Commerzbank Börsencompass: Nokia verkauft die Handysparte an Microsoft
Microsoft übernimmt die Handy- und Smartphonesparte von Nokia für 5,44 Mrd. Euro inkl. einem zehnjährigen Nutzungsrecht für Patente. Die Transaktion soll im 1. Quartal 2014 abgeschlossen sein. Damit verbliebe bei Nokia lediglich die Netzwerksparte, in die auch der Verkaufserlös reinvestiert werden soll. Daneben tritt Nokia-Chef Elop zurück und wird mit weiteren Nokia-Managern Anfang 2014 zu Microsoft wechseln. Elop gilt als möglicher Nachfolger von Microsoft-Chef Ballmer. Mit dem Teilverkauf gesteht der einstige Weltmarktführer auch sein Scheitern ein. Die Zukunft von Nokia liegt nun allein in der Netzwerksparte – nach jahrelangen Problemen und dem Herauskauf des Siemens-Anteils. Bei Microsoft sieht der Umbau des Geschäftsmodells mit einem Komplettsystem aus Hard- und Software wie eine späte Aufholjagd aus, insbesondere mit Blick auf Apple. Das Wachstum beispielsweise bei Smartphones und Tablets, insbesondere im margenstarken Premium-Segment, flacht aber bereits ab. Das ist auch nicht der erste Versuch, in die bereits von Konkurrenten wie Apple, Google und Samsung besetzten Märkte vorzudringen. Der Erfolg der eigenen Tablets (Surface) und der mobilen Version von Windows 8 (vor allem zusammen mit dem bisher schon wesentlichen Partner Nokia) hält sich in Grenzen. Der Kaufpreis spielt bei Microsofts vollen Kassen eine eher nachgelagerte Rolle, Erfahrungen zeigen aber, dass dadurch im Zweifel zu hohe Preise gezahlt werden. Unsere Hoffnungen bei Microsoft ruhen weniger auf solchen späten Aufholjagden, sondern eher auf eigenen Entwicklungen, die die Stärken des Unternehmens fortschreiben.
Konjunktur und Rentenmärkte
Nach der Meldung eines Raketenabschusses im Mittelmeer – und der Furcht vor einem beginnenden Militärschlag gegen Syrien – wurde der sichere Hafen gesucht. Entsprechend gewannen Bunds und Treasuries, während Staatsanleihen der EWU-Peripherie verloren. Dass es sich nicht um einen Angriff auf Syrien handelte wurde indes schnell klar. Der Vorfall zeigt allerdings die Nervosität der Märkte. Marktbewegende Konjunkturdaten gab es am Nachmittag mit dem ISM für das verarbeitende Gewerbe. Dieser stieg im August entgegen den Erwartungen nochmals leicht von 55,4 auf 55,7 Punkte und brachte erstklassige Staatsanleihen dann unter Druck. Zwar sind die Unterkomponenten Produktion und Beschäftigung auf hohem Niveau leicht zurückgegangen, dafür stieg jedoch die Komponente der Auftragseingänge deutlich an. Die Daten bestätigen abermals das Bild des intakten leichten US-Konjunkturaufschwungs. In der Folge gewann der US-Dollar an den Devisenmärkten an Stärke. Mit Spannung blickt der Markt nun auf die Arbeitsmarktdaten am Freitag, bevor am 18. September die US-Notenbank tagt. Entsprechend wird der heutige Handelstag wenig von den anstehenden Makrodaten beeinflusst werden. Die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum sollten auch für das Dienstleistungsgewerbe einen Wert oberhalb der Expansionsschwelle anzeigen. Am Abend wird das Beige Book einen Einblick in die konjunkturelle Lagebeurteilung der US-Notenbank geben. Am Primärmarkt wird heute eine neue 5 jährige Bundesanleihe platziert.
Aktienmärkte
Die Sorge um den Syrien-Konflikt kehrte gestern an die europäischen Aktienmärkte zurück. So sorgte die Meldung eines Raketenabschusses am Mittelmeer für einen kleinen Kursrutsch. Der Markt konnte sich davon zwar wieder erholen, aber nur, um dann nach Äußerungen des Führers des US-Repräsentantenhauses, John Boehner, der den Kurs von Obama unterstützte, wieder auf Talfahrt zu gehen. Da konnten auch gute Makrodaten aus den USA nichts retten. Auf Branchenseite (Stoxx) zeigte sich ein – für diese Gemengelage – unübliches Bild. So führte der IT-Sektor (+2,2%) die Gewinnerliste an, während defensive Sektoren wie die Telekoms (-1,3%) zu den größten Verlierern gehörten. Diese Entwicklung war allerdings spezifischen Unternehmensmeldungen geschuldet. So reagierte Nokia (+34%) mit einem Kurssprung auf die Meldung, dass Microsoft das Handygeschäft übernimmt und Vodafone (-5%) litt unter Gewinnmitnahmen nach der nunmehr erfolgten Bestätigung des Deals mit Verizon, inklusiver weiterer Details der Abwicklung. Die Ungewissheit hinsichtlich der Entwicklung in Syrien sorgte auch dafür, dass dem US-Markt nach einem guten Start zunächst die Luft ausging, bevor die Indizes doch noch im Plus schlossen. Dies dürfte auch den besser als erwartet ausgefallenen Makrodaten geschuldet gewesen sein. Die Kursreaktion der beiden beteiligten US-Unternehmen an den jüngsten Megaübernahmen, Verizon (-2,9%) und Microsoft (-4,6%), fiel negativ aus. In Asien konnten sich die meisten Märkte nach einem schwächeren Start wieder erholen. In Japan hilft der schwächere Yen und in Indien (+2%) gibt es eine technische Erholung nach den starken Vortagesverlusten.