Evotec: Befreiungsschlag gewollt, aber nicht gekonnt - Aktie fährt nach Konferenz Achterbahn
An der Börse machte sich am Nachmittag kurz die Hoffnung breit, dass Evotec zum großen Befreiungsschlag ausholt. Für 15 Uhr hatte das Hamburger Biotech-Unternehmen heute Morgen einen Investoren-Konferenz angesetzt, um die jüngsten Geschehnisse um die Vielzahl der mit teils langer Verzögerung gemeldeten Evotec-Aktiengeschäfte des mittlerweile Ex-CEO Werner Lanthaler und den kurz- wie mittelfristigen Ausblick zu thematisieren.
In der Stunde vor dem Start der Investoren-Konferenz zog Evotecs Aktienkurs merklich an, kletterte von 14,485 Euro auf 14,93 Euro, um dann wieder einzuknicken. Nach einem Rutsch auf 14,615 Euro hat sich die Biotech-Aktie erholt und pendelt aktuell um 15 Euro.
Evotec weist Fehler bei Lanthalers DD-Meldungen von sich
Fehler auf Seiten Evotecs bei den Meldungen der Lanthaler-Aktiengeschäfte wies Aufsichtsratsvorsitzende Iris Löw-Friedrich zurück. Man habe die Directors Dealings gemeldet, sobald sie dem Unternehmen bekannt wurden, so das Statement der Aufsichtsrätin. Interne Prozesse habe man überprüft, diese seien eingehalten worden und „state of the art”. Lanthaler selbst wird für Evotec nicht mehr tätig sein, auch nicht als Berater, wie Löw-Friedrich betont.
Zur Suche nach der Lanthaler-Nachfolge begab sich die Aufsichtsratsvorsitzende in unkonkrete Aussagen und blieb damit wie schon bei den Aussagen zum „DD-Chaos” auf sicherem Terrain. Die Suche läuft. Auch zu den operativen Aktivitäten berichtete Evotec wenig, was eine Neubewertung der Situation bringen könnte. Man bestätigte die bereits bekannten Prognosen für 2023 und 2025. Trends, die im dritten Quartal 2023 zu sehen waren, hätten sich im Abschlussquartal bestätigt, heißt es in der Präsentation der Gesellschaft. Die Aktivitäten bei Just - Evotec Biologics seien im Plan, so Evotec-CEO Mario Polywka. Und überhaupt versuchte man den Eindruck zu erwecken, dass dass die Demission Lanthalers für das Unternehmen keine Zäsur bedeute.
Warum man für die heutigen dünnen Statements seit Lanthalers Rücktritt fast drei Wochen Zeit brauchte um die gerade einmal auf 30 Minuten angesetzte Telefonkonferenz pünktlich zu beenden, bleibt Evotecs Geheimnis. Die Kurs-Entwicklung nach Beginn der Konferenz zeigt: Der Befreiungsschlag war es nicht, den Evotec da bot. Ob Evotec damit Ruhe in die eigenen Anteilscheine bekommt, bleibt abzuwarten.
Erste Chart-Hürden bisher nicht getestet
Das Bild ergibt sich auch beim Blick auf die charttechnische Lage der Evotec-Aktie, die sich in den letzten Handelstagen bei 14,05/14,10 Euro stabilisiert hat. Vom großen Rebound ist bisher aber nichts zu sehen. Rebreaks über 15,38/15,52 Euro und 16,17/16,30 Euro wären zwar erste Entspannungssignale für die Biotech-Aktie und könnten eine stärkere Kurserholung der tief gefallenen Biotech-Aktie einleiten, bedeuten allein aber noch keine Trendwende und selbst die untere der beiden Signalmarken kam im bisherigen Handelsverlauf am Montagnachmittag trotz starker Schwankungen nicht ernsthaft in Gefahr - auch nicht vor 15 Uhr.
Und so bleibt ein potenzieller Rutsch unter die 14-Euro-Marke weiter ein Szenario, das nicht vom Tisch ist. Deutlichere Zeichen, dass es zu einer ausführlicheren Gegenbewegung auf die Verluste der letzten Zeit kommt, sind bisher jedenfalls noch nicht zu sehen.