Deutschland: Inflation kriegt im Oktober wie erwartet kalte Füße - Nord LB
Soeben hat das Statistische Bundesamt seine Schnellschätzung zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise veröffentlicht. Die Inflation, gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex (VPI), geht demnach von 4,5% Y/Y im September sogar etwas stärker als erwartet auf 3,8% Y/Y im Oktober zurück und erreicht den niedrigsten Stand seit August 2021. Die monatliche Dynamik zeigt mit einer Veränderung von 0,0% konstante Preise an. Der europäische Verbraucherpreisindex (HVPI) fiel im Jahresvergleich von 4,3% auf 3,3% bzw. gegenüber dem Vormonat auf sogar auf -0,2%. Mit Blick auf die Kerninflation liegt der Preisauftrieb ex Nahrung und Energie laut dem Statistischen Bundesamt voraussichtlich bei 4,3% Y/Y.
Mit Blick auf die einzelnen Landesämter ergab sich schon vorab ein einheitliches Bild. Die Teuerungsrate auf Jahressicht im wirtschaftsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen war mit 3,1% mehr als einen Prozentpunkt niedriger als noch im September. In Hessen und Bayern rutschte die Inflation im Oktober auf Jahressicht unter die 4%-Marke.
Bedenklich sollte stimmen, dass die bereits gestern vom Statistischen Bundesamt gemeldeten Preise für Haushaltsenergie zu Beginn der Heizsaison 6,3% über dem Vorjahresmonat lagen und damit weiterhin über der Gesamtteuerung. Als zweiter wesentlicher Treiber der Inflation bleiben zudem Nahrungsmittel nach wie vor ein wunder Punkt. Mit Blick auf die vorgelagerten Wirtschaftsstufen waren die Erzeugerpreise im September zwar gefallen, die Dynamik der Dienstleistungspreise hatte hingegen angezogen.
Im europäischen Reigen kam die Meldung aus Deutschland diesmal sehr früh. Abgesehen von Belgien und Slowenien hatte nur Spanien heute Morgen schon seine Schnellschätzung veröffentlicht. Die Zahlen aus der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone lagen sogar etwas unter den Erwartungen. Nachdem sich die Teuerung im September wieder beschleunigt hatte, konnte sich der Oktober-Wert mit 3,5% Y/Y jedoch nicht von diesem Niveau lösen. Der HVPI lag auf Jahressicht ebenfalls bei 3,5%, auf Monatssicht bei 0,3%. Laut dem nationalen Statistikinstitut waren vor allem Preissteigerungen bei Strom ursächlich. Die spanische Zentralbank erwartet daher weitere Beschleunigungen bis in das nächste Jahr hinein.
Für die Geldpolitik dürften die Zahlen heute eher eine Bestätigung für die erste Zinserhöhungspause seit Juli 2022 sein. Mit „inaction is action“ charakterisierte EZB-Präsidentin Lagarde vergangenen Donnerstag die einstimmige Entscheidung der Währungshüter aus Frankfurt. Dennoch wurde mit Blick auf die Zielrate erneut auf die anhaltend zu hohe (Kern-)Teuerung hingewiesen. Insofern auch vergleichsweise große Redeanteile auf die Inflationsrisiken infolge des Kriegsgeschehens in Europa und Nahost entfielen, ist auch bei teils rückläufigen Energiepreisen sicherlich noch keine Entwarnung zu geben. Zwar haben sich die Ölpreise am aktuellen Rand von noch 95 USD/b im September auf unter 85 USD/b abgeschwächt, doch steht zur Diskussion, inwieweit beispielsweise die Risiken einer weiteren Eskalation im Nahen Osten tatsächlich eingepreist sind. Hier kann es durchaus erneut zu negativen Überraschungen kommen.
Fazit:
Die Inflationsrate in Deutschland bekommt im Oktober wie erwartet kalte Füße. Gemäß Schnellschätzung fiel der Wert auf Jahressicht auf 3,8%, beim HVPI ging es sogar auf 3,0% runter. Soweit Einzelheiten schon bekannt sind, deutet sich jedoch an, dass die Kerninflation auf Sicht weiterhin hartnäckig bleiben wird. Bedenklich sollte zudem die Dynamik bei Haushaltsenergie und Lebensmitteln sowie Dienstleistungspreisen stimmen. Im europäischen Reigen vermeldete u.a. Spanien eine Inflationsrate (3,5% Y/Y) unterhalb der Erwartungen, womit sich die Teuerung allerdings nicht vom im September noch angestiegenen Niveau lösen konnte. Für die EZB dürften die Zahlen heute eher eine Bestätigung für die vergangenen Donnerstag einstimmig beschlossene erste Zinserhöhungspause seit Juli 2022 sein.
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