Börse am Morgen: OMV, Schaeffler, Vitesco, Dollar und Anleihen - Nord LB
Den vierten Monat in Folge ging im August die Produktion deutscher Unternehmen zurück. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Produktion Saison- und kalenderbereinigt m/m um 0,2%. Der Juli-Wert wurde von vorläufig -0,8% auf nunmehr -0,6% nach oben revidiert. Die verschiedenen Wirtschaftsbereiche wiesen eine differnzierte Entwicklung auf. So wirkten sich bspw. Produktionsrückgänge im Baugewerbe (-2,4%), bei der Energieerzeugung (-6,6%) und im Maschinenbau (-2,3%) negativ auf das Gesamtergebnis aus, wohingegen ein Wachstum in der Automobilindustrie (+7,7%, Juli: -9,4%), ein Plus in der Industrieproduktion (+0,5%) sowie positive Raten bei Investitionsgütern (+0,5%) sowie Vorleistungsgütern (+0,5%) dämpfend wirkten. Zuletzt gestiegene Aufträge könnten aber darauf hindeuten, dass die Produktion in der Talsohle angekommen ist.
Das Sentix-Barometer für Konjunktur im Euroraum ist im Oktober um weitere 0,4 auf minus 21,0 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November 2022 gefallen. Die befragten rund 1.220 Investoren sehen die aktuelle Konjunkturlage damit nochmals pessimistischer. Dagegen sind die Konjunkturerwartungen auf den höchsten Wert seit April gestiegen. Sentix leitet hieraus noch keine Trendwende ab, aber eine Abnahme des negativen Momentums.
Infolge des schwächelnden Konsums ist der Umsatz des deutschen Onlinehandels im Zeitraum von Juli bis September um nominal 13,9% auf EUR 17 Mrd. eingebrochen. Damit liegt er sogar noch unter dem Niveau von 2019. Die heftigsten Rückgänge verzeichneten Unterhaltung (-18,9%) und Bekleidung (-17,5%). Waren des täglichen Bedarfs gaben um gut zehn Prozent nach, wobei hierin vor allem Drogerieartikel (-15,7%) und Lebensmittel (-13,2%) negativ hervorstachen. Lediglich der Handel mit Tierbedarf (+4,7%) und Spielzeug (+2,0%) konnte zulegen.
Der LKW-Maut-Fahrleistungsindex, der als wichtiger Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung gilt, ist im September m/m um 0,4% gestiegen. Er lag aber um 2,7% niedriger als im Vorjahresmonat.
Tagesausblick
Im Vorfeld der morgen anstehenden USProduzentenpreise und der übermorgen anstehenden US-Verbraucherpreise ist heute der Datenkalender so ziemlich leer. Vor allem die Nachrichtenlage aus dem Nahen Osten dürfte kursbestimmend sein.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Anleihen waren nach dem Angriff auf Israel als sicherer Hafen sehr gefragt. An den Anleihemärkten im Nahen Osten kam es dagegen zu deutlichen Renditeanstiegen.
Aktienanleger scheuten das Risiko, handelten insgesamt aber besonnen, so dass es nicht zu Panikverkäufen kam. Rüstungswerte profitierten von der Angst einer Ausweitung des Konflikts zwischen Hamas und Israel, wohingegen die Aktien von Airlines oder auch die der großen US-Kreuzfahrtkonzerne unter steigenden Ölpreisen litten. So lagen die Aktien von United Airlines, Delta Air Lines und American Airlines jeweils zwischen 4% und 5% im Minus. Die Indizes der DAX-Familie gingen mit einem Abschlag aus dem Handel, die Wall Street drehte im späteren Handelsverlauf, gestützt von Aktien aus dem Energiesektor, sogar ins Plus. DAX -0,67%; MDAX -0,68%; TecDAX -0,84%, Dow Jones +0,59%; S&P 500 +0,63%; Nasdaq Comp. +0,39%.
Unternehmen
Der österreichische Erdöl-, Erdgas- und Petrochemiekonzern OMV hat in Q3 2023 nach einem veröffentlichten Trading-Update von höheren Ölpreisen und einer gestiegenen Raffinieriemarge profitiert, wohingegen die Margen im Chemiebereich weiter gesunken sind. Konkrete Ergebniss für Q3 veröffentlicht das Unternehmen am 31.10.2023.
Der Automobilzulieferer Schaeffler legte ein Übernahmeangebot für den Antriebs-Spezialisten Vitesco vor und möchte sich damit zu einem führenden Zulieferer für Elektrofahrzeuge entwickeln. Schaeffler bietet EUR 91 je Vitesco-Aktie, womit das Unternehmen mit EUR 3,64 Mrd. bewertet wird. Vitesco wurde vor rd. zwei Jahren von Continental abgespalten. Die Eigentümerfamilie Schaeffler hält bereits knapp 50% an Vitesco.
Devisen & Rohstoffe
Gold (+1,6% auf USD 1.861 je Feinunze) sowie der US-Dollar, traditionell als sichere Häfen gefragt, legten gestern zu. Trotzdem konnte sich der Euro über der Marke von 1,05 USD halten.
Die Ölpreise haben als Reaktion auf die Kämpfe zwischen der radikal-islamischen Hamas und Israel eine Rally gestartet. Sowohl Brent als auch WTI kletterten um rund 4%.
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