Keine klaren Signale - Börse München
![Ulrich Kirstein von der Börse München wirft einen Blick auf die Entwicklungen an den deutschen und internationalen Aktien- und Anleihemärkten. Bild und Copyright: Bayerische Börse AG.](https://www.4investors.de/bilder1200/medienpool/kolumnen/boersemuenchen/marktbericht-boerse-muenchen.jpg)
Die deutschen Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche schwankend präsentiert, wobei sich die Ausschläge überwiegend in engen Grenzen gehalten haben. Den Anlegern mangelte es an starken Impulsen. In Bezug auf das beherrschende Thema US-Geldpolitik kamen unterschiedliche Signale: Während besser als erwartet ausgefallene Konjunkturzahlen und das Protokoll der vergangenen Ratssitzung der US-Notenbank Fed die Hoffnungen auf Zinssenkungen dämpften, erhöhten gesunkene Inflationserwartungen der US-Verbraucher diese. Technologiewerte profitierten von gut aufgenommenen Zahlen des US-Konzerns Nvidia, der als Größe im Bereich der Künstlichen Intelligenz gilt. Die Ergebnisse sorgten nicht nur für einen neunen Kursrekord beim Unternehmen selbst, sondern gaben dem gesamten Tech-Sektor Auftrieb.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) reduzierte sich im Wochenvergleich minimal um 0,1 Prozent auf 18.693,37 Punkte. Der MDax gab 1,2 Prozent ab auf 27.124,24 Zähler. Der TecDax verbesserte sich leicht um 0,2 Prozent auf 3.437,37 Punkte. Der m:access All-Share sank um 1,4 Prozent auf 1.294,27 Zähler.
Im Dax litten in der vergangenen Woche unter anderem Automobilwerte, Auslöser waren Berichte über mögliche chinesische Zölle auf leistungsstarke Importfahrzeuge. Mit einem Kursrückgang um 9,1 Prozent waren die Titel der Porsche AG besonders betroffen, Mercedes Benz büßten 3,2 Prozent ein, BMW 3,1 Prozent und Volkswagen 1,9 Prozent. Dagegen legte der Kurs von Infineon im freundlicheren Technologieumfeld um 3,7 Prozent zu.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche spürbar zurückgegangen. Verantwortlich hierfür waren in erster Linie sinkende Hoffnungen auf Leitzinssenkungen in den USA, aber auch in der Eurozone in Bezug auf Anzahl und Umfang, die wiederum auf besser als prognostiziert ausgefallene Konjunkturdaten von beidseits des Atlantiks sowie Äußerungen von Notenbankern zurückzuführen waren. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,50 auf 2,58 Prozent an. Die Umlaufrendite stieg von 2,54 auf 2,64 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Handelswoche uneinheitlich beschlossen. Auch hier bewegten sich die Marktteilnehmer im Spannungsfeld zwischen sinkenden Zinshoffnungen einerseits und guter Stimmung im Tech-Bereich nach den Nvidia-Zahlen andererseits. Der Dow-Jones-Index verlor im Wochenvergleich 2,3 Prozent auf 39.069,59 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index ging am vergangenen Freitag gegenüber seinem Vorwochenschlussstand praktisch unverändert bei 5.304,72 Zählern aus dem Handel (+0,03 Prozent). Der technologielastige Nasdaq-100-Index gewann 1,4 Prozent auf 18.808,35 Punkte.
Ausblick
Mit Blick auf die aktuelle Woche geben sich die meisten professionellen Beobachter zurückhaltend, was die Rückkehr der Kauflaune an den deutschen Aktienbörsen betrifft. Nach den Dämpfern für die Zinserwartungen in der Vorwoche könnten sich die Anleger auch in den kommenden Tagen zurückhalten, heißt es. Dies unter anderem deswegen, da es kaum Neues gibt, was die Spekulationen über das weitere Vorgehen der US-Notenbank in die eine oder andere Richtung beeinflussen könnte. Zu den wichtigsten Konjunkturdaten diesbezüglich zählen die persönlichen Einkommen und Ausgaben in den USA, die auch für die Fed als Preisindex relevant sind. Zudem legt diese ihre Beige Book vor, das die aktuelle Sicht der Notenbanker auf die Wirtschaftslage wiedergibt.
Mehr hochkarätige Zahlen stehen in Deutschland und der Eurozone auf der Agenda, darunter das Ifo-Geschäftsklima. Analysten erhoffen sich hier eine weitere Verbesserung und damit eine Unterstützung für die zuletzt gesehenen positiven Signale auf eine konjunkturelle Aufhellung. Zudem werden neue Inflationsdaten für Deutschland und die Eurozone veröffentlicht. Sofern diese nicht negativ überraschen, könnte dies die Erwartungen an Zinsschritte der Europäischen Zentralbank erhöhen.
Zu Beginn der Handelswoche müssen die hiesigen Märkte ohne Impulse aus den USA auskommen, dort bleiben die Börsen wegen des Feiertags Memorial Day geschlossen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 27.05.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); US-Börsen geschlossen
Dienstag, 28.05.: Großhandelspreise in Deutschland; Verbrauchervertrauen in den USA; Dalls Fed Herstellungsindex (USA)
Mittwoch, 29.05.: Verbraucherpreise in Deutschland; GfK-Verbrauchervertrauen in Deutschland; Beige Book der US-Notenbank
Donnerstag, 30.05. (Fronleichnam, Börsenhandel findet statt): Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA
Freitag, 31.05.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA)
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!