflusst haben, sodass sich die Sorgen bald wieder legen dürften. Der AUD als globales Konjunkturbarometer deutet mit seiner Trendumkehr zumindest auf eine globale Wachstumsbeschleunigung.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der Kapitalabzug aus den Schwellenländern bestimmte in den letzten Tagen das Geschehen an den Märkten. Verbunden mit konjunkturellen Sorgen waren die Märkte geprägt von Unsicherheit, was die Kurse von Staatsanleihen befeuerte. Dabei waren Bunds und US-Treasuries besonders gefragt, die Renditen sanken deutlich. Der gestrige Handelstag markierte einen vorläufigen Wendepunkt. Die Erholung der zuvor unter Druck geratenen Schwellenländer-Währungen belastete die als sichere Häfen genutzten Staatsanleihen. Die Renditen von Bunds und US-Treasuries stiegen im Tagesverlauf an. Der Euro tendierte bei rund 1,35 USD kaum verändert zum Vortag. Makrodaten fanden bei den Marktteilnehmern gestern kaum Aufmerksamkeit – liegt doch der Fokus in dieser Woche auf der EZB-Ratssitzung am Donnerstag. Die Produzentenpreise im Euroraum für den Monat Dezember (+0,2% J/J) untermauern den sehr niedrigen Preisanstieg der Verbraucherpreise. In den USA waren die Auftragseingänge der Industrie im Dezember mit -1,5% im Monatsvergleich nicht ganz so stark gefallen wie befürchtet. Auch am heutigen Tag sollten die Makrodaten kaum Einfluss auf das Marktgeschehen nehmen – wenngleich der ISM-Index für das Dienstleistungsgewerbe in den USA negativ überraschen könnte. Am Primärmarkt ist heute lediglich Deutschland aktiv und platziert eine neue 5-jährige Anleihe. In diesem Umfeld sollte abermals die Risikowahrnehmung die Kurse am Rentenmarkt bestimmen.
Aktienmärkte
Nachdem sich die Talfahrt an den asiatischen Börsen am gestrigen Handelstag weiter fortgesetzt hat, konnten die europäischen Märkte die negative Stimmung im Tagesverlauf abschütteln und teilweise sogar mit leichten Kursgewinnen schließen. Vor allem die etwas besser als erwartet ausgefallenen Auftragseingänge der US-Industrie ließen die Marktteilnehmer etwas aufatmen, da der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe massiv enttäuscht und für eine weitere Belastung an den Kapitalmärkten gesorgt hatte. Während der Dax 30 in der Breite schwächer tendierte, konnten sich vor allem die südeuropäschen Märkte erholen. Stärkste Branche im EUROSTOXX 50, dem Leitindex des Euroraums, waren die Banken (+1,5%), angeführt von der Société Générale (+3%). Schwächer tendierten dagegen vor allem die Titel der Pharma- und der Chemiebranche (jeweils -1%). Deutlich robuster stellten sich die Kursentwicklungen an der Wall Street dar. Außer Versorgern konnten alle Branchen deutlicher zulegen. Besonders stark präsentierte sich Pfizer und Merck & Co. (jeweils +2,8%) nach positiven Brokerkommentaren. Microsoft hingegen (-0,4%) konnte die zwischenzeitlichen Kursgewinne von 2% nach Verkündung der endlich erfolgten Besetzung des CEO-Postens nicht halten. Die Kursentwicklung an den asiatischen Börsen bleibt heute Morgen gemischt. Während sich der Nikkei 225 vom starken Kursrutsch etwas erholen kann, bleibt die Stimmung in Hongkong und Taiwan weiter deutlich unter Druck. Die europäischen Märkte werden zur Eröffnung mit leichten Verlusten erwartet. Im Tagesverlauf werden sich die Anleger vor allem auf die Konjunkturdaten aus den USA konzentrieren.