Commerzbank Börsencompass - Topthema Aktien aus Emerging Markets
Die Aktien aus den Schwellenländern (EM) werden weiter größtenteils gemieden. Viele Währungen stehen nach wie vor unter Druck. Betroffen sind v.a. Volkswirtschaften mit steigen-den Haushalts-, Handels- und oder Leistungsbilanzdefiziten. Zu diesen gehören u.a. die Türkei, Südafrika, Indien und Indonesien. Die Zentralbanken dieser Länder versuchen, mit steigenden Leitzinsen zum einen die teilweise hohe Inflation zu bekämpfen und zum anderen die erheblich unter Druck stehenden Währungen zu stützen. Jüngst hoben die Notenbanken in Indien, Südafrika und der Türkei die Zinsen an. Besonders kräftig fiel die Anhebung des Schlüsselzinses von 4,5% auf 10% in der Türkei aus. Die Notenbank demonstrierte mit diesem Schritt ihre Unabhängigkeit. Die Politik hatte hier immer wieder versucht, wachstumshemmende Zinserhöhungen zu verhindern, zumal mehrere wichtige Wahlen vor der Tür stehen. Der Türkei blieb allerdings in Anbetracht der prekären Lage kaum eine andere Alternative übrig. Währungsinterventionen verpufften nahezu wirkungslos und Kapitalverkehrskontrollen hätten in dieser Situation das Vertrauen der Anleger weiter untergraben können. Die türkische Zentralbank erhöhte ihren Inflationsausblick für 2014 von 5,3% auf 6,6%. Durch die rekordschwache Lira steigt die importierte Inflation. Die Türkei ist in hohem Maße von Energieeinfuhren abhängig. Die Entscheidung der US-Notenbank, mit der Drosselung der Anleihekäufe fortzufahren, hat einige Währungen wieder unter Verkaufsdruck gebracht. Kurzfristig bleibt die Lage in den EM u.E. schwierig. Neben den oben genannten Problemen und strukturellen Defiziten sind es auch politische Faktoren, die momentan hemmen. In Thailand wird am Sonntag gewählt.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der Tag nach dem erneuten Tapering der US-Notenbank verlief auf beiden Seiten des Atlantiks differenziert. Während US-Treasuries abgegeben wurden und somit die Renditen steigen, waren europäische Staatsanleihen gesucht. Dabei machte es kaum einen Unterschied, ob es Peripherie-Anleihen oder Papiere bester Bonität waren – die Renditen sanken leicht. Inflationsdaten aus Deutschland waren ursächlich für den Kursanstieg von Bundesanleihen - so zeigten diese für Januar eine erneut gesunkene Preissteigerung von 1,3% im Jahresvergleich auf. Auf Monatsbasis fielen die Preise gar um 0,6%. Der Markt wertet diese Daten als möglichen Hinweis auf das weitere Vorgehen der EZB. Diese wurde zuletzt nicht müde auf die Deflationsgefahren hinzuweisen, auf die sie bei Bedarf mit weiteren expansiven Maßnahmen reagieren will. In den USA hingegen zeigte das Bruttoinlandsprodukt für das 4. Quartal 2013, dass die US-Wirtschaft weiter an Dynamik gewinnt - es stieg um 3,2% Q/Q. Die divergierenden Wachstumsraten und geldpolitischen Erwartungen in Europa und den USA hatten auch Einfluss auf das Währungspaar Euro/US-Dollar, der Euro notierte schwächer bei rund 1,35 USD. Dieses Umfeld sollte auch mit den heutigen Daten bestehen bleiben. Die erstarkende US-Wirtschaft sowie das fortgesetzte Tapering der Fed stärken den USD und schwächen US-Treasuries. Umkehrt bilden die Erwartungen einer erneuten Zinssenkung der EZB die Grundlage für kurzfristige Kursanstiege bei Bunds.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern nach einem schwächeren Start überwiegend im Plus. Den größten Indexgewinn verzeichnete der Leitindex SMI in der Schweiz mit einem Zuwachs von 0,9%. Beflügelnd wirkten neben freundlichen Makrodaten vor allem eine Beruhigung an der Front der Schwellenländerwährungen. So konnte der Dax um 0,4% zulegen. Tagesgewinner im deutschen Leitindex war nach Vorlage von überzeugenden Quartalszahlen die Notierung von Infineon mit einem Plus 4,2%. Die Aktie von K+S (-2,7%) litt dagegen unter enttäuschenden Zahlen des US-Düngemittelherstellers Potash. In der zweiten Reihe sank der Aktienkurs von Osram um 1,3%. Auf europäischer Sektorebene erzielten defensive Werte die größten Zugewinne. So legten Pharma- und Versorgertitel im Schnitt um 1,7% bzw. um 1,1% zu. Zu den größten Verlierern gehörten dagegen Aktien aus dem Bereich Nahrungsmittel & Getränke (-1,1%). Die US-Börsen tendierten freundlicher. Der Dow Jones gewann 0,7%. Für Rückenwind sorgten neben soliden Konjunkturdaten vor allem Gewinnausweise von Unternehmen. Vor allem die glänzenden Quartalszahlen von Facebook wurden mit einem Kursaufschlag von 14,1% honoriert. Nach enttäuschenden Umsatzzahlen verlor die Notierung von Exxon rd. 1,2%. Auf Sektorebene zählten wie in Europa Pharmawerte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 1,8% zu den größten Gewinnern. Aufgrund des Beginns des chinesischen Neujahrsfestes hatten heute nur wenige Börsen in Asien geöffnet. Der Nikkei 225 verlor 0,6% und rutschte unter die Marke von 15.000 Punkten. Der Yen notierte etwas fester. Der SET-Index in Thailand lag vor den Wahlen am Sonntag leicht im Plus.