Commerzbank Börsencompass: Spanien mit positiven Nachrichten
Aufgrund positiver Nachrichten gingen die Renditen in Spanien zuletzt kräftig zurück; die Rendite 10-jähriger spanischer Staatsanleihen erreichte gestern den tiefsten Stand seit Mai. Grund dafür waren positive Nachrichten. So meldete die spanische Notenbank vergangene Woche überraschend, dass das reale BIP im 3. Quartal erstmals seit 2 Jahren wieder anstieg, wenn auch nur minimal. Zudem sind die Erwartungen für das Wachstum für nächstes Jahr mit 1,3% sehr hoch gesteckt. Aber nicht nur von der Konjunkturseite her überraschten die Nachrichten. Gestern wurden die Defizitzahlen für September gemeldet. Danach hat sich das Budgetdefizit des Zentralstaates in diesem Jahr bis September von 3,9% auf 3,6% des BIP verringert, obwohl das Defizit ggü. dem Vorjahr im September selbst fast unverändert blieb. Damals musste Spanien eine drastische Verfehlung der Sparziele eingestehen. Eine wesentlich genauere Analyse der Sparfortschritte ist jedoch mit den Quartalszahlen, die zuletzt ebenfalls veröffentlicht wurden. Danach zeigt sich auch hier ein günstigeres Bild als zunächst angenommen. So konnte der Gesamtstaat sein Defizit im 2. Quartal um 0,3% des BIP ggü. der gleichen Periode im Vorjahr verringern. Zusammen mit den neuen Daten für das erste Halbjahr und den Monatsdaten für das 3. Quartal kann man jetzt absehen, dass die Sparziele für das Gesamtjahr, also eine Verringerung der Defizitquote um 0,6 Prozentpunkte auf 6,5% des BIP, anders als im Vorjahr, erreichbar erscheinen. Dies ist aber nur möglich, wenn der Gegenwind für die Staatsfinanzen von der Konjunktur her weiter abnimmt. Diese Entwicklung goutiert zunehmend der Markt.
Konjunktur und Rentenmärkte
Bundesanleihen notierten gestern im Tagesverlauf uneinheitlich. Die leichten Gewinne vom Vormittag mussten nach US-Konjunkturdaten wieder abgegeben werden – wurden aber im Laufe des Nachmittags wieder erarbeitet. Hintergrund war ein ebenfalls uneinheitliches Bild der US-Daten. So stiegen die US-Einzelhandelsumsätze im September bereinigt um den Autoabsatz um 0,4% zum Vormonat. Auch der Case-Shiller-Hauspreisindex zeigt für August abermals steigende Immobilienpreise (+12,3% Y/Y) an, was das positive Umfeld abrundet. Auf der anderen Seite sank das Verbrauchervertrauen (Conference Bord) im Oktober deutlich um 8,5 auf 71,2 Punkte. Grund dafür war der Haushaltsstreit in den USA. Auch die Produzentenpreise im August stiegen auf Jahresbasis deutlich weniger als erwartet (+0,3%). Der sich somit verringernde Inflationsdruck ist ein weiteres Indiz, dass die Fed von den monatlichen Anleihekäufen nicht so schnell abrücken wird. In den USA herrscht historisch bedingt eher die Furcht vor einer Deflation als vor der Inflation. Auch in Frankreich ist das Verbrauchervertrauen weiter gedämpft und stagnierte im Oktober bei 85 Zählern, basierend auf der schlechten Situation am Arbeitsmarkt. Positive Meldungen aus der Europeripherie verhalfen Staatsanleihen aus Italien und Spanien zu Kursanstiegen (siehe Topthema). Neben verschiedenen Frühindikatoren steht heute die Zinsentscheidung in den USA im Marktfokus.
Aktienmärkte
An den europäischen Aktienmärkten ging es gestern weiter aufwärts. Dabei erreichte der Dax neuerlich einen Schlussrekord und lag über der medial viel beachteten Marke von 9.000 Punkten. Obwohl die gestrigen Unternehmensberichte der Berichtssaison kein einheitliches Bild abgaben und auch die Makrodaten gemischt ausfielen, ging es angesichts der Erwartung einer weiterhin lockeren Geldpolitik der Fed weiter aufwärts. Die heutige Konferenz der amerikanischen Notenbank wird entsprechend starke Beachtung finden. Auf der europäischen Branchenebene (Stoxx) führten Energiewerte (+1,9%) die Performanceliste an. Hier war es insbesondere die Aktie von BP (+5,6%), die nach der Ankündigung einer Dividendenerhöhung den Sektor mit nach oben zog. Telekomwerte (+1%) folgten auf dem zweiten Platz. Unter Druck standen dagegen Finanzwerte, auch wenn sich die Aktie der Deutschen Bank (+0,9%, nach zwischenzeitlich -3,3%) nach schwächeren Zahlen am Ende doch noch ins Plus retten konnte. Dafür ging es für die UBS (-7,7%), die ihr Renditeziel kassierte, deutlich abwärts. Nokia (+7%) konnte dagegen die Marge ausweiten und entsprechend zulegen. Auch an der Wall Street setzte sich nach einem Tag Verschnaufpause die positive Stimmung weiter fort. Die Bekanntgabe eines Aktienrückkaufs über 15 Mrd. USD hievte IBM (+2,7%) an die Spitze des Leitindex Dow Jones. Ebenfalls positiv entwickelten sich die Aktien von Pfizer (+1,7%) nach einer Gewinnvorlage, die über den Analystenerwartungen lag. Alle Branchen tendierten positiv, der Telekomsektor (+1,5%) stach dabei besonders heraus. Auch in Asien entwickeln sich die Märkte heute Morgen auf breiter Front freundlicher, Europa dürfte verhalten eröffnen.