UK: Construction PMI – Krise im Rückspiegel! - Nord LB
Eines der wichtigsten Stimmungsbarometer des Bausektors in Großbritannien hat soeben neue Daten veröffentlicht. Der positive Trend der letzten Monate konnte auch im Februar fortgesetzt werden und die Stimmung bei den Einkaufsmanagern ist mit nun 49,7 Punkten fast schon wieder gut. Damit erreicht der Index den höchsten Wert seit August 2023. Der Weg ins als expansiv geltende Territorium oberhalb der magischen 50er-Marke ist also in greifbarer Nähe.
Der Unterkomponente „Business Optimismus” notierte sogar auf dem höchsten Wert seit Januar 2022 – die Stimmung scheint also wirklich gut. Die Hoffnung schwingt mit, dass ein nachhaltiger Aufschwung und eine positive Nachfrage eingeleitet wird und sich die generelle ökonomische Situation im Vereinigten Königreich im weiteren Jahr verbessert, so verbale Rückmeldungen. Dies ist wohl als dezenter Hinweis auf die Hoffnung bald sinkender Zinsen zu verstehen. Auch Der Subindex „Hausbau“ befindet sich auf einem lokalen Allzeithoch. Mit 49,8 Punkten ist dieser um 5,6 Punkte gestiegen und befindet sich nun auf dem höchsten Stand seit November 2022. Die Unterkomponente der gewerblichen Projektierungen ist jedoch wieder etwas abgeflaut und hat im Vergleich zur Januarbefragung – konträr zu den vorgenannten Sub-Indizes – etwas nachgelassen. Eine abwartende Haltung in Verbindung mit engen Budgetplanungen der Kundschaft kann hier als Rückmeldung genannt werden. Auch „Employment“ musste zuletzt wieder Einbußen hinnehmen, wobei die Veränderungsrate beim Stellenabbau die höchste seit November 2020 war. Generell wirkt ein aktuell hoher Preisdruck bei den Löhnen als Hemmschuh und sorgt für ein unangenehmes Niveau auf der durch die Zinsen ohnehin angespannten Kostenkurve der Entwickler.
Ein Blick auf den RICS Hauspreisindex, welcher in 8 Tagen veröffentlicht wird und die Preissituation der privat gehaltenen UK-Immobilien gut vorhersagen soll, wäre nun ebenfalls opportun. Zuletzt hat sich dieser – fast schon Hand in Hand – ähnlich vielversprechend entwickelt, wir der Construction PMI. Seit Oktober 2022 ist der RICS Index bereits negativ. Das heißt, dass die Hausbesitzer von sinkenden Werten ihrer Immobilien ausgehen. Zwar ist die letzte Erhebung aus Januar nach wie vor im tief negativen Bereich, es deutet sich aber eine weitere Entspannung an. Möglicherweise schaffen es beide Indikatoren bald wieder in expansives Territorium vorzudringen. Von ganz zentraler Bedeutung ist bei solchen langfristig finanzierten Assets natürlich das Zinsniveau. Es bleibt also abzuwarten, ob bald positive Impulse für Hauseigentümer, und solche die es werden wollen, eingeleitet werden.
Fazit: Der soeben veröffentlichte Construction PMI für das Vereinigte Königreich setzt seinen zuletzt positiven Trend fort und erreicht somit fast wieder expansives Territorium. Mit 49,7 Punkten weist der Index den höchsten Wert seit August 2023 auf. In der Umfrage ist die nicht ganz ungerechtfertigte Hoffnung reflektiert, dass sich die Situation in Großbritannien im Jahr 2024 verbessern wird. Mit der Wirtschaft in der Rezession kann es aber auch nicht mehr so viel schlechter werden. In Antizipation von Leitzinssenkungen – oder der generellen Verbesserung der ökonomischen Bedingungen – ist folglich auch die Unterkomponente des „Business Optimismus“ auf den höchsten Wert seit Januar 2022 geklettert. Die Stimmung scheint also tatsächlich ziemlich gut zu sein. Preisdruck bei den Löhnen und mittlerweile doch spürbar gestiegene Transportkosten verhageln die Stimmung bei den Entwicklern etwas – dennoch wähnen sie sich in einem echten Aufschwung. Wenn nun die richtigen Impulse aus dem MPC folgen, steht einem potenziellen Bauboom nichts mehr im Wege.
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