Commerzbank Börsencompass: US-Einzelshandelsumsätze besser als es scheint
In den USA sind die Einzelhandelsumsätze im Dezember etwas stärker als erwartet um 0,2% M/M bzw. 4,1% J/J gestiegen. Hauptgrund für den nur bescheidenen Monatszuwachs waren vor allem die schwachen Automobilabsätze. Klammert man die Automobilkomponente wie auch die volatilen Kraftstoffumsätze aus der Betrachtung aus, ergibt sich ein ansehnlicher Anstieg um 0,6% M/M bzw. 4,2% J/J. Insgesamt scheint beim Automobilabsatz jetzt die Dynamik etwas abzunehmen. Dies ist nicht verwunderlich, war er doch eine der treibenden Größen der Erholung, die im Verlauf von 2009 eingesetzt hat. In der krisenbedingten Schockstarre waren die Automobilumsätze seinerzeit auf den tiefsten Stand seit Mitte der 90er Jahre gesunken; seitdem sind sie recht kontinuierlich angestiegen – mit einer Jahresrate von gut 10%. Wir gehen davon aus, dass sich der Private Verbrauch in diesem Jahr kräftigt. Denn die verbesserte Vermögenssituation (gestiegene Immobilien- und Aktienpreise) dürfte die Ausgabebereitschaft der privaten Haushalte fördern. Dazu dürfte auch beitragen, dass sie ihre Verschuldung in den vergangenen Jahren deutlich reduziert haben und sie daher immer weniger „Konsolidierungsbedarf“ haben. Unterstützung sollte auch vom Arbeitsmarkt kommen. Dort hat das Beschäftigungswachstum in den vergangenen Monaten angezogen, der enttäuschende – wahrscheinlich auch spürbar witterungsbeeinflusste Dezemberwert – ändert hier nichts am Gesamtbild. Die Belebung des privaten Verbrauchs sollte daher von einer verbreiterten Einkommensbasis getragen werden – auch in realer Rechnung, denn der Preisauftrieb bleibt moderat.
Konjunktur und Rentenmärkte
Europäische Staatsanleihen höchster Bonität, aber auch der Euro-Peripherie tendierten im Verlauf des gestrigen Handelstags uneinheitlich und gingen nur leicht verändert aus dem Handel. Der Kursanstieg, der seit Freitag (enttäuschender US-Arbeitsmarktbericht) anhielt, ist somit zum Erliegen gekommen. Die gestrigen Makrodaten forcierten das Weichen des Pessimismus. So wurde für die Industrieproduktion im Euroraum im November ein starker Zuwachs von 1,8% M/M gemeldet. Der Rückschlag im Oktober ist damit überkompensiert; wir erwarten in der Folge ein leichtes Wirtschaftswachstum für das 4. Quartal im Euroraum. Die Einzelhandelsumsätze in den USA konnten im Dezember nur noch leicht um 0,2% M/M zulegen (siehe Topthema). Das gesamte 4. Quartal sollte aber dank der beiden starken Vormonate einen schwungvollen Konsumanstieg belegen - die US-Wirtschaft ist im Aufwind. Bereits heute kann der Empire-State-Index eine Steigerung der Geschäftstätigkeit im Bundesstaat New York für Januar auf-zeigen, welcher als erster Hinweis für die nationale Tendenz gilt. Die Weltbank untermauert die positiven Erwartungen mit einer Anhebung der Prognose des für 2014 erwarteten Wachstums der Weltwirtschaft von +0,2% auf 3,2%. Diese Anpassung basiert vorrangig auf den verbesserten Perspektiven in den USA, Europa und Japan. Auch die weiteren Daten in dieser Woche sollten diese Tendenz belegen und die Rentenmärkte zunehmend unter Druck bringen.
Aktienmärkte
Nach einem schwachen Start aufgrund der Vorgaben aus den USA und Asien konnten sich die europäischen Aktienmärkte im Handelsverlauf wieder erholen. Die meisten Indizes der größeren Märkte (Ausnahmen Schweiz und Schweden) schafften es ins Plus. So halfen u.a. die guten Industrieproduktionsdaten aus dem Euroraum, die Konjunktursorgen zu mindern. Für zusätzlichen Auftrieb sorgte die freundlich eröffnende Wall Street. Auf der Branchenebene (Stoxx) gaben IT (-0,5%) und Finanzdienstleister (-0,4%) am stärksten nach, während Telekoms (+0,8%), Medien (+0,8%) und Versorger (+0,9%) die Gewinnerliste anführten. Der Telekomsektor profitierte davon, dass die von der EU-Kommission angestrebte Sektorreform später als gedacht kommt dürfte. Bei den Versorgern sorgte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig, das die Stilllegung des Atomkraftwerks Biblis durch das Land Hessen als unrechtmäßig beschied, für Kursgewinne beim Betreiber RWE (+5%). Ansonsten standen u.a. Celesio (-4,4%, gescheiterte Übernahme durch Mc Kesson), K+S (+4,9%) und VW (-2,4%, Analystenherbstufung) im Fokus. Der positive Trend aus Europa setzte sich in den USA mit dem bisher stärksten Tagesgewinn des Jahres nahtlos fort. Dabei halfen positive Konjunkturdaten. Die Quartalszahlen von JP Morgan und Wells Fargo (je +0,1%) fielen unspektakulär aus. Der IT-Sektor (+1,9%) führte die Aufwärtsbewegung an. Intel (+4%) profitierte von einer Kaufempfehlung und Google (+2,4%) von einer Übernahme. In Asien geht es heute Morgen dank der guten Vorgaben aus den USA überwiegend aufwärts. Die Vortagesverluste können fast wieder wettgemacht werden. Der schwächere Yen hilft dem Nikkei zusätzlich.