Commerzbank Börsencompass: Konsum und Export treiben BIP-Wachstum in Japan
In Japan ist das reale BIP im zweiten Quartal schwächer als erwartet um 0,6% Q/Q bzw. +0,9% J/J gestiegen (1. Q. +0,9% Q/Q bzw. +0,3% J/J); es war der dritte Quartalszuwachs in Folge. Damit liegt das reale BIP nur noch einen Hauch unter dem Niveau von Anfang 2008 - also vor Zuspitzung der Finanzkrise. Erstaunlich robust präsentierte sich der Private Verbrauch, der abermals um 0,8% Q/Q anzog und sich damit weiter von seinem Vorkrisenstand entfernte. Die für April 2014 projektierte - aber noch nicht verabschiedete - Erhöhung der Mehrwertsteuer dürfte die Verbraucher veranlasst haben, größere Anschaffungen vorzuziehen; einiges spricht dafür, dass der wachstumsdämpfende Lagerabbau der Unternehmen auch daraus resultierte. Ein deutlich positiver Wachstumsbeitrag kam auch von den Exporten, die um 3% Q/Q (nach +4%) zulegten; doch steigende Importe konterkarierten diesen Impuls. Enttäuschend ist die nach wie vor schwache Investitionstätigkeit (-0,2% Q/Q nach -0,1% Q/Q). Die Unternehmensinvestitionen liegen damit trotz besserer Exportaussichten nicht nur deutlich unter ihrem Vorjahresstand, sondern kaum höher als vor 10 Jahren. Die Unternehmen scheinen weiterhin an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs zu zweifeln. Angesichts der Unausgewogenheit des Aufschwungs bleibt offen, ob die Regierung die auch von der Notenbank befürwortete Anhebung der Mehrwertsteuer von 5 auf 8% in einem Zuge umsetzt; die Entscheidung dafür ist im Herbst geplant. Zur Flankierung könnte der Druck auf die Notenbank, noch aggressiver zu lockern, steigen. Diese Perspektive macht den JPY weiter anfällig.
Konjunktur / Rentenmärkte
In dieser Woche steht eine Vielzahl von Konjunkturmeldungen auf der Agenda. Am Mittwoch werden die BIP-Daten für Deutschland, Frankreich und den Euroraum für das zweite Quartal gemeldet. Es setzt sich mehr und mehr die Erwartung durch, dass das reale BIP im Euroraum bereits im zweiten Quartal gewachsen sein dürfte und die sechs Quartale andauernde Rezession zu Ende geht. Immer mehr Analysten heben daher ihre Prognosen für die Konjunktur für dieses und nächstes Jahr an. Deshalb mussten erstklassige Staatsanleihen gestern zeitweise Kursverluste hinnehmen. Mit den jüngsten Daten ist eine Zinssenkung der EZB zwar unwahrscheinlicher geworden, aber sie ist noch nicht vom Tisch. Auch in den USA steht eine Reihe wichtiger Daten an. Heute werden die Einzelhandelsumsätze für Juli gemeldet und am Freitag die US-Hausbaubeginne und -genehmigungen. Die Bauinvestitionen tragen in den USA wieder maßgeblich zum Wirtschaftswachstum bei. Zudem werden regionale Frühindikatoren gemeldet, die nach den überraschend kräftigen Anstiegen der ISM-Indizes im Juli mit Spannung erwartet werden. Die Staatsanleihen erholten sich gestern nur zwischenzeitlich. In der EWU-Peripherie gingen die Spreads zu Bundesanleihen weiter zurück. Italien verschaffte sich 7,5 Mrd. EUR mit der Ausgabe einjähriger Papiere (Rendite 1,053% nach 1,078%). Ansonsten stehen auch diese Woche bis auf die 10-jährige Bundesanleihe kaum Emissionen auf dem Programm.
Aktienmärkte
Die westlichen Aktienbörsen zeigten sich zum Auftakt der neuen Handelswoche nur wenig bewegt. Außer den leicht enttäuschenden Daten aus Japan gab es aus Konjunktursicht keine weiteren kursbewegenden Nachrichten. Unternehmensmeldungen kamen hauptsächlich aus der zweiten Reihe. So konnten sich im MDax Bilfinger (+3.1%) und im TecDax QSC (+9,5%) nach ihren Quartalsvorlagen am besten in Szene setzen. Im Leitindex Dax 30 setzten Lanxess (+2,7%) und BASF (+2%) ihren Erholungstrend weiter fort. Auch K+S (+2,1%) konnte vor der heutigen Zahlenvorlage noch einmal anziehen. Am Ende der Kursliste standen nach einem negativen Analystenkommentar die Aktien der Deutschen Börse (-2,7%). Auch der EUROSTOXX 50 erlebte einen vergleichsweise ruhigen Handelstag. Erneut stark präsentierte sich nach der gestiegenen chinesischen Nachfrage für Metalle die Grundstoffbranche (+1,1%). Negativ entwickelten sich dagegen vor allem der Gesundheitsbereich (-0,9%) und Finanzdienstleister (-0,6%). Die Aktien an der Wall Street bewegten sich kaum von der Stelle. Während die meisten Branchen leicht schwächer tendierten, konnte der Sektor IT (+0,7%) unter der Führung von Apple (+2,8%) zulegen. Diese profitierten von einem Einfuhrverbot der US-Handelskommission ITC für einige Geräte des Wettbewerbers Samsung und einem Medienbericht, der eine Präsentation der neuen iPhone-Generation für den 10. September lancierte. An den asiatischen Märkten setzt sich der positive Trend überwiegend weiter fort. Auch der Nikkei kann heute Morgen wieder zulegen. Die europäischen Börsen dürften etwas fester in den Handel starten. Im Fokus stehen vor allem die US-Einzelhandelsdaten.
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