Commerzbank Börsencompass - Goldwährung wieder gefragt
Der Goldpreis hat vergangene Woche seinen seit 12 Monaten bestehenden Abwärtstrend in einer kräftigen Aufwärtsbewegung gebrochen. Damit verfestigt sich die Wahrscheinlichkeit eines Doppelbodens bei 1.200 USD/Feinunze. Technisch sieht es also vielversprechend aus, insbesondere auch, da der Ausbruch vom Goldminenindex der NYSE bestätigt wird und viele Indikatoren positive Divergenzen sowohl für Gold als auch Goldminen zeigen. Aber was ist der fundamentale Hintergrund? Der Preisanstieg ist in erster Linie vom US-Terminmarkt getrieben - ETFs verzeichneten dagegen Abflüsse und im asiatischen Handel war die Preisentwicklung ruhig. Es gab offensichtlich Eindeckungen der insgesamt skeptisch positionierten spekulativen Investoren. Auslöser dafür war wohl weniger die Spekulation auf eine mögliche Lockerung der indischen Importrestriktionen für Gold als vielmehr eine steigende Risikoaversion. So gewannen parallel zum Goldpreisanstieg EUR, JPY und CHF an Wert, während alle anderen Währungen inklusive des USD unter Druck gerieten. In diesem Zug ist Gold als alternative Währung gefragt. Freilich rechnen wir nicht mit einem Anhalten der breiten Währungsschwäche, die vor allem Sorgen über die globale Konjunktur widerspiegelt. Die zahlreichen geopolitischen Krisenherde und enttäuschende Konjunkturdaten aus China und den USA dürften nur kurzfristig belasten. Dennoch gilt es, die Situation zu beobachten. Die morgige Fed-Zinsentscheidung könnte z.B. die Situation verschärfen, aber auch entschärfen. Für Gold ist dies möglicherweise eine Win-Win-Situation.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Marktteilnehmer sind deutlich vorsichtiger geworden, seitdem am vergangenen Donnerstag aus China ein überraschend kräftiger Rückgang des Markit-Einkaufsmanagerindizes gemeldet wurde. China befindet sich auf einem Pfad weg vom exportgetriebenem Wachstum hin zu einem stärker durch die Inlands-nachfrage bestimmten Wachstum. Dieser Strukturwandel ist schwierig, aber notwendig und richtig. Die kräftigen Kursanstiege insbesondere bei US-Treasuries und Bundesanleihen erscheinen uns jedoch übertrieben und wahrscheinlich wenig dauerhaft. Zumal die Erholungskräfte in den USA und auch im Euroraum weiterhin intakt sind. Dies belegte auch die gestern veröffentlichten Ergebnisse der Ifo-Umfrage zum Geschäftsklima in Deutschland. Die Unternehmen überraschten erneut mit einer noch positiveren Konjunkturbeurteilung als von den Analysten erwartet wurde. Der Gesamtindex stieg von 109,5 Punkten im Dezember auf 110,6 im Januar. Derart hohe Indexstände sind z.B. 2006 und 2008 vergleichbar mit einem jährlichen Produktionswachstum im Verarbeitenden Gewerbe von gut 5 oder – über-tragen auf das Bruttoinlandsprodukt – mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von gut 3%. Die „harten“ Konjunkturdaten zeigen ungewöhnlicherweise bislang keine solche Wachstumsbeschleunigung für Deutschland an. Daher bleiben wir vorsichtig. Auch im Frühjahr 2012 stand das Ifo-Geschäftsklima bei etwa 110 Punkten – am Ende betrug der BIP-Zuwachs 2012 nur magere 0,7%.
Aktienmärkte
Während die Aktienbörsen im pazifischen Raum am frühen Morgen ähnlich starke Kursverluste wie am Freitag erlebten, konnten die europäischen Aktienmärkte den Abwärtstrend zumindest einbremsen. Allerdings konnte auch die überraschend gute Stimmung der deutschen Industrie, die sich im Ifo-Geschäftsklimaindex widerspiegelte, nichts an der grundsätzlich negativen Tendenz ändern. Eine Top-Personalie bestimmte die markantesten Kursbewegungen im Dax. Der Wechsel des Finanzvorstands Zachert von Merck KGaA zu Lanxess, wo er den CEO Heitmann ablösen wird, bescherte dem Spezialchemiekonzern einen Kursanstieg von 8,2%, während der Pharmakonzern deutliche Kursverluste erleiden musste (-10,2%). Im Leitindex des Euroraums, dem EURO-STOXX 50, standen vor allem die Titel des Grundstoffsektors (-1,8%) unter Druck. Einzig die Informationstechnologie konnte sich etwas positiver präsentieren (+0,2%). Besonders schwach entwickelte sich der britische FTSE 100 (-1,7%). Schwachpunkt war hier die überraschende Gewinnwarnung von BT Group (-13,8%). Auch an der Wall Street setzte sich der Abwärtstrend weiter fort. Belastend wirkten neben den Sorgen um die Wirtschaftsentwicklung der Schwellenländer die Verkäufe neuer Häuser, die damit die Reihe enttäuschen-der Daten vom Häusermarkt fortsetzten. Positiv präsentierte sich vor allem Caterpillar (+5,9%) mit einem über den Erwartungen ausgewiesenen Quartalsgewinn. Nachbörslich enttäuschten dagegen die Zahlen von Apple. Heute Morgen können die asiatischen Börsen die Abwärtsdynamik bei gemischter Entwicklung stoppen. Die europäischen Märkte hingegen dürften etwas stärker eröffnen.