Commerzbank Börsencompass: Kurzzeitige Hoffnung auf Einigung um US-Schuldenstreit
Gestern stiegen die Renditen und Aktienkurse mit der Hoffnung auf eine baldige Lösung für die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA. Nach Aussagen des US-Finanzministers dürfte sie am 17. Oktober erreicht sein; danach droht ein Zahlungsausfall. Zuletzt hatten US-Politiker beteuert, dass die Zinszahlungen auf Staatsanleihen weiter bezahlt werden. Erste Auswirkungen sind bereits an den US-Geldmärkten zu beobachten. Die Zinsen auf US-Geldmarktpapiere mit einer Laufzeit von einem Monat sind zwischenzeitlich kräftig angestiegen. Institutionelle Finanzinvestoren hatten den Verkauf angekündigt. Gestern gingen die Zinsen jedoch wieder deutlich zurück. Ein Zahlungsausfall war auch Thema auf dem Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Wochenende in Washington, wo Handlungsoptionen diskutiert wurden. Sollte es wirklich dazu kommen, dürften die Notenbanken wohl ähnlich wie nach der Pleite von Lehmann-Brothers reagieren und in großem Stil Notfallliquidität bereitstellen. Der Vizechef des IWF, David Lipton, warnte davor, dass ein Zahlungsausfall die internationalen Geldmärkte schwer erschüttern würde, wenn nicht gar zum Erliegen bringen könnte. Da US-Staatsanleihen zu den wichtigsten Anlagen auf den Kapitalmärkten zählen und vielfach als Sicherheiten hinterlegt werden, drängt Lipton zu einer schnellen Lösung. Er warnte davor, nicht immer eine Politik am Rande des Abgrunds zu betreiben und erst unter hohem Druck zu reagieren. In der Nacht auf Mittwoch hat die Ratingagentur Fitch mit der Absenkung der Bonitätsnote AAA der USA gedroht.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Aussicht auf eine Lösung im US-Haushaltsstreit (siehe Topthema) brachten gestern erstklassige Staatsanleihen unter Druck. Besonders Bundesanleihen setzten ihre Korrektur der vergangenen Tage fort. 10jährige Bunds rentierten erstmals seit 2 Wochen wieder über 1,9%. Im Gefolge der Spekulationen um eine baldige Einigung in den USA fand auch der US-Dollar Unterstützung. Makrodaten untermauerten das Marktumfeld. So stieg der ZEW-Index im Oktober überraschend den dritten Monat in Folge auf nun 52,8 Punkte an und er-reicht damit den höchsten Stand seit April 2010. Die Konjunkturerwartungen der befragten Finanzanalysten zeigt sich somit relativ unbeeindruckt von dem an-dauernden Streit in den USA. Auch wenn der Fokus aktuell auf die USA gerichtet ist, brodelt die Schuldenkrise in der Eurozone weiter. Laut EZB hat Griechenland in 2014 abermals einen erhöhten Kapitalbedarf, welcher durch bisherige Programme nicht abgedeckt ist. Positiv hingegen stimmte gestern der Haushaltsentwurf der Regierung Letta in Italien. Trotz Steuererleichterungen für Banken und Bürger der Mittelschicht soll das Loch in der Staatskasse bis 2016 geschlossen werden. Renditen italienischer Staatsanleihen sanken im Tagesverlauf leicht. Am heutigen Tag wird abermals der US-Streit im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen und im Zuge von Lösungsansätzen die Rentenmärkte belasten.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern freundlicher. Die Leitindizes gewannen um bis zu 1,5% (Niederlande). Wie am Vortag überwog unter den Börsianern der Optimismus in Bezug auf einen baldigen Kompromiss der Beteiligten im US-Haushaltsstreit. Zudem gab es Rückenwind von der Konjunktur. So stieg der ZEW-Index stärker als erwartet an. In diesem Umfeld gewann der Dax 0,9%. Der deutsche Leitindex schloss damit erstmals über der Marke von 8.800 Punkten. Tagesgewinner im Dax waren die Aktien von der Commerzbank und Lanxess (jeweils +3%). Lanxess profitierte u.a. von überzeugenden Absatzzahlen von Michelin. Die Notierung der Deutschen Telekom (+2,2%) setzte ihren Aufwärtstrend fort. Auf der Verliererseite stand v.a. die Aktie von Siemens, die um 1,1% nachgab. Auf europäischer Sektorebene lagen alle Branchen im Plus. Die kräftigsten Gewinne verzeichneten Rohstoffaktien, die im Schnitt um 2,7% zulegten. Die US-Börsen schlossen schwächer (Dow Jones: -0,9%). Vor allem zum Handelsende bröckelten die Kurse. Der ungelöste US-Etatstreit, unter den Erwartungen liegende Makrodaten (Empire-State-Index) sowie enttäuschende Quartalszahlen der Citigroup (-1,5%) führten zu Gewinnmitnahmen. Auf Sektorebene notierten alle Branchen im Minus. Die größten Verluste wiesen Versorgertitel auf, die durchschnittlich um 1,4% nachgaben (Energie: -0,4%). Die Börsen in Asien tendierten nach den negativen Vorgaben aus den USA zumeist etwas schwächer. Während der Nikkei 225 zum Handelsschluss noch ein kleines Plus von 0,2% ins Ziel rettete, gab der KOSPI (Korea) um 0,3% nach. Stärkere Kursverluste gab es in China. Hier belasteten Spekulationen über weitere Börsengänge.