Commerzbank Börsencompass: Letzte Zweifel vor der Fed-Entscheidung
In den USA sind die Verbraucherpreise im August nur um 0,1% M/M gestiegen; Basiseffekte (vor 12 Monaten waren die Energiepreise und damit das Preisniveau deutlich angestiegen) sorgten für einen Rückgang der Jahresveränderungsrate von 2,0 auf 1,5%. Der Rückgang ist also vor allem „technisch“ bedingt und kein Anlass, deflationären Tendenzen das Wort zu reden. Wahr ist aber auch: Von Inflationsgefahren ist nichts zu sehen, nicht zuletzt, weil die hohen Kapazitätsreserven - ob am Arbeitsmarkt oder bei der realen Kapitalausstattung – noch immer beträchtlich sind. Gleichwohl sprechen die Signale der Fed und die Daten der vergangenen Monate dafür, dass bei der heutigen FOMC-Sitzung eine Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe (Volumen: 85 Mrd. USD) beschlossen wird. Die Arbeitslosenquote ist mittlerweile auf 7,3% gesunken, bei einer Quote von 7% - die in etwa bis Mitte kommenden Jahres zu erwarten ist - will die Fed die Anleihekäufe ganz eingestellt haben. So wäre es jetzt Zeit, zumindest mit einem kleinen Schritt zu beginnen. Das Hauptanliegen der Fed wird freilich sein, dem Markt davon zu überzeugen, dass die quantitative Politik streng von der klassischen Zinspolitik zu trennen und eine Anhebung der Fed Funds Rate nach wie vor erst ein Thema für 2015 ist. Solche „zukunftsgerichteten Hinweise“ (Forward Guidance) sollen den Renditeanstieg bei längerlaufenden Staatsanleihen dämpfen, den monetären Expansionsgrad hochhalten. Je näher aber das Jahr 2015 rückt, desto wirkungsloser wird dieses Instrument. Jedenfalls sollte man davon ausgehen, dass die US-Zinskurve steil bleibt.
Konjunktur und Rentenmärkte
Der gestrige Handelstag war geprägt durch eine Korrektur des Kursanstieges vom Vortag, welcher auf der Euphorie über neue Spekulationen zur Nachfolge des aktuellen Fed-Präsidenten Bernanke beruhte. Speziell Bundesanleihen gerieten aufgrund positiver Konjunkturdaten im weiteren Verlauf des Tages zunehmend unter Druck und die Renditen stiegen an. So kletterte der ZEW-Index überraschend deutlich: Die Beurteilung der aktuellen Wirtschaftslage der deutschen Wirtschaft verbesserte sich von 18,3 auf 30,6 Punkte. Auch die Erwartungskomponente stieg um 7,6 auf 49,6 Punkte an, was den höchsten Stand seit April 2010 markiert. Auch aus den USA kamen wie erwartet positive Daten, welche das Bild des moderaten Wachstums bestätigten. So ist der NAHB-Index, welcher die Stimmung des Baugewerbes aufzeigt, im September auf dem hohen Niveau von 58 Punkten stabil geblieben. Zudem wurden die Konsumentenpreise im August mit einem Anstieg von 0,1% M/M nahezu konstant vermeldet. Vor diesem positiven Hintergrund waren auch Staatsanleihen der Euro-Peripherie gesucht. Sowohl die Renditen spanischer als auch italienischer Staatstitel sanken. Der Blick der Marktteilnehmer ist in dieser Woche jedoch auf den heutigen Abend gerichtet. Die US-Notenbank könnte den Beginn des Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik verkünden (siehe Topthema). Entsprechend sollte auch das erwartete Plus bei den US-Baubeginnen den Markt nur am Rande bewegen.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte tendierten gestern überwiegend leichter. Die Verluste der Leitindizes hielten sich aber zumeist in Grenzen. Verantwortlich für die Gewinnmitnahmen zeichnete v.a. die abwartende Haltung vieler Investoren im Vorfeld der Beschlüsse der US-Notenbank über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik. Der besser als erwartet ausgefallene ZEW-Index konnte den Kursen im Dax keine entscheidenden Impulse verleihen. Der deutsche Leitindex büßte nach dem Rekordhoch vom Vortag 0,2% ein. Tagesverlierer im Dax war die Aktie von Continental (-3,1%). Die Notierung litt unter dem Aktienverkauf des Großaktionärs Schaeffler. Die Aktie von K+S gab um 2,5% nach. Negativ bemerkbar machte sich hier vor allem die skeptische Prognose des US-Konkurrenten Mosaic. Auf europäischer Sektorebene lagen Versorgerwerte mit durchschnittlichen Aufschlägen von 0,2% an der Performancespitze. Aktien aus dem Sektor Automobile wiesen mit einem Minus von durchschnittlich 1,4% mit Abstand die größten Abschläge auf. Die US-Börsen schlossen freundlicher (Dow Jones: +0,2%). Im Mittelpunkt stand insbesondere die Aktie von Microsoft (+0,4%). Eine stärker als erwartet ausgefallene Erhöhung der Quartalsdividende sowie ein neues Aktienrückkaufprogramm sorgten für Rückenwind. Die Notierung von Facebook haussiert kräftig weiter. Positive Analystenkommentare hievten den Wert um 6% nach oben. Auf Sektorebene waren v.a. IT-Werte (+0,6%) gefragt. Rohstofftitel büßten als Tagesverlierer im Schnitt 0,3% ein. Die Börsen in Asien tendierten uneinheitlich. Während der Nikkei 225 um 1,4% stieg, kam es bei H-Aktien in Hongkong zu leichten Gewinnmitnahmen (Korea: Feiertag).