Börse am Morgen: BASF, EZB, Weihnachtsgeschäft, DAX-Rekord - Nord LB
Laut einer gestern veröffentlichten Ifo-Unternehmensumfrage hellt sich die Geschäftslage im Einzelhandel vor dem Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts auf. Im November stieg das Barometer auf minus 8,8 Punkte (Oktober: minus 13,5 Punkte). Dies ist der erste Anstieg seit drei Monaten. Trotzdem bleiben die Erwartungen für die kommenden Monate pessimistisch. Es werden keine großen Impulse aus dem Weihnachtsgeschäft antizipiert. Insbesondere Baumärkte und Möbelhäuser sowie Händler von Unterhaltungselektronik und Spielwaren melden eine angespannte Geschäftssituation.
Tagesausblick
Heute wird man auf die deutschen Auftragseingänge gleich am frühen Morgen schauen, die im Vormonatsvergleich vermutlich deutlich zulegen sollten, was aber wenig daran ändern wird, dass es im Vorjahresvergleich weiterhin massiv nach unten gegangen ist. Am Nachmittag kommen aus den USA die Beschäftigungsänderungen von ADP, die Handelsbilanz, die Produktivität sowie die Lohnkosten auf den Tisch. Richtige Marketmover sind diese Daten im Vorfeld des am kommenden Freitag anstehenden viel wichtigeren US-Arbeitsmarkts aber freilich nicht.
Renten- und Aktienmärkte
Knecht Ruprecht meint es gut mit den Börsianern. Die hoffnungsvollen Erwartungen von zukünftig wieder fallenden Zinsen hievten den deutschen Aktienindex am Dienstag auf ein neues Allzeithoch. Der bisherige Höchststand über 16.528,97 Punkte (aus Ende Juli) wurde passend am Vorabend des 6. Dezembers zum Handelsschluss egalisiert. Die im November gestartete Jahresendrally ist noch nicht vorbei. Auch die Rentenmärkte dies- und jenseits des Atlantiks erfreuten sich von steigenden Kursen und entsprechend fallenden Kapitalmarktrenditen.
Unternehmen
BASF plant den Einstieg bei einem weiteren Mega-Windparkprojekt in der Nordsee. Durch die Anteilsübernahme von 49% an den geplanten Offshore Windparks Nordlicht 1 und 2 (nördlich von Borkum), möchte der Ludwigshafener Chemiekonzern weitere Teile des eigenen Stromverbrauchs an seinen europ. Standorten decken. Nordlicht 1 und 2 werden voraussichtlich im Jahr 2028 in Betrieb genommen und eine Gesamtkapazität von 1,6 Gigawatt besitzen. Bereits im Jahr 2021 hat sich BASF an dem Offshore- Windpark Hollandse Kust Zuid (größter, weltweiter Offshore- Windpark) beteiligt. Aus diesen drei Windparks wird BASF ca. die Hälfte des Offshore produzierten Stroms erhalten.
Devisen und Rohstoffe
Taubenhafte Äußerungen aus der EZB (Isabel Schnabel) halfen dem Euro gestern nicht wirklich auf die Sprünge. Mit einem Zitat des berühmten Ökonomen John Maynard Keynes antwortete Schnabel in einem Reuters-Interview auf die jüngsten Inflationsrückgänge: „Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung. Was machen Sie, Sir?“ Erst vor nicht geraumer Zeit vertrat Schnabel (traditionell Falke im EZB-Board) noch die Auffassung, dass man mögliche, weitere Zinsanhebungen nicht ausschließen sollte. Der Euro notiert in dieser Gemengelage derzeit ggü. dem USD in der Nähe seines 1-Wochentiefs.
Trotz des relativ kalten Winterbeginns in Europa halten sich die Erdgaspreise bei rd. EUR 40/MWh erfreulich stabil. Die europ. Gasvorräte sind mit 94% sehr gut gefüllt. Starke LNG- Zuflüsse beruhigen zusätzlich. Statistisch liegen die Gaslagerbestände zu diesem Saisonzeitpunkt (im Fünf-Jahres-Durchschnitt) bei 84%. Die derzeitige Versorgungslange ist ausgesprochen komfortabel. Der saudische Energieminister bestätigte nochmals, dass die OPEC+-Kürzungen in Q1/24 in vollem Umfang umgesetzt werden. Auch eine weitere Ausdehnung sei für 2024 nicht ausgeschlossen. Saudi-Arabien trägt den Großteil der freiwilligen Produktionskürzung von 2,2 Mio. Barrel/Jahr. Die Ölpreise flirten in diesem Umfeld (seit Anfang Dezember) mit der USD 80-Marke und damit auf 12-Monatssicht unterhalb des Durchschnitts von USD 82,71.
Der europ. Weizenpreis konnte sich seit letzter Woche stabilisieren. Noch am vergangenen Montag fiel der Dezemberkontrakt im Tagesverlauf auf den tiefsten Stand seit Juli 2021 (EUR 212,50 pro Tonne). Charttechnisch befinden sich die Matif-Weizenfutures aber immer noch in einem mittelfristigen Abwärtstrend. Die derzeitige Erholung wird zum Großteil durch anziehende russische Exportpreise verursacht. Aufgrund schwieriger Wetterbedingungen kann Russland derzeit an seinem wichtigsten Schwarzmeerhafen Noworossijsk keine Schiffe abfertigen. Dadurch erhöht sich die Wettbewerbsfähigkeit von europ. Weizen auf dem Weltmarkt.
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