Commerzbank Börsencompass: Ölpreis soll russischen Aktienmarkt unterstützen
Seit Jahresbeginn verlor der russische RTS-Index rd. 14%. Die enttäuschende Performance resultiert v.a. aus den relativ schwachen Rohstoffpreisen im ersten Halbjahr 2013 sowie der stärker als erwartet ausgefallenen konjunkturellen Abkühlung. Zuletzt kamen noch verstärkte Sorgen um einen möglicherweise bald bevorstehenden Ausstieg der US-Notenbank aus der sehr expansiven Geldpolitik hinzu. Nicht zuletzt sorgten auch Konjunkturängste in China für Verunsicherung. Starke Kapitalabflüsse aus den EM waren die Folge. Sektoral bietet sich in Russland eine sehr heterogene Entwicklung. Während der Einzelhandelssektor im 1. Halbjahr einstellige Gewinne verbuchte, büßten alle anderen Branchen zum Teil kräftig ein. Am Ende der Performanceskala rangieren die Bereiche Metalle + Minen sowie Versorger, die zeitweise um mehr als 30% nachgaben. Wir erwarten in den kommenden Quartalen wieder ein höheres Ölpreisniveau. Das sollte dem russischen Aktienmarkt ebenso Unterstützung geben wie die von uns erwartete leichte Erholung der Unternehmensgewinne in 2014 (EPSe: +1,6%; 2013e: -5,9%, jeweils J/J). Zudem erwarten wir in den kommenden Quartalen eine schrittweise Besserung der konjunkturellen Entwicklung in Europa, von der Russland auch profitieren dürfte. Mittelfristig für Rückenwind dürften auch der WTO-Beitritt Russlands, die Privatisierungspläne der russischen Regierung sowie eine investorenfreundlichere Dividendenpolitik sorgen. Der MSCI Russland-Index ist mittlerweile mit einem KGV von 5 für 2014 u.E. sehr günstig bewertet (Abschlag zum MSCI Emerging Markets-Index: 53%). Wir bestätigen unsere positive Einschätzung für den russischen Aktienmarkt (Übergewichten).
Konjunktur / Rentenmärkte
Bei den US-Treasuries und den Bundesanleihen kam es gestern (trotz guter Konjunkturdaten) nur zu leichten Kursrückgängen. Die wöchentlichen US-Arbeitsmarktdaten sprechen für einen positiven Trend am Stellenmarkt. Die Hauptwährungen (Euro, Yen, Pfund) konnten gegenüber dem US-Dollar weiter zulegen. Vor allem das Pfund und der Yen haben seit Monatsbeginn recht deutlich gegenüber dem US-Dollar aufgewertet. Offenbar wachsen die Hoffnungen, dass nicht nur in den USA eine konjunkturelle Erholung ihren Anfang nimmt. Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz hat sich im Juni stärker ausgeweitet als von den Volkswirten erwartet wurde. Ein wirklich positives Signal ist dies jedoch nicht, denn der Anstieg resultiert aus einer rückläufigen Nachfrage nach Importwaren. Die Exporte legten nach den schwachen Maidaten zwar wie-der zu, insgesamt lassen die Zuwächse der letzten Monate einige Wünsche offen. Einige Frühindikatoren (z.B. Ifo, ISM) lassen aber erwarten, dass der Welthandel sich schrittweise erholt und in den nächsten Monaten wieder mit höheren Volumina zu rechnen ist. Aus China wurde heute Morgen ein Anstieg der Verbraucherpreise um 2,7% gemeldet und ein Zuwachs der Industrieproduktion um 9,7% (jeweils ggü. Vorjahr). Der Produktionszuwachs lag über den Erwartungen. Zusammen mit den positiven Außenhandelsdaten gestern sorgen die Daten für einen entspannteren Blick auf die Konjunktur in China.
Aktienmärkte
Neben den ermutigenden chinesischen Außenhandelsdaten sorgten am gestrigen Handelstag einige erfreuliche Gewinnberichte für einen Stimmungsaufschwung an den europäischen Aktienbörsen. Im deutschen Leitindex Dax 30 standen nach positiv aufgenommenen Quartalsvorlagen die Aktien von Commerzbank (+15,7%), Deutscher Telekom (+7,7%) und Henkel (+2,9%) an der Spitze der Kursliste. K+S (+5,1%) profitierte nach Tagen mit massivem Abgabedruck von Aussagen des kanadischen Wettbewerbers Potash, der davon ausgeht, dass die Verwerfungen in der Branche nicht von Dauer sein sollten. adidas (-2,1%) verfehlte sowohl mit seinem Ergebnis als auch dem Absatz die Markterwartungen und senkte zusätzlich seine Umsatzprognosen. Im EURO-STOXX 50 konnten vor allem Grundstoffe (+2,9%) vom beschriebenen Umfeld profitieren, aber auch Banken (+2,7%) und Telekommunikation (+2,6%) steigen überdurchschnittlich. Lediglich der IT-Sektor (-0,1%) tendierte etwas schwächer. Am Schweizer Aktienmarkt enttäuschte Nestlé (-2,2%) besonders mit der Umsatzentwicklung und zog so den SMI in negatives Terrain. An der Wall Street konnte nach durchwachsenem Start der Abwärtstrend gestoppt werden. Die Kursgewinne hielten sich hier allerdings in Grenzen. Positiv stachen hier vor allem Grundstoffe (+1,5%) hervor, während der Telekommunikationsbereich (-1%) unter Druck geriet. Stärkster Wert war Microsoft (+2,6%) nach einer Kaufempfehlung. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen vor den chinesischen Industrieproduktionszahlen uneinheitlich. Die europäischen Märkte werden etwas fester erwartet. Nach den chinesischen Daten bleibt die Agenda vergleichsweise leer.