Börse am Morgen: Siemens Energy, Vonovia, Dollar-Kurs und Ölpreise - Nord LB
Laut Bundesbank Präsident Joachim Nagel zeigt die straffe Geldpolitik der EZB Wirkung. Weiterhin solle von Sitzung zu Sitzung über den Einsatz der geldpolitischen Instrumente entschieden werden. Am vergangenen Donnerstag hatte die EZB beschlossen ihre Serie von Zinserhöhungen zu pausieren. Die EZB avisiert eine Inflation von 2%. Im September war diese von 5,2% auf 4,3% binnen Monatsfrist gefallen. Heute veröffentlich das Statistische Bundesamt eine erste offizielle Schätzung für den Monat Oktober. In einer von der Nachrichtenagentur Reuters durchgeführten Umfrage erwarten Ökonomen (im Oktober) eine Inflation von nur noch 4,0% (im Vorjahresmonatsvergleich).
Wochenausblick
Trotz der durch den Reformationstag unterbrochenen deutschen „Arbeitsdynamik“ steht doch eine mit vielen Veröffentlichungen und mit drei wichtigen Notenbanksitzungen gespickte höchst interessante Woche an: Es beginnt am heutigen Montag mit den BIP-Wachstumszahlen zum III. Quartal (-0,2% Q/Q erw.) sowie den Inflationszahlen im Oktober (3,9% Y/Y erw.) für Deutschland. Am Dienstag folgen das BIP-Wachstum (-0,1% Q/Q erw.) und die Inflationsdaten (3,5% Y/Y erw.) für Euroland. Ab Mittwoch kommt dann in den USA höchste Spannung auf mit dem ISM PMI (49,0 erw.) sowie – am Freitag – dem Arbeitsmarktbericht (Stellenaufbau 160k erw.) und dem ISM Services PMI (53,0 erw.). Zudem werden am Dienstag und Mittwoch die wichtigen Stimmungsumfragen von CFLP und Caixin aus China veröffentlicht. Doch das ist noch nicht alles: Es stehen wichtige Notenbanksitzungen der BoJ (Di.), der Federal Reserve (Mi.) und der BoE (Do.) an, auf denen jedoch vermutlich die Zinsentscheidungen diesmal allesamt in Richtung Abwarten gehen dürften.
Renten- und Aktienmärkte
Frau Lagarde drückt die musikalische Pausetaste auf der Zinserhöhungsklaviatur und prompt fallen die Kapitalmarktrenditen europ. Staatsanleihen. Insbesondere ital. Bonds atmeten zum Wochenschluss auf. Bis Ende 2024 werden terminierende Anleihen im Pandemie-Notfallkaufprogramm wieder reinvestiert. Dt. Bunds verließen den Handel bei 2,83% (-3 Basispunkte), italienische Anleihen bei 4,80% (-7 Basispunkte). Beim DAX war bisher im Oktober nichts zu holen. Minus 3,44% auf Monatssicht.
Unternehmen
Der Präsident des Ifo-Instituts Fuest äußert sich kritisch zu den diskutierten, möglichen Staatshilfen für Siemens Energy. „Es gibt keine überzeugende Rechtfertigung für den Staat, Siemens Energy finanziell oder mit Bürgschaften zu unterstützen… die Unterstützung bedeutet einen Transfer von Steuergeldern an die Gläubiger und Aktionäre von Siemens Energy, die eigentlich haften müssten. Es ist die Aufgabe der Gläubiger und Aktionäre, die Firma zu sanieren und auf Ansprüche zu verzichten“. Siemens Energy befindet sich derzeit in Gesprächen mit dem Bund über staatliche Garantien i. H. v. EUR 15 Milliarden. Siemens Energy hat seit längerem große Probleme im Windkraft-Business.
Die Stadt Dresden erwirbt 1.213 Wohnungen sowie unbebaute Grundstücke von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia. Der Kaufpreis beträgt EUR 87,8 Mio. (Buchwert zum 30.06.2023). Neue Immobilieneigentümerin wird die städtische Wohnungsgesellschaft WiD Wohnen in Dresden. Vonovia hat den Expansionskurs der vergangen Jahre beendet und insgesamt ein Portfoliopaket i. H. v. EUR 13 Milliarden zur möglichen Veräußerung identifiziert.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR/USD ging zum Wochenschluss kaum verändert aus dem Devisenhandel. Nach der EZB Sitzung fehlten Impulse.
Kasachstan könnte über die Druschba-Pipeline (Raffinerie Schwedt wird hierüber versorgt) die Ölexporte nach Deutschland auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen. Gespräche über zusätzliche Lieferungen werden seit Ende September geführt.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat bereits letzte Woche ihren jährlichen World Energy Outlook veröffentlicht. In ihrem Basisszenario schätzt die IEA, dass die weltweite Ölnachfrage Ende der 2020er Jahre einen Höchststand von rund 102 Mio. Barrel pro Tag erreichen könnte und die Mengen danach (aufgrund des Übergangs zu saubereren Energien, insbesondere im Verkehrssektor), zurückgehen werden. In ähnlicher Weise schätzt die IEA, dass die weltweite Erdgasnachfrage bis zum Ende des laufenden Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen wird (aufgrund nachlassender Nachfrage im Strom- und Bausektor).
Ölpreise zogen am Freitag wieder an. Sorgen über eine Ausweitung des Nahostkonflikts sowie zunehmende Spannungen zwischen dem Iran und den USA zollten Tribut.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!