Commerzbank Börsencompass: Zu früh für Engagements an brasilianischer Börse
Der brasilianische Aktienmarkt hat seit Jahresbeginn eine enttäuschende Performance aufzuweisen (-16% per 15. August 2013). Verantwortlich hierfür zeichnen u.a. ernüchternde Wirtschaftsdaten, Zinserhöhungen zur Bekämpfung der steigenden Inflation, fallende Rohstoffpreise, Massendemonstrationen gegen die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung sowie die Erwartung eines baldigen Endes der expansiven Geldpolitik in den USA. Zudem steht der brasilianische Real unter Druck. Seit Jahresbeginn wertete er ggü. dem USD um rd. 13% ab. Die Währungsschwäche erhöht den Preisdruck zusätzlich. Die jüngsten Makrodaten haben ebenfalls weitgehend enttäuscht. Immerhin konnte sich der BOVESPA jüngst von dem Jahrestief bei 44.107 Punkten (5. Juli) lösen. Für eine stärkere Dynamik des brasilianischen Aktienmarktes bedarf es u.a. steigender Rohstoffpreise, einer stärkeren konjunkturellen Dynamik im Inland und u.a. in China, einer Entspannung an der Zins- und Inflationsfront, einer wieder wirtschaftsfreundlicheren Konjunkturpolitik sowie einer höheren Investitionsquote privater Unternehmen. Dilma Rousseff hat deutlich an Popularität eingebüßt; die Zustimmungsrate beträgt nur noch 30%. Verantwortlich hierfür zeichnen zum einen Mängel in den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Bürokratie, Sicherheit, Gesundheit und Steuerpolitik, die zu Massendemonstrationen führten. Zum anderen die konjunkturelle Flaute, auf die die Politik unbeirrt mit staatlichen Nachfragestimulierungen reagiert. Im Oktober 2014 finden Wahlen statt. Unpopuläre Maßnahmen (z.B. die Privatisierung der Infrastruktur) dürften nur sehr schwer durchzusetzen sein. Für Neuengagements an Brasiliens Börse ist es u.E. noch zu früh.
Konjunktur und Rentenmärkte
In den USA sind gestern die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten deutlich besser als erwartet ausgefallen: Die Erstanträge fielen auf 320 Tsd. – und damit auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren. Die Erstanträge unterliegen starken saisonalen Ausschlägen, daher sollte der Rückgang nicht überbewertet werden. Seit Anfang Juli hat sich aber ein Trend etabliert, der auf ein beschleunigtes Beschäftigungswachstum hindeutet. Sollte der Arbeitsmarktbericht Anfang September positiv ausfallen, dann könnte die Fed schon im selben Monat beginnen, weniger Anleihen zu kaufen. Vor diesem Hintergrund sind die Renditen am Rentenmarkt gestern nochmals kräftig angestiegen: So näherten sich die Renditen für 10-jährige Bundesanleihen von unten der 2%-Linie. Nach dem scharfen Anstieg der letzten Tage dürfte aber zunächst eine Konsolidierung einsetzen, bevor die Renditen diese Linie überschreiten. Die Marktakteure haben sich auch nicht von anderen, weniger guten Konjunkturdaten ablenken lassen: Sowohl der Empire State-Index als auch der Philadelphia Fed-Index sind im August zurückgegangen und die Industrieproduktion stagnierte gegenüber dem Vormonat. Dabei dürfte es sich aber um übliche Schwankungen handeln. Das Umfeld ist weiterhin sehr positiv; dies wird beispielsweise durch den neuerlichen Boom am Immobilienmarkt reflektiert: Der NAHB-Index ist im August nochmals angestiegen und liegt damit auf einem Niveau,das er zuletzt 2005 – drei Jahre vor dem Platzen der Immobilienblase – inne hatte.
Aktienmärkte
Die Summe aus gemischt ausgefallenen Konjunkturdaten und enttäuschenden Quartalsberichten hat am gestrigen Handelstag die internationalen Aktienbörsen unter Druck gesetzt. Bereits am Morgen hatten die wichtigsten asiatischen Börsen Verluste verzeichnet. Der deutsche Leitindex Dax tendierte schon zur Eröffnung leichter und schwächte sich im Tagesverlauf kontinuierlich weiter ab. Erst kurz vor Handelsschluss konnte er sich etwas erholen. Neben den defensiven Titeln von FMC und Fresenius (je +0,8%) konnten sich hauptsächlich die Aktien der Commerzbank (+0,5%) nach Übernahmespekulationen in positivem Terrain halten. Dagegen erlitt RWE (-2,9%) nach negativen Analystenreaktionen auf die enttäuschenden Quartalszahlen vom Vortag einen weiteren Ab-schlag. Im EUROSTOXX 50 verzeichneten bis auf den Öl-und Gassektor alle Branchen mehr oder weniger starke Verluste. Im breiter gefassten Europa-Index STOXX 50 gerieten die Aktien der Reise- und Freizeitindustrie (-2,2%) mit der weiteren Eskalation in Ägypten am stärksten unter Druck. In Italien und Österreich waren die Börsen wegen Mariä Himmelfahrt geschlossen. Die Wall Street verzeichnete im abschließenden Handel dann die stärksten Verluste. Hier belasteten zusätzlich zu den Diskussionen um den QE3-Ausstieg und den schwachen Frühindikatoren die Quartalsvorlagen von Cisco (-7,2%) und WalMart (-2,6%). Beide Unternehmen hatten mit ihrem Ausblick enttäuscht. Alle Branchen verzeichneten stärkere Abgaben, am besten konnten sich noch Energie und Grundstoffe (je -0,8%) halten. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen in der Breite schwächer. Auch die europäischen Märkte werden in der Eröffnung leichter erwartet.
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