Commerzbank Börsencompass: US-Wachstum nach oben revidiert
Die Revision der Daten zum Bruttoinlandsprodukt der USA im zweiten Quartal dieses Jahres zeigte gestern auf, dass die US-Wirtschaft doch etwas stärker gewachsen ist als zunächst vermeldet wurde. Demnach wuchs die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal um 2,5% Q/Q (annualisiert) statt der zunächst gemeldeten 1,7% Q/Q. Das ist ein deutlicher Anstieg, zum ersten Quartal, in dem die Wirtschaft noch um 1,1% Q/Q gewachsen war. Auch die Indikatoren für das dritte Quartal bleiben positiv. So sinken langsam aber stetig die Erstanträge auf Arbeitslosengeld. Die Beschäftigung steigt ebenso wie die Häuserpreise, was das Vertrauen und die Kaufkraft der Konsumenten stärkt und zum Konsum anregt. Dieser ist im zweiten Quartal um 1,8% Q/Q gestiegen und somit etwas schwächer als im ersten Quartal (2,3% Q/Q). Getrieben wurde dieser Konsumzuwachs erfreulicherweise von langlebigen Gütern, wie Autos und Haushaltsgeräten. Insgesamt bleibt somit das konjunkturelle Bild der USA intakt. Die Erholung schreitet voran und sollte in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnen. In der kommenden Woche geben der ISM Index und der offizielle Arbeitsmarktbericht für den Monat August weiteren Aufschluss über den bisherigen Verlauf des dritten Quartals. Trotz der konjunkturellen – zwar langsamen, aber voranschreitenden – Dynamik könnte aufgrund der geopolitischen Risiken, die aus einem Angriff auf Syrien resultierend, die Fed das Tapering noch nicht wie vom Markt erwartet im September starten. Somit verstärkt sich das Bild einer Reduzierung der Anleihekäufe erst zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr, wie von uns erwartet.
Konjunktur und Rentenmärkte
Die Aufschiebung eines möglichen Militärschlags gegen Syrien bis konkrete Ergebnisse des UN-Sonderermittlers zum mutmaßlichen Giftgas-Angriff vorliegen, hat die Kapitalmärkte etwas beruhigt. Die Nervosität an den Märkten blieb dennoch hoch und der Druck auf die Emerging-Markets-Währungen hielt an. Die indische Rupie erholte sich gestern nach der langen Talfahrt etwas, nachdem die indische Notenbank intervenierte. Die indonesische Rupie stärkte sich nachdem, die Notenbank in einer Sondersitzung die Leitzinsen um 50 Bp. auf 7,0% erhöhte. Erstklassige Staatsanleihen tendierten gestern uneinheitlich; nach besser als erwarteten US-Daten stiegen die Renditen zwischenzeitlich leicht an. Vor allem fiel die Aufwärtsrevision des realen BIP-Wachstums im 2. Quartal von 1,7% auf 2,5% Q/Q (annualisiert) deutlich besser aus als erwartet (siehe Topthema). Erfreulich aufgehellt hat sich das französische Unternehmensvertrauen INSEE, das im August von 95 auf 98 Punkte überraschend stark anstieg. Die deutschen Arbeitsmarktdaten enttäuschten dagegen; die saisonbereinigte Zahl der Arbeitslosen stieg im August um 7.000 an, erwartet worden war ein weiterer Rückgang. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte bei niedrigen 6,8%. Die Inflationsrate in Deutschland ging im August stärker als erwartet von 1,9% J/J auf 1,5% J/J zurück. Zurückzuführen ist die Entwicklung vor allem auf die moderate Preisentwicklung von Mineralölprodukten, die Preise für Nahrungsmittel stiegen mit +4,9% M/M dagegen kräftig an.
Aktienmärkte
Die europäischen Aktienmärkte konnten gestern die Sorgen um den Syrienkonflikt in den Hintergrund drängen. Nachdem bereits die Märkte in Asien durchaus freundlich tendiert hatten, konzentrierten sich die Anleger nunmehr verstärkt auf die Makrodaten des Tages. Hier gab es z.B. gute Stimmungsdaten aus Italien und aus den USA positive Daten vom Arbeitsmarkt. Auf der Branchenseite drehte sich Bild des Vortags um. Während Energiewerte (-0,1%) vorgestern noch die Tagesgewinner waren, litten sie nun unter Gewinnmitnahmen. Dafür ging es für Autos (+1,8%) und Touristiktitel (+2,4%) wieder aufwärts. Am stärksten konnten allerdings die Telekoms (+3,3%) zulegen. Getrieben war der Kursanstieg von Vodafone (+8,2%), die Presseberichte bestätigen, wonach Sie sich in Gesprächen über den Verkauf ihres Anteils am US-Mobilfunker Verizon Wireless an Vodafone befinden. Unternehmensberichte von Carrefour (+5,6) und Vivendi (+1,3%) sorgten für weitere Bewegung auf der Einzelwertseite. Die guten Makrodaten (u.a. positive BIP-Revision) und nachlassende Ängste in der Syrien-Thematik sorgten auch an den US-Märkten für Kursgewinne. Auf der Branchenseite ähnelte das Bild dem in Europa, mit Energiewerten (-1,1%, fallender Öl-preis) als größten Verlierern und den Telekoms (+1,2%), die die Gewinnerliste anführten. Denn nicht nur der Verkäufer Vodafone, sondern auch der Käufer im Verizon Wireless-Deal, Verizon Com. (+2,7%) konnte zulegen. An den asiatischen Märkten geht es uneinheitlich zu, die nachlassenden Syrienängste sorgten für einen guten Start, den die meisten Länder weiter ausbauen konnten. Das galt nicht für den japanischen Markt, der, von Makrodaten belastet, ins Minus rutschte.