Commerzbank Börsencompass: Börsen in China und Südkorea sind relativ günstig
Bis Mai 2013 haben die fernöstlichen Emerging Markets einen stetig hohen Kapitalzufluss aus den Industrieländern erlebt. Nachdem der Fed-Chef Bernanke am 22. Mai jedoch einen Kurswechsel der US-Geldpolitik in Aussicht stellte, hat sich die Stimmung an den Schwellenmärkten gewandelt. Die zunehmend verstärkte Furcht der Kapitalanleger vor einem Liquiditätsentzug durch die Fed wurde durch ein zeitweise langsameres Wachstum in China, schwächelnde Exporte in Teilen Asiens und einen Reformstau (u.a. in Indien) sowie zusätzlich durch Massendemonstrationen in der Türkei und in Brasilien intensiviert. Dies bewirkte einen massiven Mittelabzug aus den Schwellenländern, der zu sinkenden Aktienkursen, fallenden Währungen sowie steigenden Anleiherenditen bzw. Spreads führte. Im September und in der ersten Oktoberhälfte kam es größtenteils zu einer Erholung der Aktien- und Währungskurse in der Region. Verantwortlich hierfür zeichnete das überraschende Signal der Fed, zunächst noch auf eine Reduzierung der Anleihekäufe zu verzichten. Damit bleibt vielen Schwellenländern etwas mehr Zeit, um strukturelle Reformen (Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Gesundheitswesen, Reduzierung der Leistungsbilanzdefizite etc.) in die Wege zu leiten, die bei einer erfolgreichen Implementierung mittelfristig das Vertrauen in die Heimatwährungen erhöhen und somit wieder zu Kapitalzuflüssen führen dürften. Kurzfristig sollte die Konjunkturdynamik in den EM-Asien aber tendenziell nachlassen. Laut der jüngsten Prognose der Asian Development Bank dürfte das BIP-Wachstum in Asien (ohne Japan) in 2013 nur noch 6% (J/J; zuvor: +6,6%) betragen. Wir präferieren in Asien weiter die relativ günstigen Börsen Südkorea und China.
Konjunktur und Rentenmärkte
Mit Beendigung des Shutdowns und einer vorübergehenden Anhebung der Schuldengrenze wurde der Haushaltsstreit in den USA zunächst beigelegt. Allerdings ist dies lediglich eine Zwischenlösung bis Februar 2014. Nun soll bis Dezember eine langfristige Haushaltseinigung herbeigeführt werden. Am Markt machte sich gestern Skepsis breit, ob dies tatsächlich möglich ist. Untermauert wurde diese Haltung durch eine Ratingherabstufung der USA von einer chinesischen Ratingagentur - China ist der wichtigste Auslandsgläubiger der USA. Entsprechend wurde abermals der sichere Hafen gesucht. Neben Bundesanleihen konnte auch Gold profitieren. Der US-Dollar verlor gegen Euro, YEN und Pfund im Tagesverlauf deutlich. Dennoch sanken auch die Renditen der US-Staatsanleihen. Speziell die panikartigen Renditeausschläge der Vortage am Geldmarkt wurden korrigiert. Die Rendite für 1-Monatspapiere fiel wieder auf unter 0,02%. Makrodaten gerieten somit gestern in den Hintergrund. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA fielen etwas höher aus als erwartet und der Geschäftsklimaindex der Fed von Philadelphia trotzte dem Haushaltsstreit: entgegen der Erwartungen gab er im Oktober nur leicht um 2,5 Punkte auf 19,8 Punkte nach. Am heutigen Tag stehen keine marktbewegenden Daten auf dem Terminkalender. Allerdings stehen noch Nachmeldungen in den USA aus, wie die Arbeitsmarktdaten, welche wegen des Shutdowns nicht veröffentlicht werden konnten.
Aktienmärkte
Nachdem die asiatischen Börsen noch erleichtert auf den Kompromiss im US-Haushaltsstreit reagiert hatten, hielt sich die Euphorie an den europäischen Aktienmärkten in Grenzen und die Anleger tendierten eher zu Gewinnmitnahmen. Nachdem allerdings nun im Finanzstreit zumindest ein Aufschub bis Anfang nächsten Jahres gewährt ist, richten sich die Blicke wieder vermehrt auf die Implikationen für die Geldpolitik der US-Notenbank. Im deutschen Leitindex hinterließen die Aktien der Deutschen Lufthansa (+3,1%) den besten Eindruck, während eine Verkaufsempfehlung die Titel von E.ON (-3%) besonders unter Druck setzte. Im EUROSTOXX 50 überzeugten einige Großkonzerne mit ihren Quartalszahlen. An der Spitze des Index lag so Carrefour (+3,1%). Der größte Handelskonzern Europas konnte vor allem im Heimatmarkt einen starken Geschäftsverlauf ausweisen. Der Nahrungsmittelsektor (+1%) erreichte so die stärkste Entwicklung, während vor allem Bauausrüster (-1,1%) unter Druck gerieten. Im Handel an der Wall Street setzte sich besonders nach dem Konjunkturbericht der Fed die Überzeugung durch, dass die angekündigte Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank sich durch den Haushaltsstreit weiter hinauszögern sollte. In diesem Umfeld konnten bis auf IT (-0,2%) alle Branchen zulegen. Der Verlauf der Einzeltitel wurde stark durch Quartalsvorlagen bestimmt. Während AmEx (+5,1%) und Verizon (+3,5%) deutlich zulegten, gerieten vor allem IBM (-6,4%) und United Health (-5,1%) unter Druck. Die asiatischen Märkte zeigen sich nach insgesamt wie erwartet ausgefallenen chinesischen Makrodaten überwiegend freundlich. Mit diesen Vorgaben sollten auch die europäischen Börsen fester eröffnen.