Commerzbank Börsencompass: Uneinheitliche PMI-Daten deuten schwaches Quartal an
Die Einkaufsmanagerindizes in Europa geben ein uneinheitliches Bild ab. So sank der Index für das verarbeitende Gewerbe der gesamten Eurozone leicht von 51,4 auf 51,1 Punkte; der Dienstleistungsindex hingegen stieg von 50,7 deutlich auf 52,1 Punkte. Beide Indizes bleiben jedoch oberhalb der Expansionsschwelle von 50, was ein Wachstum der Wirtschaftsleistung erwarten lässt. Allerdings wird sich dieses Wachstum im dritten Quartal nicht so deutlich fortsetzen können wie im zweiten Quartal dieses Jahres. Die positive Stimmung der Einkaufsmanager steht den harten Daten der Industrieproduktion gegenüber. Diese ist von Juni auf Juli um 1,5% eingebrochen. Für das dritte Quartal erwarten wir ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in der Eurozone von lediglich 0,1% zum Vorquartal. Die positive Stimmung scheint somit nicht mit dem üblichen Anstieg der harten Daten einherzugehen, sondern spiegelt vielmehr die Erleichterung über die Beruhigung der Eurokrise wider. Während sich in Deutschland ein vergleichbares Bild bei der Stimmung zeigt (PMI: verarb. Gewerbe -0,5 auf 51,3 sowie Dienstleistung +1,6 auf 54,4 Punkte), bleibt Frankreich weiter das Sorgenkind. Zwar stieg auch in Frankreich der Index für die Stimmung der Einkaufsmanager im Dienstleistungssektor um 1,8 auf 50,7 Punkte, jedoch fiel der Index für das verarbeitende Gewerbe leicht auf 49,5 Punkte und verharrt weiter unter der Expansionsschwelle. Zudem sind in Frankreich auch die harten Daten weiter rückläufig. So sank die Industrieproduktion im Juli den dritten Monat in Folge. In China hingegen stieg der PMI für das verarbeitende Gewerbe auf 51,2 Punkte.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Renditen 10jähriger Bundesanleihen gingen gestern zunächst vier Basis-punkte runter und stiegen dann wieder acht Basispunkte an. US-Treasuries verhielten sich ähnlich. D.h. der Rentenmarkt ist weiter auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Die unverändert aggressive Geldpolitik der Fed hat viele Marktteilnehmer ratlos zurückgelassen. Nach unserer Ansicht ist der Rückgang der Renditen in der letzten Woche zu kräftig ausgefallen. Eine Gegenbewegung dürfte spätestens mit den nächsten guten Konjunkturdaten einsetzen. Die gestern veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum ließen allerdings ein paar Wünsche offen. Insgesamt haben sich die Indizes weiter erholt. Die realen Produktionszuwächse hinken den Einkaufsmanagerindizes jedoch stärker als üblich hinterher (vgl. Topthema). Und die Marktreaktionen auf das politische Patt nach der Bundestagswahl? Glücklicherweise wird Deutschland mit anderen Augen als z.B. Italien bewertet. Die meisten internationalen Beobachter gehen von einer großen Koalition aus. Der tendenziell europafreundlichere Kurs der SPD wird in den Kommentaren häufig betont. Generell wird eine leichte Justierung der deutschen Position zu nachfragefördernden Elementen in der europäischen Finanzpolitik erwartet. Damit können die Märkte gut leben; der Kurs des Euro zum US-Dollar bspw. zeigte gestern einen schon fast ungewöhnlich ruhigen Kursverlauf.
Aktienmärkte
Nach der überraschenden Fed Entscheidung der Vorwoche, QE3 vorerst weiterzuführen, sowie der Bundestagswahl, die noch keine Klarheit über die künftige Regierungsbildung brachte, kam der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten zum Wochenauftakt ins Stocken und die Kursgewinne nach der FOMC-Entscheidung sind bereits aufgezehrt. Als besondere Belastungsfaktoren erwiesen sich divergierende Aussagen von Fed-Offiziellen zur weiteren Geldpolitik sowie der erneute Streit um die Schuldenobergrenze im US-Kongress. Positiv ausgefallene Einkaufsmanagerindizes aus Europa und China standen weniger im Fokus. Im Dax 30 standen die Titel der Deutschen Post (-3,7%), die im Vorfeld der Aufnahme in den EUROSTOXX 50 deutlich zugelegt hatten, am Ende der Kurs-liste. Schwach präsentierte sich auch ThyssenKrupp (-1,9%). Im Leitindex des Euroraums konnten nur wenige Titel steigen, Total (+0,8%) profitierte von der Erwartung höherer Renditen in den kommenden Jahren. Aus Branchensicht konnte sich lediglich der Telekommunikationsbereich knapp halten, besonders stark unter Druck gerieten Pharma (-1,3%) und Baumaterialien (-1,1%). An der Wall Street belastete die Haushaltsdebatte, besonders stark unter Druck standen Banken-werte nach Veröffentlichung einer Studie über rückläufige Erträge im Anleihenhandel. Während die Finanzen (-1,5%) somit deutlich verloren, konnten lediglich Versorger (+1,2%) und IT (+0,3%) zulegen. Besondere Beachtung fand Apple (+5%) nach der Meldung eines Verkaufsrekords für die neuen iPhone Modelle. Die asiatischen Märkte entwickeln sich heute Morgen ebenfalls schwächer. Nach einer leichteren Eröffnung steht in Europa der ifo-Geschäftsklimaindex im Fokus.