Commerzbank Börsencompass: Rückkehr der Rückversicherer?
In einem festgelegten Turnus verhandeln Rück- und Erstversicherer über Preise und Konditionen im Sachversicherungsgeschäft. Die Ergebnisse der sogenannten Erneuerungsrunden werden von den Rückversicherern über das Jahr veröffentlicht. Das Augenmerk liegt dabei auf die besonders bedeutsame Erneuerung zu Beginn des nächsten Kalenderjahres. Die schlechte Nachricht aus Sicht der Rückversicherer ist, dass der derzeitige Preisdruck zwar anhält. Die gute Nachricht ist, dass sich aber nur moderater Preisdruck zeigen dürfte. Das schadenarme Naturkatastrophenjahr (bisher zumindest, denn die Hurrikan-Saison endet offiziell erst im November) belastet das Geschäft vor allem in den USA und Japan. Die Rückversicherer derweil betonen, dass dies nur einen geringen Teil des gesamten Portfolios ausmacht, verschweigen dabei aber gerne, dass es gleichwohl ein durchaus lukratives Geschäft sein kann. Allerdings zwingt ein gewichtiger Grund zur Vertragsdisziplin: das niedrige Zinsniveau. Die von uns beobachteten Rückversicherer weisen eine solide Bilanz und hohe Finanzstärke aus. Dazu haben sie Überschusskapital aufgebaut, das sie derzeit nicht für das operative Geschäft ausreichend nutzen können. Damit ergeben sich Spielräume für die Ausschüttung, die einige Rückversicherer auch offensiver als bisher nutzen dürften. Das Augenmerk richtet sich - nach dem bisher unspektakulären Verlauf der Wirbelsturmsaison - damit stärker auf das Thema Kapitalmanagement und damit auf die Ausschüttung. Hier sehen wir gute Chancen, dass vor allem die kapital- und reservestarken Rückversicherer überraschen können.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der US-Haushaltsstreit verunsichert die Märkte weiterhin. Die Angst vor einer Zahlungsunfähigkeit der USA scheint aber die Rentenmärkte kaum zu beeindrucken. Die Marktteilnehmer gehen offenbar davon aus, dass es rechtzeitig zu einer Einigung kommt. Die beiden größten Kreditgeber der USA, China und Japan, zeigen sich zunehmend besorgt um die Auswirkungen eines möglichen Zahlungsausfalles der USA. Der IWF senkte gestern die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft für dieses (von 3,1 auf 2,9%) und nächstes Jahr (von 3,8 auf 3,6%). Danach würden Kapitalabflüsse die Emerging Markets weiter schwächen und der IWF warnte aber gleichzeitig davor, dass ein US-Zahlungsausfall der Weltwirtschaft ernsthaft schaden könnte. Gestern enttäuschten die Auftragseingänge in der deutschen Industrie mit einem Rückgang von 0,3% M/M im August. Dieser ist allein auf die geringeren Flugzeugbestellungen zurückzuführen; rechnet man diese heraus, stiegen die Aufträge um 2,9% M/M (nach -1,8% M/M im Juli). Damit gingen im Durchschnitt von Juli und August trotzdem nur geringfügig weniger Bestellungen ein als im 2. Quartal, was für eine verhaltene Industrieproduktion im 3. Quartal spricht. In der EWU-Peripherie kamen gestern am stärksten spanische Staatsanleihen unter Druck, nachdem Spekulationen aufkamen, dass die europäische Bankenaufsicht EBA bei ihren Stresstests Banken schlechter einstufen werde, die die langfristigen Tender der EZB (LTRO) zur Refinanzierung nutzen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend schwächer. Die Leitindizes verloren um bis zu 1,1% (London). Verantwortlich für die Verunsicherung der Anleger zeichnet nach wie vor der andauernde US-Haushaltsstreit. Die Befürchtung, dass die USA zahlungsunfähig werden könnten, nimmt zu. Positive Makrodaten aus China (HSBC Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor) hatten dagegen keine durchschlagende Wirkung auf die Aktienmärkte. In diesem Umfeld büßte der Dax um 0,4% ein. Tagesverlierer war die Aktie der Commerzbank, die um 1,8% nachgab. Hier belastete u.a. eine steigende Risikovorsorge. Dagegen konnten die Versorger RWE und E.ON (jeweils +0,5%) ihre jüngsten Aufwärtstrends fortsetzen. In der zweiten Reihe stieg die Notierung von Celesio um 20%; verantwortlich hierfür zeichnete ein Medienbericht, wonach der US-Konzern McKesson eine Übernahme von Celesio erwäge. Auf europäischer Sektorebene lagen alle Branchen im Minus. Die größten Verluste verzeichneten die Bereiche Reise & Freizeit (-1,3%) sowie Pharma (-1,2%). Medientitel (-0,2%) wiesen die geringsten Abschläge auf. Die US-Börsen schlossen infolge der politischen Querelen schwächer (Dow Jones: -1,1%). Unter Druck standen v.a. technologienahe Titel (IT: -1,6%, Telekom:
-2,4%), die z.T. in defensive Werte (Versorger: +0,6%) getauscht wurden. Die Notierung von Facebook büßte nach der jüngsten Hausse 6,7% ein. Alcoa legte nachbörslich besser als erwartete Quartalszahlen vor. Damit glückte der Start in die Berichtssaison. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 um 1% stieg, kam es bei H-Aktien in Hongkong zu Gewinnmitnahmen (Korea: Feiertag).