Commerzbank Börsencompass - China auf neuen Wachstumspfad
Das reale BIP Chinas ist im 4. Quartal 2013 etwas stärker als erwartet um 7,7% gestiegen (nach +7,8% im Vorquartal); auch im Gesamtjahr lag der Anstieg – wie übrigens schon in 2012 – bei 7,7%. Das Wachstum bewegt sich damit in etwa der Größenordnung, die die Regierung anstrebt. Zweistellige Wachstumsraten sind schon deshalb passé, da die Produktivitätsfortschritte auf dem jetzt erlangten Entwicklungsstand kleiner werden. Zudem ist die Regierung dabei, die Volkswirtschaft von einem investitions- und exportgetriebenen, von massiver Kreditvergabe unterstützten Wachstum in Richtung eines stärker konsum- und damit binnengetriebenen Wachstums umzusteuern; auch will sie den Marktkräften mehr Gewicht – zulasten planwirtschaftlicher Ansätze – geben. Dieser Umsteuerungsprozess ist langfristiger Natur und wird auch immer wieder mit Friktionen beim Wirtschaftswachstum verbunden sein. Doch ist diese Neuorientierung essentiell, um langfristig auf einen stabileren, nachhaltigen und weniger kreditgetriebenen Expansionspfad zu kommen. Ein Anfang scheint gemacht. So hielten sich die Einzelhandelsumsätze im Dezember bei einem robusten Plus von 13,6% J/J, während die Dynamik der Unternehmensinvestitionen im Jahresverlauf stetig an Schwung verloren hat, auch wenn diese zuletzt im Mittel 2013 noch immer 19,6% über ihren Vorjahresstand lagen. Vor 2 Jahren waren noch Zuwächse von 25% und mehr die Regel. Wir gehen davon aus, dass das reale BIP in China in 2014 um ca. 7,5% wächst. Im Falle einer unerwünscht deutlichen Abkühlung dürfte die Regierung mit feinsteuernden Maßnahmen dagegenhalten.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die seit den schwachen US-Arbeitsmarktdaten freundliche Stimmung an den Staatsanleihemärkten setzte sich gestern fort. Vergangene Woche profitierten Bundesanleihen zudem von Inflationsdaten. So ging der Verbraucherpreisanstieg im Euroraum im Dezember wieder von 0,9% auf 0,8% J/J zurück. Dies rief erneut eine Debatte über Deflationsrisiken für den Euroraum hervor. So hob IWF-Chefin Christine Largarde in einer Rede solche Risiken für den schwach wachsenden Euroraum hervor. Enttäuscht aufgenommen wurden gestern Daten aus China mit einem Wachstum von 7,7% im 4. Quartal (siehe dazu Topthema), von denen sich insgeheim viele wohl mehr erhofft hatten. Die Staatsanleihen der EWU-Peripherie verstärkten gestern ihre Rally. Profitiert haben sie von der Ratingheraufstufung Irlands durch Moody’s von Ba3 auf Baa3 am Freitag. Somit wird Irland wieder von allen drei großen Ratingagenturen auf Investment-Grade-Niveau eingestuft. Begründet wurde die Bonitätsverbesserung von Moody’s damit, dass das beschleunigte irische Wirtschaftswachstum und die anhaltende haushaltspolitische Konsolidierung den Schuldenstand vermindern dürften. Zudem habe Irland den EWU-Rettungsschirm wie geplant verlassen. Daraufhin stieg besonders die Nachfrage nach irischen Staatsanleihen. Allein im 10-Jahresbereich ging die Rendite um 18 Bp. zurück, der Renditespread um 15 Bp. Davon profitiert haben auch italienische, spanische und portugiesische Staatspapiere, deren Renditen seit Jahresbeginn kräftig sanken.
Aktienmärkte
Trotz schwacher Vorgaben aus Fernost und der überraschenden Gewinnwarnung der Deutschen Bank konnte sich der deutsche Leitindex Dax 30 bereits am Vormittag von seinen frühen Verlusten erholen und schloss nur knapp unter dem in der Vorwoche erreichten neuen Höchstniveau. Da zusätzlich feiertagsbedingt die Impulse von der Wall Street ausblieben, entwickelte sich im weiteren Tagesverlauf ein äußerst uninspirierter Handel mit nur wenigen Kursbewegungen. Die Aktien der Deutschen Bank (-5,4%) nahmen nach den enttäuschenden Quartalsdaten von Handelsbeginn an die letzte Stelle im Index ein. Die Titel der Commerzbank (-4,5%) rutschten im Sog dieser Nachrichten ebenfalls deutlich ab. Auf der anderen Seite waren eher defensive Werte wie Fresenius Medical Care (+1,3%) die Tagesgewinner. Positiv entwickelte sich auch die Deutsche Telekom (+0,8%) nach neuen Medienberichten um einen Verkauf von T-Mobile US. Die schwache Entwicklung der deutschen Banken belastete die gesamte Branche, die im Bereich des EUROSTOXX 50 mit einem Verlust von 1,1% die letzte Stelle einnahm. Auch die Versicherungen (-0,8%) tendierten gestern deutlich leichter, während der zuletzt unter starkem Abwärtsdruck stehende Sektor Nahrungsmittel und Getränke (+0,5%) sich leicht erholen konnte. Die asiatischen Märkte können sich heute Morgen dank der Liquiditätsspritze der People’s Bank of China für den heimischen Bankenmarkt deutlich fester präsentieren und liefern damit eine positive Vorgabe für die europäischen Aktienbörsen, die somit ebenfalls mit Kursgewinnen erwartet werden. Im Tagesverlauf dürften vor allem die ZEW-Konjunkturerwartungen und einige Quartalsvorlagen im Fokus stehen.