Börse am Morgen: BASF, EZB, OPEC+, japanische Staatsanleihen - Nord LB
Die deutsche Industrie drosselt den fünften Monat in Folge ihre Produktion. Der seit dem Frühjahr bestehende rückläufige Trend setzt sich weiter fort. Dies ist die längste Negativserie seit 15 Jahren (2008, dem Jahr der Finanzkrise). Laut Statistischem Bundesamt stellten Bau, Energieversorger und Industrie zusammen 0,4% weniger her als im Vormonat. Einen Großteil des Rückgangs ist auf den Maschinenbau zurückzuführen (minus 6,3%).
Tagesausblick
Wichtige Daten zur Konjunktur kommen heute nur aus den USA. Der Fokus liegt auf dem Arbeitsmarkt, dessen Robustheit in letzter Zeit immer wieder für Überraschungen gesorgt hat. Erwartet wird einmal mehr ein Anstieg der Arbeitslosenquote von 3,8% auf 3,9% sowie etwas mehr neugeschaffene Stellen (ex Agrar). Außerdem geben die Stundenlöhne Hinweise auf die Entwicklung der Kerninflation. Erwartet wird ein Anstieg um 4,0%, womit sich die rückläufige Tendenz fortsetzen würde.
Renten- und Aktienmärkte
Nachdem die Rendite von 10-jährigen US Treasuries in den letzten Tagen mit der 4%-Marke liebäugelte, kam es gestern zu einer leichten Gegenbewegung. Vorangegangen waren Äußerungen der japanischen Notenbank (BoJ), welche ein Ende ihrer negativen Zinspolitik zum Jahresende andeutete. Dies führte zu einem Ausverkauf bei japanischen Staatsanleihen. Im Sog dieser Entwicklung fielen die asiatischen Börsen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die bevorstehende Zinsnormalisierung der BoJ weitreichende Auswirkungen haben könnte. Es verschwindet hierdurch nämlich einer der letzten globalen Ankerpunkte der ultra-niedrigen Kreditkosten. Entsprechend gaben auch europäische Aktienindizes am Donnerstag nach und die Renditen europäischer Staatsanleihen verlangsamten ihre fallende Tendenz. Äußerungen aus der EZB (Kazimir), der Erwartungen einer Zinssenkung im März 2024 als Science-Fiction bezeichnete, bremsten die Bondrally der letzten Wochen zusätzlich. Vorangegangen war zuvor ein Statement von Kazaks (EZB) der keine Notwendigkeit für Kürzungen in der ersten Jahreshälfte 2024 sieht. DAX -0,16%; MDAX -0,76%; TecDAX -0,27%, Dow Jones +0,18%; S&P 500 +0,80%; Nasdaq Comp. +1,37%.
Unterehmen
Bei BASF in Ludwigshafen steht ein massiver Konzernumbau bevor. Das Agrarchemiegeschäft sowie der Bereich Batteriematerialien sollen in rechtlich eigenständige Einheiten überführt werden. Die geplante Ausgliederung betrifft rd. 10% der Belegschaft im Stammwerk (2.500 Beschäftigte). BASF setzt große Hoffnungen in das Geschäft mit Batteriematerialien. Hier wird bis 2030 eine operative Rendite (EBITDA-Marge) von >30% angestrebt. Im Agrarchemiegeschäft mittelfristig eine Rendite von >23%. Im Februar dieses Jahres hatte BASF ein neues Sparprogramm angekündigt, dem weltweit rd. 2.600 Stellen zum Opfer fallen (knapp zwei Drittel davon in Deutschland). Bis Ende 2025 sind betriebsbedingte Kündigungen im Ludwigshafen aufgrund einer laufenden Standortvereinbarung ausgeschlossen.
Devisen und Rohstoffe
Devisenhändler preisen derzeit für 2024 eine höhere Anzahl an Zinssenkungsschritten der EZB ggü. der Fed. Gefangen in diesem Kanon Gezwitscher von Falken und Tauben, im weltweit orchestrierten, vorweihnachtlichen Zentralbankenkonzert, handelte die europäische Gemeinschaftswährung gestern in einem engen Abstand zu ihrem 12-Monatsdurchschnittskurs von EUR/USD 1,0792. Gegenüber dem Schweizer Franken fiel der Euro sogar auf den tiefsten Stand seit der Aufhebung der SNBKursuntergrenze (Januar 2015 – Mindestkurs: 1,20 Franken).
Die Offshore-Windkraft entwickelt sich zum Rückgrat der Energiewende. Seit Anfang Dezember ist der Ostsee-Windpark Arcadis Ost 1 vor Rügen vollständig am Netz und liefert Strom. Mit einer Gesamtleistung von 257 Megawatt (27 Windkraftanlagen) kann der Windpark bis zu 290.000 Haushalte versorgen. Die Bundesregierung plant bis 2030 den Ausbau auf 30GW Offshore Kapazität (bis 2045 sogar auf 70GW). Dies korrespondiert mit einem Zubau von 62GW innerhalb der nächsten 22 Jahre und umfasst bis zu 7.000 neue Offshore-Windanlagen. Um diesen Ausbau zu gewährleisten, benötigt Deutschland aus Sicht der Windkraftbranche bis zu 200 Hektar zusätzliche Schwerlastflächen in den deutschen Seehäfen.
Nachdem die Ölmärkte kürzlich auf ein Halbjahrestief gefallen waren, kam es gestern zu einer kleinen Gegenbewegung. Anleger bleiben aber vorsichtig. Neben den freiwilligen Kürzungen der OPEC+ dominieren derzeit auch konjunkturelle Sorgen aus China und den USA das Marktgeschehen.
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